Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
menschlicher sein als sie.“
„Was schlägst du vor?“, fragte Keir verbittert.
„Geht nach Hause. Kümmert euch um das Wohl eures Volkes.
Ich werde allein zum Tempel der Musen reisen, und wenn ich ins Ödland zurückkehre, dann in Gegenwart einer Göttin. Wenn ihrBlut das Dunkle aus unserem Blut gewaschen hat, werden wir in der Lage sein, Partholon auf friedliche Weise zu betreten. Kein Partholonier wird je wissen, dass der Preis für unsere Rettung das Blut einer ihrer Göttinnen war.“
„Es liegt …“, sagte Curran.
„… eine gewisse Logik in deinen Worten“, ergänzte Nevin. Lochlan wandte ihnen den Rücken zu und starrte hinaus in den Regen. Sie schienen seine Lügen und Halbwahrheiten zu akzeptieren. Er würde sich jedoch erst erlauben, Erleichterung zu empfinden, wenn alle vier ins Ödland zurückgekehrt waren – und er sicher sein konnte, dass Elphame keine Gefahr mehr drohte.
Keir lehnte sich mit finsterer Miene gegen die hintere Höhlenwand. Fallons Blick folgte ihrem Partner, während sie sich zu Lochlan an den Höhleneingang gesellte.
„Liebst du sie immer noch, mein Freund?“, fragte sie sanft.
„Nein.“ Lochlan schmeckte die gallenartige Fäulnis seiner Lüge. „Ich habe sie nie geliebt. Das war alles eine Illusion.“
„Es ist besser so. Jetzt kannst du dir endlich eine Partnerin aus deinem eigenen Volk erwählen.“
Lochlan brachte ein steifes Nicken zustande.
„Du kommst mir so anders vor.“ Fallons Augen waren von Sorge überschattet.
„Du hattest recht. Ich war zu lange von meinem Volk getrennt.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Jetzt solltest du dich ausruhen. Ihr müsst morgen euren Rückweg antreten. Die Burg befindet sich ganz in der Nähe, und in ihr wimmelt es nur so von menschlichen und zentaurischen Arbeitern. Es ist hier nicht sicher für euch.“
„Was immer du sagst, Lochlan.“ Fallon verneigte sich respektvoll und kehrte zu ihrem Partner zurück.
Lochlan hörte, wie sie sich hinter ihm zur Nacht betteten. Müdigkeit zerrte auch an ihm, doch er wusste, dass er nicht schlafen würde. Wenn er schliefe, würde er träumen. Er würde von ihr träumen. Das könnte er nicht ertragen. Leise schlüpfte er aus der Höhle. Donner und Blitze waren verstummt, doch der Regen fiel noch immer in steten Tropfen. Lochlan kletterte auf den Hügel über der Höhle und setzte sich auf den steinigen Boden. Er schaute über das Land, von dem er nach und nach geglaubt hatte, es könnte seine Heimat werden. Das Land der MacCallan hatte ihn gerufen, aber es war einRuf, auf den er nie wieder antworten würde. Egal, was sein Herz und sein Blut ihm auch sagten, egal, dass Elphame glauben würde, er habe sie verraten. Er musste diesen Ort verlassen.
Er würde zum Tempel der Musen gehen, obwohl er wusste, dass es eine sinnlose Reise wäre. Die Vorstellung, dass die Inkarnation einer Göttin die Fähigkeit hatte, die Prophezeiung zu erfüllen, war für ihn nicht neu. Er und seine Mutter hatten oft darüber gesprochen. Es hatte sich jedoch für sie beide nicht gut angefühlt. Seine Mutter war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass ihm der Schlüssel zur Prophezeiung durch eine von Epona gesandte Frau enthüllt würde, die von der Göttin berührt worden war. Dass sie damit recht gehabt hatte, war ihm jetzt auch kein Trost.
Was war mit den nichts ahnenden Inkarnationen der Göttinnen der Musen? Könnte er wirklich eine unschuldige junge Frau entführen und sie ihrem Tod zuführen? Würde das nicht nur dazu dienen, das Dunkle in seinem Inneren zu füttern und ihn weiter von seinen menschlichen Wurzeln zu entfernen? Er biss die Zähne zusammen. Das war egal. Er würde es tun – es gab nichts, was er nicht tun würde, um Elphame zu retten. Er würde sie sogar verlassen.
Seine Schultern sackten zusammen, denn ihm war klar, diese Rettung wäre nicht von Dauer. Sein Volk würde dahinterkommen, dass der Tod der Inkarnation einer Muse nicht ausreichte, um die Prophezeiung zu erfüllen. Jahrelang hatten sie geglaubt, dass die behufte Göttin, die seine Träume heimsuchte, die Rettung vor dem sich ausbreitenden Wahnsinn war. Wie in einem nicht enden wollenden Kreislauf würden sie unweigerlich wieder zu diesem Glauben zurückkehren.
Würde er dann sein eigenes Volk bekämpfen müssen, um ihr Leben zu retten?
Lochlan schlug die Hände vors Gesicht und tat etwas, was er seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr getan hatte. Er weinte.
Fallon kuschelte sich an Keir. Er bedeckte sie
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