Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
ihr Gesicht hinter den Haaren zu verbergen, denn sie waren alle viel zu beschäftigt gewesen, um sich Gedanken über ihr Äußeres zu machen. El war aufgefallen, dass Brenna für sich blieb und nur selten in die Neckereien der anderen mit einbezogen wurde. Jetzt schaute die junge Frau ihr direkt in die Augen.
„Ich habe aber festgestellt, dass Fantasie und Einbildung manchmal stärker sein können als die Wirklichkeit. Deshalb wäre es klug, die Geister der Un wirklichkeit zu vertreiben, bevor sie das, was wirklich ist, vereinnahmen.“
Elphame gefiel die ruhige, selbstbewusste Art, in der Brenna sprach.
„Was schlägst du vor, Brenna?“
„Eine einfache Reinigungszeremonie, die alle negative Energie vertreibt und uns als neue Bewohner der Burg beschützt und willkommen heißt.“
Die anderen Frauen musterten Brenna mit einer Mischung aus Neugierde und Erleichterung.
„Sag mir, was du brauchst“, bat Elphame.
„Die Zeremonie ist einfach. Wir benötigen nur Basilikum und einige Behälter mit frischem Wasser.“
„Es kann sein, dass ich im ehemaligen Kräutergarten noch verwildertes Basilikum finde“, sagte Wynne.
„Kräuter sind ziemlich widerstandsfähig. Die Chancen stehen gut, dass da etwas ist, vorausgesetzt, du machst den Kräutergartenausfindig“, erwiderte Brenna.
„Ich finde auf jeder Burg den Kräutergarten.“ Wynne reckte selbstbewusst das Kinn.
„Es gibt bestimmt auch noch Gefäße, die Wasser halten können“, fügte Meara hinzu. „An diesem Ort haben einst viele Menschen gelebt, und wo es Menschen gibt, muss es auch Haushaltsgegenstände geben.“
„Gute Ideen, Wynne und Meara. Die eine Hälfte geht mit der Köchin, um das Basilikum zu suchen, die andere Hälfte sucht mit Meara nach Krügen oder Eimern oder irgendwelchen Gefäßen, in die wir Wasser füllen können“, sagte Elphame forsch. „Dann bringt ihr eure Funde hierher, und wir führen die Zeremonie durch.“
Elphame hatte nicht erwartet, dass die Frauen so bereitwillig losziehen würden, doch sie bildeten sofort zwei Gruppen und marschierten wie kleine Kriegerinnen in die Haushaltsschlacht. Ja, sie lachten sogar und sprachen mit überlauten Stimmen, um alles zu verscheuchen, was sich vielleicht in den tiefen Schatten verbarg.
Immerhin hatten sie die Burg betreten, ohne sich zu zieren oder zu weinen oder vor Angst zu schreien. Elphame erinnerte sich daran, wie sich früher am Morgen die Männer und Zentauren geweigert hatten, Danann ins Innere der Burgmauern zu folgen. Jetzt hallten dieselben Mauern von den Lauten geschäftiger Frauen wider. Das war ganz sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
„Angst kann normalerweise mit gesundem Menschenverstand besiegt werden und mit Tätigkeiten, die einfach und vertraut sind“, sagte Brenna sanft. Sie war nicht mit den Frauen gegangen, sondern stand gemeinsam mit Elphame in der Nähe des Burgeingangs.
El lächelte. „Es war weise von dir, an die Reinigungszeremonie zu denken. Alles, woran ich denken konnte, war, wie albern es ist, vor einem Ort Angst zu haben, der so viel Hoffnung für die Zukunft birgt. Ich wollte sie anbrüllen und sie zwingen, zu sehen, dass diese Geschichten nicht wahr sind. Dein Weg ist besser.“
„Nicht besser, Mylady, nur einfacher zu verstehen“, entgegnete Brenna bescheiden, doch sie neigte leicht den Kopf und akzeptierte Elphames Kompliment.
„Bist du eine Schamanin?“, wollte Elphame neugierig wissen.
Brenna lächelte schief. „Es schmeichelt mir, dass Ihr das denkt, aber nein. Ich kann den Geist nicht heilen, so wie es ein Schamanetut. Doch ich erkenne an, dass man, um das Fleisch heilen zu können, auch ein gewisses Wissen um das Reich der Spiritualität haben muss.“
Elphames Lächeln wurde breiter. „Du klingst wie mein Vater – nur sagt er genau das Gegenteil. Er kann den Körper nicht heilen, aber er muss Grundkenntnisse von seiner Funktion haben, um die Probleme der Seele heilen zu können.“
„Midhir ist ein großer Schamane. Ich bin ihm nur einmal begegnet, aber dieses eine Mal hat er mir gegenüber ein Maß an Güte bewiesen, das ich nie vergessen werde.“
„Ich wusste nicht …“ Elphame klappte den Mund zu. Beinahe hätte sie gesagt, sie wusste gar nicht, dass ihr Vater jemals jemanden so Vernarbtes behandelt hatte. Wie unsensibel von ihr! Sie hustete und räusperte sich, um ihre Verlegenheit zu verbergen. „Ich wusste nicht, dass du meinen Vater kennst.“
„Ich kenne ihn nicht wirklich, Mylady. Wie
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