Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
geflügelte Frau an seiner Seite vor und sank vor Lochlan in einen tiefen Knicks. „Du bist so lange von uns getrennt gewesen, Lochlan. Wir haben uns Sorgen gemacht, dass dich eine Krankheit befallen hat.“
Fallons Stimme war süß, und für einen Augenblick war ihr vertrauter Klang Balsam für seine geschundene Seele. „Deine Instinkte waren nicht gänzlich falsch, Fallon. Das Schicksal hat es nicht gut mit mir gemeint.“
„Du hast die behufte Göttin nicht gefunden?“, fragte Keir.
Lochlans Blick war eisig. „Ich habe sie gefunden, doch es istnicht sie, von der die Prophezeiung spricht.“
Die geflügelten Menschen bewegten sich unruhig. Ihre Blicke huschten von Keir zu Lochlan und zurück.
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß es, weil sie keine Göttin ist, sondern einfach eine Mutation aus zwei Rassen. Sie ist nicht anders als wir!“
„Das kann nicht sein“, sagte Fallon gebrochen.
„Noch ist die Hoffnung nicht verloren. Ich habe einen neuen Plan.“ Lochlan erhob seine Stimme gegen den Sturm. Ein Blitz erhellte die Nacht, der Regen wurde stärker.
„Müssen wir hier stehen? Kannst du uns keinen Unterschlupf anbieten?“, fragte Fallon.
Er wollte ihnen zubrüllen, dass er keinen Unterschlupf hatte, und sie zwingen, noch in dieser Nacht den Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren, aber er wusste, sollte er sie vertreiben, würden sie die Unsinnigkeit seiner Handlungen erkennen – und wissen, dass er etwas vor ihnen verbarg. Dann würden sie nicht eher ruhen, bis sie das Geheimnis entdeckt hatten.
„Folgt mir schnell und leise. Ich werde euch mit zu meiner Höhle nehmen.“ Als er sich umdrehte, trat Fallon zu ihm und legte sanft eine Hand auf seinen Arm.
„Geht es dir gut, Lochlan? Warum haben wir dich nackt durch den Sturm laufend vorgefunden?“
Lochlan schaute von der sanften Fallon zu ihrem Partner und dann zu den anderen. Sie beobachteten ihn angespannt, als fürchteten sie, die Zeit ihrer Trennung hätte ihn in den Wahnsinn getrieben, der an jedem von ihnen zerrte. In diesem Moment war es ihm egal, was sie dachten – für ihn zählte nur, dass das Gefüge seiner Welt auseinandergebrochen war. Der Traum war vorbei, und er glaubte nicht, dass er das Licht des Tages würde ertragen können.
„Hat keiner von euch je den Wunsch verspürt, in einen wild tosenden Sturm hineinzulaufen?“ Er entblößte die Zähne, dann entfaltete er die Flügel und glitt in einer Geschwindigkeit davon, von der er wusste, dass sie Schwierigkeiten hatten, ihm zu folgen.
Die Höhle, die ihm als Unterschlupf diente, war gerade groß genug für sie alle. Schweigend machte Lochlan sich daran, ein Feuer zu entzünden; ein Luxus, den er sich alleine selten gegönnt hatte, aberwegen des Sturms und der Dunkelheit der Nacht war die Wahrscheinlichkeit gering, dass jemand den Rauch und damit sein Versteck bemerken würde. Er zog sich an und teilte seine mageren Vorräte mit seinen Leuten, die ihn immer noch misstrauisch beäugten. Er hätte es merken müssen, als sie Partholon betraten; er hätte ihre Anwesenheit fühlen sollen. Dass er es nicht tat, war ein Zeugnis dafür, wie abgelenkt er durch Elphame gewesen war; er hatte die Ankunft der vier nicht bemerkt. Keir hatte seine Reisegefährten gut ausgewählt, das musste Lochlan zugeben. Fallon war von seiner Seite natürlich nicht wegzudenken. Die Zwillinge Curran und Nevin waren schon immer einer Sache treu ergeben: der Erfüllung der Prophezeiung. Das stand für sie über allem. An Keirs Stelle hätte er die beiden bei diesem Unterfangen ebenfalls mitgenommen.
Er wusste ohne jeden Zweifel, was Keir vorhatte. Er war gekommen, um sicherzustellen, dass Lochlan die behufte Göttin als lebendes Opfer mit nach Hause brachte.
„Erzähl uns von ihr, Lochlan“, bat Nevin.
„Wie kannst du so sicher sein, dass sie nicht diejenige ist?“ Wie immer nahm Curran den Gedanken seines Bruders auf und führte ihn fort.
Lochlan sprach wohlüberlegt. Ihm war bewusst, dass seine Worte Elphame entweder retten oder verdammen konnten.
„Ich habe viel Zeit damit zugebracht, sie zu beobachten. Sie ist keine Göttin. Sie ist einfach nur eine junge Frau, deren Körper, aus welchen Gründen auch immer, sowohl die Züge ihrer menschlichen Mutter als auch die ihres zentaurischen Vaters trägt. Sie führte ihr Volk nicht durch Rituale zu Ehren Eponas. Sie ist nur die Stammesführerin des Clans, aber keine Göttin. Sie trägt nicht die Macht einer Göttin in sich.“
„Das
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