Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
einfach, aber ich glaub, es wird gehen. Die Grundlage ist gut, und viele Einbauten haben das Feuer überstanden.“
Aus keinem erkennbaren Grund trieben Wynnes Worte Elphame Tränen in die Augen. Sie blinzelte ein paarmal, weil sie nicht wollte, dass die Frauen ihre emotionale Reaktion falsch verstanden. Als sie sich ihrer Stimme wieder sicher war, sagte sie: „Ich denke, das wird uns in der Burg immer wieder begegnen, starke Fundamente und vieles, was erhalten geblieben ist.“
Die Frauen gaben zustimmende Laute von sich, und Elphame spürte, wie ihre Augen erneut feucht wurden.
„El! Bist du jetzt bereit für die Männer?“ Cuchulainns Stimme ertönte hinter ihnen und sorgte dafür, dass die jungen Frauen zusammenzuckten.
Zum ersten Mal war Elphame froh über die Störung durch ihren Bruder. Schnell wischte sie sich über die Augen.
Cu war zu sehr damit beschäftigt, sein strahlendes Lächeln zu zeigen, um zu bemerken, in welchem inneren Aufruhr sich seine Schwester befand.
Er zwinkerte Wynne zu, die sich daraufhin hastig Basilikumblätterund Schmutz vom Rock wischte. „Als ich den Männern erzählt habe, welch zauberhaften jungen Frauen sie assistieren dürfen, hatte ich auf einmal mehr Freiwillige, als wir brauchen.“
„Ja, ja, Cuchulainn, wir haben es verstanden.“ Elphame warf ihm einen strengen Blick zu. Zumindest war Verlass darauf, dass er unverbesserlich war. „Wir sind beinahe so weit, aber erst müssen wir das Reinigungsritual vollziehen.“
„Ein Reinigungsritual?“
Elphame sah ihren Bruder selbstgefällig an. Jetzt, wo sie ein Ritual erwähnte, hatte sie auf einmal seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Richtig. Unsere neue Heilerin ist der Meinung, eine Zeremonie zur Reinigung und zum Schutz, bevor wir mit den Arbeiten im Inneren der Burg beginnen, wäre eine weise Entscheidung. Ich stimme darin mit ihr überein.“
Nun war es an Cuchulainn, besorgt zu schauen.
„Es ist nur eine einfache Reinigungszeremonie, Cu. Niemand wird einen Zauber wirken oder irgendwelche Geisterwesen herbeirufen.“ El zwinkerte ihm zu, erhielt aber nur eine undeutlich gegrummelte Antwort. „Ich möchte dich unserer Heilerin vorstellen …“ Sie hielt verdutzt inne. Einen Moment zuvor hatte Brenna noch neben ihr gestanden, jetzt war ihr Platz leer. Elphame ließ ihren Blick schnell über die wartenden Frauen gleiten und erblickte Brennas braunes Haar. Wieder einmal hatte diese sich still ans Ende der Gruppe zurückgezogen.
Elphame hätte am liebsten frustriert aufgestöhnt. Wenn sie ihre Heilerin sein wollte, musste Brenna aufhören, sich jedes Mal zu verstecken, sobald ein Mann näher kam. Dachte sie etwa, dass Cuchulainn vor ihr zurückzucken oder schreiend weglaufen würde? Dann erinnerte El sich an den Ausdruck in den Augen der jungen Frau, als sie sagte, sie brauche einen Neuanfang. Vielleicht war das genau die Reaktion, die sie erwartete, vor allem von einem gut aussehenden jungen Mann. Nun, Brenna kannte Cuchulainn nicht so, wie seine Schwester ihn kannte. Er mochte ein unverbesserlicher Schwerenöter sein, aber er war ein guter Mann mit einem guten Herzen. Er würde niemals absichtlich einer Frau wehtun.
„Brenna“, rief sie. „Ich möchte dich gerne meinem Bruder vorstellen.“
Langsam löste die Heilerin sich aus der Gruppe. Sie hielt denKopf gesenkt, und erst als sie neben Elphame stand, seufzte sie schwer und hob den Blick. Elphame beobachtete ihren Bruder und sah, wie seine Miene beim ersten Blick auf die grauenhaften Narben im Gesicht der jungen Frau ausdruckslos wurde, aber er zuckte nicht zusammen und wandte auch nicht den Blick ab.
„Cuchulainn, das ist unsere neue Heilerin Brenna.“
„Sehr erfreut, Lady Brenna.“ Cu neigte höflich den Kopf.
„Ich dachte, ich sollte euch miteinander bekannt machen. Ich habe Brenna bereits erzählt, dass du zu Unfällen neigst.“ Elphame schenkte Brenna ein warmes Lächeln. Die Heilerin schien jedoch vollauf damit beschäftigt zu sein, ihre Füße zu studieren.
„Es wäre mir eine Freude, Euch zu helfen, wann immer es nottut“, sagte sie. Ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern, und Elphame musste sich anstrengen, um sie zu hören.
„Wie ich vorhin schon sagte, war es Brennas Vorschlag, ein Reinigungsritual durchzuführen.“ Elphame schaute zu den Frauen, um sie mit einzuschließen. „Und wir alle hielten das für eine fabelhafte Idee.“
Die Frauen stimmten eifrig zu, aber ihr fiel auf, dass ihr Bruder Brenna intensiv
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