Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
mit seinen Flügeln, hüllte sie in seine Wärme, presste seine Lippen an ihr Ohr und flüsterte: „Dein Freund lügt.“
Sie legte den Kopf weit genug nach hinten, um in seine Augen schauen zu können. „Was meinst du, Keir?“
„Eben, durch den Regen und seinen Schweiß, konnte ich sie anihm riechen. Er roch nach ihrem Blut und nach Sex“, zischte Keir.
Fallon schaute ihm tief in die Augen. Sie hatte nichts Seltsames an Lochlan gerochen, aber Keirs Geruchssinn war wesentlich feiner als ihrer; er hatte sogar ab und zu Lochlans untrüglichen Sinn, Spuren anhand ihres Duftes zu verfolgen, geschlagen.
„Du musst nur an das denken, was du in seinen Augen gesehen hast, um zu wissen, dass ich die Wahrheit sage. Die behufte Göttin ist die Eine, aber Lochlan zieht es vor, sie für sich zu behalten.“
Fallon schloss die Augen und legte den Kopf auf die Brust ihres Gefährten. Sie dachte an das, was sie an diesem Abend in Lochlans Augen gesehen hatte. Die Antwort war leicht. Sie hatte Verzweiflung und Herzschmerz gesehen – all das, was der noble Lochlan fühlen würde, wenn er die Liebe seiner Träume der Rettung seines Volkes vorgezogen hätte.
Keir hatte recht. Fallon spürte, wie Wut in ihr aufstieg.
33. KAPITEL
Sonnenstrahlen fielen durch die hohen schmalen Fenster in die Hauptkammer, und Elphame blinzelte im hellen Morgenlicht. Sie setzte sich zu abrupt auf; das Zimmer um sie schien zu schwanken. Ihr Kopf fühlte sich schwer an, und ihr Mund war ausgetrocknet. Es war, als hätte sie am Abend zuvor zu viel Wein getrunken, dabei hatte sie noch nicht einmal eine Weintraube gegessen. Was stimmte nur nicht mit ihr? Sie rieb sich den Hals, der ein wenig juckte, und ihre Finger fanden die beiden kleinen Wunden.
Lochlan …
Die Erinnerung an die Ereignisse in der Nacht kam mit einem Schlag zurück.
Er hatte sie verlassen. Sie atmete tief und gleichmäßig durch. Sie würde nicht wieder weinen; sie würde nachdenken. Geh einfach noch einmal alles durch, was passiert ist, sagte sie sich. Es musste einen rationalen Grund für sein Verhalten geben.
Am Anfang war alles gut gewesen. Er hatte ihre Ängste bezüglich Cuchulainns zukünftiger Traurigkeit gelindert. Er hatte versprochen, dass sie das, was immer auch die Zukunft bringen sollte, gemeinsam angehen würden. Er hatte sie geliebt.
Und er hatte ihr Blut gekostet. Das war der Moment gewesen, in dem er sich von ihr losgerissen hatte. Was hatte er dabei gesagt?
So darf es nicht sein! Das werde ich nicht zulassen!
Was hatte er damit gemeint? Der Aderlass hatte bei ihr erst seltsame Euphorie hervorgerufen, dann hatte er die Wirkung eines starken Schlafmittels gehabt. Sie spürte noch immer die Nachwirkungen, aber es war nichts Schlimmes gewesen. Sie tastete nach den Wunden an ihrem Hals, während sie sich an die unglaublich erotischen Empfindungen erinnerte, die durch ihren Körper geströmt waren, als er ihr Blut getrunken hatte.
Sie wusste, dass er sein Leben damit zugebracht hatte, seine dunkle Seite zurückzuweisen. In der vergangenen Nacht hatte er ihr offenbart, dass dieser Kampf sein Volk in den Wahnsinn zu treiben drohte. Ein Schauer überlief sie, als sie an die Traurigkeit in seiner Stimme dachte, als er von den Kindern gesprochen hatte. Vielleicht war das Trinken ihres Blutes für ihn so etwas wie Kapitulation, Akzeptanz – eine verlorene Schlacht gegen das, was er an sich selbstam meisten hasste. Bedeutete das, dass er sie nun in seinem Kopf mit diesem Selbsthass verband?
Nein! Das konnte sie nicht glauben. Lochlan war ihr Ehemann, er hatte vor Epona geschworen, sie zu lieben. In der Nacht, in der sie sich in der Handfeste vereinten, hatte sie entschieden, ihm zu vertrauen. Ihr gemeinsamer Weg würde nicht glatt und eben sein – so viel wussten sie beide bereits. Auf keinen Fall würde sie sich jetzt vom ersten Hindernis in die Knie zwingen lassen.
Er hatte sie gebeten, ihm nicht zu folgen. Also würde sie an ihn glauben und auf ihn warten. Bis er wieder auftauchte, hatte sie genug damit zu tun, die Arbeiten voranzutreiben und ihren Clan zu führen. Sie konnte sich nicht den Luxus anderer junger Frauen gönnen. Ihr Clan konnte mit einer Führerin, die ihrer verlorenen Liebe nachtrauerte, nichts anfangen.
War er verloren? Bei diesem Gedanken rieselte ein eisiger Schauer über ihren Rücken, also schob sie ihn schnell beiseite.
In dem Versuch, zu ein wenig Normalität zu finden, ging sie zu ihrer Frisierkommode, auf der ein Wasserkrug
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