Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
erfreut, Wynne mit den flammenden Haaren.“
„Gleichfalls, Mylord“, sagte die neue Köchin und sah ihn mit offener Bewunderung an.
„Jetzt, wo du sie kennengelernt hast, Cu, schick ein paar Männer zu ihr. Sie wird in der Burg sein, wie wir alle.“ Bei diesen Worten gab sie ihm einen kleinen Schubs in die Richtung, aus der er gekommen war.
„Ah, immer nur die Arbeit im Kopf, Schwester mein.“ Cu entfernte sich, wobei er sich galant verbeugte. „Ladies, wir sehen uns später.“
Die Frauen knicksten und riefen ihm Abschiedsworte hinterher.
„Mein Bruder ist ein Schlingel.“ Elphame hatte nicht bemerkt, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte, bis Wynne, die dem sich entfernenden breitschultrigen Cuchulainn immer noch hinterhersah, sprach.
„Aye, aber ein teuflisch fescher.“ Augenblicklich wurde die junge Frau blass, als hätte sie Angst, mit dieser Bemerkung eine unsichtbare Linie übertreten zu haben, und murmelte hastig eine Entschuldigung.
Elphame winkte ab und sagte betont locker: „Behalte dein Augenmerk auf teuflisch und erspare dir damit eine Wagenladung Herzschmerz.“
Würden sie sich in ihrer Gegenwart nie entspannen? Würden sie immer so tun, als wäre sie eine heilige Verbindung zum Himmel, und auf Zehenspitzen um sie herumschleichen? Sie versuchte doch ihr Bestes, um sich „normal“ zu geben. Hatte sie nicht gerade erst vor ihnen mit Cuchulainn herumgealbert?
Es braucht Zeit, damit sie merken, dass ich nicht anders bin als sie, sagte sie sich. Das hier war ihr Neuanfang, aber sie musste Geduld haben. Die vergangenen Jahre ließen sich nicht an einem Vormittag ausradieren. Sie zügelte ihre Frustration und wandte sich an die Gruppe: „Lasst uns mit der Arbeit beginnen. Ich weiß, dass jede von euch eine besondere Begabung hat.“ Sie lächelte die Frauen an, vor allem diejenigen, die sie schon kennengelernt hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass Brenna nicht mehr neben ihr stand. Sie hatte sich wieder in den hinteren Bereich der Gruppe zurückgezogen. „Aber ich fürchte, für den Augenblick müssen wir alle Meara nacheifern – erst wenn alles aufgeräumt und sauber ist, können wir uns auf unsere individuellen Talente besinnen. Fangenwir also am besten damit an, den Eingang zu unserem neuen Heim von Unkraut und Schutt zu befreien.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, ging Elphame zielstrebig auf die zugewachsene Lücke in der Mauer zu. Entschlossen packte sie ein Metallgitter, das einst stolz und gerade als Teil des Tors der Burg gestanden hatte. Sie zog daran, und unterstützt von der Kraft in ihren gut ausgebildeten Beinmuskeln gelang es ihr, das Gitter aus dem wuchernden Efeu herauszuziehen.
Als sie den Kopf hob, sah sie, dass die Blicke der Frauen zwischen ihr und den düsteren Schatten innerhalb der Burgmauern hin und her flitzten. Sie wirkten nervös und verängstigt. Ohne Zweifel dachten sie an die alten Geschichten, die man ihnen über den Fluch erzählt hatte, der angeblich auf der MacCallan-Burg lag. Elphame konnte in ihren Augen förmlich die Spiegelung der imaginären Geister sehen. Sie wusste, dass Worte der Ermutigung gefragt waren, aber darin war sie nicht sonderlich gut. Die Ansprache an die Männer zur Begrüßung war ein Glücksfall gewesen. Sie war zu dem Zeitpunkt immer noch erfüllt von dem Wunder, die Geister in den Steinen der Burg hören zu können.
Ansprachen zu halten war eine Spezialität ihrer Mutter, aber nicht ihre, doch den Frauen musste Mut zugesprochen werden. Die nervöse Art, mit der ihre Blicke immer wieder zu ihr zurückkehrten, verriet ihr, dass sie glaubten, sie hätte die richtigen Antworten. Ihr kam eine Idee. Sie mochte vielleicht nicht alle Antworten haben, aber einer Sache war sie sich sicher. Die MacCallan-Burg war ihr Zuhause, und mit einem Mal wusste sie, was sie zu sagen hatte.
„Ich glaube, es ist nur richtig, wenn wir den Eingang zu unserem neuen Zuhause freilegen. Frauen sind das Herz eines jeden Heims, sei es eine Burg, ein Tempel oder eine bescheidene Hütte. Frauen hauchen der Familie Leben ein, wie unsere Göttin Epona unserer Welt mit jedem Sonnenaufgang Leben einhaucht. Als Frauen öffnen wir die MacCallan-Burg wieder dem Leben und machen sie zu unserer Heimat.“
Elphame hörte das kollektive Seufzen, als ihre Worte die Spannung lösten, die sich innerhalb der Gruppe aufgebaut hatte.
Meara eilte heran, schnappte sich einen toten Ast und warf ihn auf den Haufen, auf den Elphame den Rest des rostigen Tores gelegt
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