Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
Leben.
Brenna deutete auf das erste Objekt.
„Diesen Pferdekopf habe ich aus der Erinnerung an einen Traum geschnitzt, den ich als Kind immer gehabt habe. In dem Traum gab es eine wunderschöne Frau, die auf einer Stute ritt. Sie hatte rotgoldenes Haar und wilde Locken.“ Brenna lächelte scheu. „Die Schönheit der Frau konnte ich nicht nachahmen, also habe ich mich auf den Kopf der Stute konzentriert.“
„Darf ich ihn berühren?“, fragte er.
Brenna nickte.
Ehrfürchtig nahm Cuchulainn die Holzschnitzerei in die Hand und schaute sie sich genau an. „Du hast die Auserwählte Stute sehr gut getroffen. Du hast sogar die leicht arrogante Haltung ihres Halses eingefangen.“
„Eponas Auserwählte? Aber ich wollte gar nicht die Auswählte Stute schnitzen.“
Cu lächelte und berührte ihr Gesicht. „Wie könntest du nicht? Du hast von ihr geträumt, so wie du von meiner Mutter geträumt hast.“
„Nein … ich …“
„Erinnerst du dich noch an den Traum?“
„Ja.“
„Denk an die Augen der Frau.“
Brenna konzentrierte sich darauf, die Erinnerung an den Traum wachzurufen, den sie während ihrer schmerzhaften Kindheit sooft gehabt hatte. Es fiel ihr nicht schwer, denn der Traum hatte ihr immer Vergnügen bereitet. Die Stute und die Frau waren wunderschön, und sie schienen immer fröhlich und unbelastet von all dem Grauen zu sein, das Brenna durchmachen musste. Sie dachte an die Frau, sah sie klar vor sich, konzentrierte sich auf die Augen …
Überrascht starrte sie ihn an. „Sie hat deine Augen!“ Sie hatten nicht genau die gleiche Farbe, denn Etains waren mehr grün als blau, aber die Form war definitiv dieselbe.
„Nun, wenn man sie fragt, dann ist es genau umgekehrt: Ich habe ihre Augen.“
Ein Schauer lief durch Brennas Körper. Sie hatte wieder und wieder von Cuchulainns Mutter geträumt.
Vorsichtig legte Cuchulainn den Pferdekopf zurück auf den Altar. Dann strich er mit einem Finger über den türkisgrünen Stein und berührte danach sanft die glänzend blaue Feder. „Du hattest recht, Brenna, das ist genau die Farbe meiner Augen.“ Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die perfekt tropfenförmige Perle; er unterdrückte ein Lachen.
„Was ist?“, wollte Brenna wissen.
„Oh Liebste! Wir sind wirklich füreinander bestimmt.“ Er berührte wieder ihr Gesicht. „Du hast von meiner Mutter geträumt und hütest auf deinem Altar ein Bild der Auserwählten Stute. Du sammelst Gegenstände, die genau die Farbe meiner Augen haben, und jetzt auch noch die Perle.“ Er lachte wieder. „Mein Vater wird einen Ring mitbringen, den ich dir geben möchte. Er ist seit Generationen in unserer Familie. Ein silbernes Band, das mit ineinander verschlungenen Efeuranken verziert ist. In seiner Mitte sitzt eine einzelne Perle in der Form einer perfekten Träne. Der Zwilling der Perle, die du hier hast.“
„Ich habe sie gefunden.“ Die Freude, die in ihrer Brust tobte, machte es ihr beinahe unmöglich, zu sprechen. „In dem Jahr, in dem ich zur Frau geworden bin. Ich war allein und sehr unglücklich und saß an einem Fluss, als mein Blick an etwas hängen blieb. Ich schaute genau hin, und da war sie.“
Cuchulainn zog Brenna in seine Arme und hielt sie fest.
„Nie wieder. Ich verspreche dir, meine Liebste, dass du nie wieder unglücklich sein wirst.“
Eng an ihn gedrückt, spürte sie sowohl die Kraft seines Körpers als auch seine Liebe. Die letzten Überreste des eisigen Käfigs, der ihr Herz gefangen gehalten hatte, schmolzen und lösten sich auf. Sie schaute den Mann an, dem sie vertrauen und den sie lieben wollte.
„Würdest du etwas für mich tun, Cuchulainn?“
„Alles, Liebste.“
Sie atmete tief durch. „Liebe mich.“
Seine Antwort bestand darin, mit ihr in seinen Armen aufzustehen und sie zum schmalen, ordentlich gemachten Bett zu tragen.
„Puste die Kerzen aus“, flüsterte sie.
Er hob ihr Kinn mit einem Finger an. „Wir werden den Rest unserer Leben zusammen verbringen. Ich werde dich sehen, Brenna, alles von dir – und oft. Ich weiß, dass das für dich schwer ist, aber ich möchte die heutige Nacht mit Ehrlichkeit zwischen uns beginnen.“
Der Regen trommelte auf das Dach und schloss sie in ihrer kleinen Welt ein. Brenna schob ihre Angst beiseite und erwiderte Cuchulainns Blick.
„Würdest du wenigstens einige von ihnen auspusten?“
Er lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, dann eilte er quer durchs Zelt, um alle Kerzen auszublasen bis auf eine,
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