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Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Dingsbums anrührt, fehlt ihm anschließend ein Finger.«
»Hier stimmt was nicht«, murmelte Rincewind.
»Was meinst du?« fragte der Vogel.
»Alles.«
»Wenn ich auch nur eine einzige Feder verliere…«
Rincewind war nicht daran gewöhnt, daß sich Leute darüber freuten, ihn zu sehen. Es handelte sich um eine ganz neue Erfahrung für ihn, und er ahnte Unheil. Die Tezumaner jubelten nicht nur, sie warfen auch Blumen und Hüte.
Die Hüte bestanden aus Stein, aber an der allgemeinen Freude konnte trotzdem kein Zweifel bestehen.
Der Zauberer fand die Hüte ein wenig seltsam. Es mangelte ihnen an weichen Krempen. Sie bestanden nur aus Stein, der ein Loch in der Mitte säumte.
Die Prozession trabte durch die breiten Straßen der Stadt zu einer Gebäudegruppe vor der Pyramide, und dort wartete eine Gruppe von Würdenträgern.
Wenn sie Kleidung trugen, so verbarg sie sich unter vielfältigem Schmuck. Um ihn zu beschreiben, genügt folgende Anmerkung: Es gibt viele Verwendungsmöglichkeiten für Steinscheiben mit einem Loch in der Mitte, und die Tezumaner hatten sie alle entdeckt – mit einer Ausnahme.
Was noch wichtiger war: Vor der Gruppe standen Dutzende von Kisten, und sie enthielten funkelnde Edelsteine.
Eric schnappte nach Luft.
»Der Tribut!« entfuhr es ihm.
Rincewind gab auf. Es klappte tatsächlich. Das Wie und Warum blieb ihm ein unlösbares Rätsel, aber wenigstens schien alles in bester Ordnung zu sein. Das Licht der untergehenden Sonne glitt über mindestens zwanzig Vermögen. Diese Schätze gehörten Eric, aber vielleicht fiel auch etwas für ihn ab…
»Natürlich«, erwiderte er zaghaft. »Was hast du denn gedacht?«

    Ein Fest fand statt, und lange Ansprachen wurden gehalten. Rincewind verstand sie nicht, aber bei jeder Rede kam es zu neuerlichem Jubel. Immer wieder nickten die Zuhörer und verneigten sich vor Eric. Konzerte tezumanischer Musik folgten – es klang so, als bemühe sich jemand, eine besonders schmutzige Nase zu putzen.

    Eric thronte stolz und zufrieden im Schein des Feuers und hörte die ganze Zeit über fasziniert zu. Rincewind ließ ihn allein und wanderte niedergeschlagen zur Pyramide.
    »Mir gefiel das Dingsbums«, sagte der Papagei vorwurfsvoll.
    »Ich werde die Unruhe nicht los«, erwiderte Rincewind. »Tut mir leid, aber so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. Die Edelsteine und so. Alles läuft wie erwartet. Es ist einfach nicht richtig.«
    Er blickte an der gewaltigen Stufenpyramide hoch. Das Licht flakkernder Flammen hüllte sie in ein rötliches Glühen. Jeder einzelne Block trug ein Basrelief, das Tezumaner zeigte, die mit ihren Feinden erstaunlich phantasievolle Dinge anstellten. Daraus ließ sich der Schluß ziehen, daß Gastfreundschaft nicht zu den Traditionen der tezumanischen Bürger gehörte; offenbar neigten sie nur in sehr seltenen Fällen – praktisch nie – dazu, Fremde begeistert zu empfangen und mit Kostbarkeiten zu überhäufen. Nun, der allgemeine Eindruck jener Darstellungen war sehr künstlerisch; nur die Einzelheiten vermittelten Entsetzen.
    Rincewind ging langsam an der Pyramide entlang, und kurz darauf erreichte er eine große Tür. Sie porträtierte einige Gefangene, bei denen eine gründliche medizinische Untersuchung stattfand * .
    Ein kurzer, von Fackeln erhellter Tunnel schloß sich daran an. Rincewind setzte langsam einen Fuß vor den anderen, in der festen Überzeugung, daß er jederzeit umkehren könne. Der Korridor führte in eine große Kammer, die den größten Teil des Platzes im Innern der Pyramide einnahm.
    Auch hier brannten Fackeln, und ihr Licht genügte, um alle wichtigen Einzelheiten zu zeigen.
    Der Zauberer freute sich nicht sonderlich darüber, denn der auffallende Mangel an Schatten erlaubte es ihm, den Blick auf eine riesige Statue zu richten. Sie repräsentierte Quezovercoatl, die Gefederte Boa.
    * So hatte es den Anschein, wenn man die Bilder aus einem gewissen Abstand betrachtete. Sobald man näher herantrat, ergab sich ein ganz anderer Eindruck.
    Wenn man dieser Statue in einem Raum Gesellschaft leistete, so wünschte man sich Dunkelheit.
    Oder auch nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Ding in einem dunklen Zimmer einzuschließen, während man tausend Kilometer weit entfernt an Schlaflosigkeit litt und versuchte, es zu vergessen.
    Es ist eine Statue , überlegte Rincewind. Statuen leben nicht. Hier hat die tezumanische Phantasie Gestalt angenommen.
»Was ist das Dingsbums?« fragte der Papagei.
    »Ein

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