Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
die Prophezeiung erfüllt wird, nicht, um Unschuldigezu töten. Egal, was dein Volk von uns denkt, wir sind nicht wie unsere Väter.“
„Keir, es war nicht dein Fehler, dass Fallon dem Wahnsinn anheimgefallen ist. Du trägst keine Schuld an Brennas Tod“, sagte sie.
Langsam und bewusst drehte Elphame sich zu Lochlan um. Das Gemurmel und die geflüsterten Unterhaltungen wurden eingestellt. In der Stille, die sie umgab, waren Lochlans Worte klar und stark.
„Keir hat keine Schuld an Brennas Tod, aber ich. Ich bin der Führer meines Volkes, aber ich bin auch sein Verräter.“
„Deine Worte sind weise, Ehemann.“ In der unnatürlichen Stille klang das Wort „Ehemann“ wie ein zerbrechliches Echo, als hätte es sich, nachdem sie es ausgesprochen hatte, kristallisiert und wäre zersprungen.
Ihre Hand zitterte nicht, als sie sie mit der Handfläche nach oben zu ihrem Bruder ausstreckte. Cuchulainn legte den Griff seines Schwertes hinein. Mit langsamen, gesetzten Schritten ging sie auf Lochlan zu. Er stand still und sah sie an. In seiner Nähe, aber außerhalb der Reichweite seiner Ketten blieb sie stehen.
Lochlan ignorierte die zuschauende Menge und sprach nur zu ihr: „Als wir die Handfeste begangen haben, habe ich dir gesagt, dass ich dir immer folgen werde, selbst wenn das zu meinem Tod führt. Ich bereue dieses Versprechen nicht, so wie ich unsere Liebe nicht bereue. Als ich deinen Ruf erwiderte und dir Brenna brachte, wusste ich, dass das mein Ende sein wird. Ich habe es da akzeptiert, und ich akzeptiere es jetzt.“ In seinem Lächeln lag keine Bitterkeit, und seine Stimme drückte die tiefe Liebe aus, die er für sie empfand.
Anstatt für den entscheidenden Hieb auf ihn zuzugehen, erwiderte Elphame sein Lächeln. „Erinnerst du dich, dass du mir gesagt hast, ich muss mir selbst genug vertrauen, um Eponas Stimme zu hören? Du hattest recht, Lochlan. Endlich habe ich dieses Vertrauen gefunden und die Stimme der Göttin vernommen. Jetzt musst du mir ebenso vertrauen.“
„Ich vertraue dir, mein Herz.“ Er streckte die Arme seitlich aus, damit Elphame den tödlichen Stoß vollziehen konnte.
„Gut. Sehr bald schon werde ich dieses Vertrauen benötigen.“ Über ihre Schulter warf sie ihrem Bruder einen Blick zu. „Vergib mir, Cuchulainn“, sagte sie.
Als sie einen tiefen reinigenden Atemzug nahm, weiteten sichCuchulainns Augen, denn in diesem Moment verstand er, was sie vorhatte.
„Haltet sie auf!“, rief er und sprang vorwärts.
Sein Schrei wurde von Lochlan aufgenommen. Der geflügelte Mann zerrte wild an den Ketten und versuchte verzweifelt, seine Liebste zu erreichen, während Elphame die rasiermesserscharfe Klinge des Schwertes durch ihr eigenes Fleisch zog und sich den Arm vom Handgelenk bis zum Ellenbogen mit einem langen, tödlich tiefen Schnitt öffnete. Aus Angst, dass Cuchulainn sie zu früh erreichte, beeilte sie sich und nahm das Schwert in die andere Hand, um zu beenden, was sie begonnen hatte, doch die Kraft verließ sie bereits. Stumm bat ihre Seele um mehr Zeit – und die Steine, auf denen sie stand, hörten ihr unausgesprochenes Flehen.
Durch blutroten Nebel sah Elphame die Erscheinung des MacCallan neben sich auftauchen.
„Ich bin hier, Mädchen.“
Er hob eine leuchtende Hand, und kurz bevor ihr Bruder sie erreichte, wurde sie von Kraft umhüllt. Cuchulainn blieb abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen.
„Nicht, Cuchulainn.“ Wie das Läuten einer Totenglocke durchbrach die unheimliche Stimme des alten MacCallan das Geschrei, das sich erhob. „Du kannst das Schicksal der MacCallan nicht ändern. Es ist ihre Entscheidung, nicht deine.“
„Nein, Elphame!“ Weinend schlug Cuchulainn gegen die unsichtbare Mauer aus spiritueller Macht.
Mit ungelenken Bewegungen nahm Elphame das Schwert in die linke Hand, dabei kämpfte sie gegen den Schwindel an. Pulsierend floss das Blut aus dem langen Schnitt in ihrem Arm. Sie biss die Zähne zusammen, ignorierte den Schmerz, drückte die Klinge auf die unversehrte Haut an ihrem rechten Handgelenk und zog sie hinauf bis zum Ellenbogen. Erst dann ließ sie das Schwert zu Boden fallen. Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit aus ihrem Körper floss und ihre Arme und Beine badete. Als würde sie sich in einem Traum bewegen, sah sie durch den Kreis der Macht, den ihr Vorfahr heraufbeschworen hatte, Lochlan an. Tränen liefen über sein Gesicht. Er kämpfte immer noch gegen die Fesseln an, um zu ihr zu
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