Erfuellt
Minuten sagten wir kaum etwas. Jocelyn forderte uns ein paarmal auf, ihre Sandburg anzusehen, aber davon abgesehen schwiegen alle vor sich hin.
Irgendwann kamen Jillian und July zurück. Die Kleine ließ sich auf Niles Schoß fallen und erstattete ihm über jede Sekunde, die sie ohne ihn verbracht hatte, genauestens Bericht. Er wiederum lauschte ihr, als wäre es das Spannendste, das er je gehört hatte. Genau das erwartete sie auch. Sie hatte die Gewissheit, dass es ihren Dad interessierte, was sie erzählte. Dass er wissen wollte, was sie zu verkünden hatte.
»Mädels, lasst uns mal ein wenig abkühlen gehen, dann können Dad und Della ein bisschen miteinander plaudern«, sagte Jillian, erhob sich und hielt July die Hand hin.
Ich linste zu Jasmine, die mir einen triumphierenden Hab-ich’s-dir-nicht-gesagt?!- Blick zuwarf. Dann stand sie auf und trottete hinter ihrer Mutter und ihren Schwestern her.
»Na, Lust auf einen netten kleinen Spaziergang?«, schlug Nile vor, stand auf und hielt mir ebenfalls die Hand hin. Ich brauchte seine Hilfe zwar nicht, aber er war nun mal ein waschechter Gentleman.
Wir liefen los, und ich wartete darauf, dass er mit der Sprache herausrückte.
»Della, pass auf. Ich möchte, dass du mit uns nach Phoenix kommst. Abgesehen von dem Mehrzweckraum haben wir noch ein weiteres Zimmer über der Garage, zu dem ein separater Eingang führt. Du hättest also genügend Privatsphäre, könntest zur Schule gehen, und wir alle könnten uns besser kennenlernen! Die Mädchen lieben dich, und Jillian findet dich auch ganz toll. Wir fänden es alle spitze, wenn du bei uns einzögest – auch wenn uns natürlich klar ist, dass du hier auch dein Leben hast.«
»Della!«, unterbrach Woods plötzlich Niles Ansprache. Ich blieb stehen und sah, wie Woods auf mich zustürzte. Was machte der denn hier?
»Ich fasse es nicht!«, sagte Nile neben mir amüsiert. Ich hatte gar keine Zeit, mich auf ihn und sein Angebot zu konzentrieren. Woods sah wahnsinnig aufgeregt aus.
»Woods?« Ich versuchte in seinem Gesicht abzulesen, ob alles in Ordnung war. War jemandem etwas zugestoßen?
»Verlass mich nicht!«, sagte er panisch, packte meinen Arm und holte tief Luft, als wäre er meilenweit gerannt.
»Wovon redest du?! Natürlich nicht!«
Er blickte hinüber zu Nile und dann, mit wild entschlossenem Gesichtsausdruck, wieder zu mir.
»Ich liebe dich. Du bist die Frau meines Lebens. Mein Ein und Alles. Bitte geh nicht!«
Hatte Nile ihm etwa gesteckt, dass er mich nach Phoenix mitnehmen wollte? Und wenn – hatte Woods dann ernsthaft geglaubt, ich würde auf dieses Angebot eingehen? Hatte ich wirklich eine solche Unsicherheit in ihm ausgelöst? Na ja gut, ich war einfach abgehauen ohne irgendeine Erklärung. Von dem mickrigen Zettel einmal abgesehen. Ich nahm Woods’ Gesicht in beide Hände und sah ihm tief in die Augen. Ich wollte sichergehen, dass er mich wirklich verstand.
»Ich werde dich nicht verlassen. Niemals. Du müsstest mich schon zum Teufel jagen, damit das passiert, und selbst dann würde ich ja doch nur einen Plan aushecken, wie ich dich zurückerobern könnte. Notfalls fessle ich mich mit Handschellen an dich. Nichts kann mich von dir wegbringen, verstehst du? Gar nichts!« Ich fuhr mit den Daumenkuppen über seine Wangenknochen, die so perfekt waren, dass es schon beinahe unfair war.
»Er will dich fragen, ob du mit ihnen nach Phoenix gehst!«, sagte er aufgeregt und starrte mich an.
»Ich weiß, ich weiß. Hat er gerade. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich das auch mache!«, sagte ich lächelnd und sah in Woods’ wunderschönes, besorgtes Gesicht.
»Also lässt du mich nicht sitzen?«, fragte er noch einmal.
Ich schüttelte den Kopf, ließ meine Hände sinken und wandte mich Nile zu.
»Es schmeichelt mir wahnsinnig, dass Jillian, du und die Mädchen so schnell in Erwägung ziehen, mich in eure Familie aufzunehmen. Ich bin sehr bewegt und will euch alle auch furchtbar gern besser kennenlernen. Aber ich gehe nicht weg aus Rosemary und will Woods nicht verlassen. Er ist meine Familie. Und die Menschen hier auch. Eine andere brauche ich nicht.«
Nile wirkte weder verletzt noch so, als wollte er die Sache weiter ausdiskutieren. Stattdessen sah ich, wie sich seine Miene aufhellte. Ja, er wirkte ziemlich zufrieden.
»Weißt du, sosehr es mich gefreut hätte, wenn du zu uns gezogen wärst, so dankbar bin ich doch, dass es jemanden gibt, der dich so sehr liebt«, sagte er und
Weitere Kostenlose Bücher