Erfuellt
zu viel Tequila getrunken, und ich musste sie bremsen. Sie hatte wirklich genug – Scheiße!«
»Sie geht viel zu tief ins Wasser!«, rief ich und trat einen Schritt aufs Ufer zu. Jace stürzte Richtung Meer, und ich rannte ihm nach. Irgendjemand aus der Menge rief Bethys Namen, als ihr Kopf versank. Nein. Das durfte nicht passieren!
Jace warf sich in die Fluten und kraulte auf Bethy zu. Ich riss mir das T-Shirt vom Leib, um schneller schwimmen zu können, und hechtete ebenfalls ins Wasser. Ich würde meinen besten Freund jetzt nicht im Stich lassen.
Bethys gurgelnder Aufschrei erfüllte die Luft.
»Bleib ganz ruhig, Baby! Bleib ganz ruhig! Kämpf nicht dagegen an, bitte, bitte … Du wirst untergehen, und dann keine Kraft mehr haben, wieder aufzutauchen«, brüllte Jace ihr zu, während er auf sie zuschwamm.
Ich konnte sehen, wie er sie packte, als ihn gleichzeitig der tödliche Zug einer Brandungsrückströmung ergriff. Das durfte nicht sein. O Gott, bitte nicht.
»Du musst sie mir abnehmen, Woods!«, schrie Jace mir über das Getöse der Brandung hinweg zu.
Wie um alles in der Welt sollte ich Bethy retten und ihn hier zurücklassen?
»Komm mit mir mit, Jace«, verlangte ich.
»Woods, hör zu …« Kurz verschwand sein Kopf unter Wasser. Dann tauchte Jace wieder auf, die panische Bethy in seinen Armen.
»Du musst sie hier rausbringen, sonst sterben wir alle drei. Ich werde sie ganz sicher nicht ertrinken lassen, also bitte, hilf mir!«
Ich nickte. Ja, ich musste das tun. Er würde es schon schaffen. Er war stark und schlau, und wir hatten beide gelernt, wie man mit den Brandungsrückströmungen umgehen musste. Also griff ich nach Bethy, die immer wieder Jace’ Namen schrie.
»Ich liebe dich«, sagte er zu ihr, als er sie losließ. Bethy klammerte sich an mich und weinte.
»Sag so was ja nicht!«, brüllte ich ihn an. »Du wirst es hier rausschaffen. Also red nicht so ein Zeug!«
»Hauptsache, ihr macht, dass ihr wegkommt!«
Ich merkte, wie der Sog stärker wurde. Bethy klammerte sich an mich, und ich schwamm zurück ans Ufer.
Rush kraulte auf uns zu, und Erleichterung übermannte mich. Jetzt konnte ich mich um Jace kümmern.
»Gib sie mir!«, befahl Rush und streckte die Arme nach Bethy aus.
»Bitte, hol ihn!«, rief sie, als Rush sie mir abnahm.
Ich wartete keine Sekunde länger und machte mich sofort auf den Rückweg zu Jace.
Aber er war weg.
Verzweifelt sah ich zum Ufer, um herauszufinden, ob er sich vielleicht bereits in Sicherheit gebracht hatte, ohne dass wir es mitbekommen hatten. Aber da war nur Rush, der Bethy an den Strand trug.
Ich wandte mich wieder den dunklen Wellen zu. Um mich herum herrschte Stille. Nichts.
Er war doch gerade noch da. Ich habe ihn doch eben noch gesehen! Er ist nicht weg. So schnell geht das doch gar nicht.
Ich tauchte unter und zwang mich, trotz des Salzwassers die Augen zu öffnen. Um mich herum war es nur schwarz, ich konnte nichts erkennen. Licht. Ich brauchte Licht. Panisch streckte ich die Arme aus, hoffte, dass ich Jace vielleicht ertasten konnte. Meine Lungen brannten wie Feuer, und ich kämpfte mich strampelnd nach oben, brach durch die Oberfläche und schnappte gierig nach Luft. Vom Ufer her drang mein Name an meine Ohren. Sie riefen nach mir, schrien sich die Seele aus dem Leib. Ich hörte auch, wie jemand Jace’ Namen brüllte. Ich konnte auf keinen Fall ohne ihn zurückkehren.
Wieder tauchte ich ab. Ich musste ihn finden. Ich durfte ihn nicht verlieren. Nein, nein, nein. Nicht so. Nicht jetzt. Wir waren doch dazu bestimmt, als zwei grummelige alte Männer auf einer Bank zu sitzen und aufs Meer zu schauen. Ich bemühte mich, so gut ich konnte, die Panik zu unterdrücken, die immer stärker wurde, je länger ich ihn nicht fand. Ich tauchte und tauchte und kämpfte mit aller Kraft gegen die Strömung an, während ich versuchte, irgendeine Spur von Jace zu finden. Irgendetwas, wonach ich greifen konnte. Aber ohne Erfolg.
Als meine Lungen zu bersten drohten, schwamm ich zurück an die Oberfläche, nur um sofort wieder unter einer mannshohen Welle begraben zu werden, ehe ich auch nur Atem holen konnte. O nein, so schnell würde ich nicht aufgeben. Ich musste meinen Freund retten.
Plötzlich rissen mich zwei starke Arme nach oben. Hektisch schnappte ich nach Luft und hustete.
»Verflucht, Woods. Jetzt reicht es aber! Sonst säufst du uns auch noch ab. Jace ist weg, Mann. Er ist ertrunken. Ich lasse nicht zu, dass dir dasselbe passiert.«
Was?
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