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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Habichtshof?«
    »Was ist mit meiner Frau?«
    »Gut geht es ihr. Freu dich, du bist Vater geworden. Ein Sohn!«
    Einen Augenblick erstarrte Erik, dann schwang er sich, wie sonst nur im Kampf, mit ungeahnter Schnelligkeit vom Pferd und stürmte auf den Knecht zu. »Sag das noch mal!«
    »Vater, wie ich gesagt hab.« Vorsichtshalber wich der Mann einige Schritte zurück. »Überall erzählen es die Leute.«
    Erik schlug die Faust in seine Linke und drehte sich zu Tyrkir um. »So was. Hast du gehört, ich bin Vater. Das nenn ich wirklich eine gute Frau.« Er zog ein Stück Hacksilber aus der Gürteltasche und reichte es dem Überbringer der Nachricht. »Hier, nimm! Das Glück muss bezahlt werden, sonst bleibt es nicht lang.«
    Von diesem Moment an kamen sie viel zu schleppend voran. Erik konnte nicht vorausreiten, um den Sohn zu sehen, denn Tyrkir fiel mit seiner Verwundung als Arbeitskraft aus. So blieb dem jungen Vater nichts anderes übrig, als den Treck am Habichtshof vorbei und bis zum Ziel zu führen.
    Endlich war der Hang nicht weit vom Wasserhorn erreicht, endlich waren die Kisten abgeladen. Das Bauholz sollte noch auf dem Karren bleiben, allein die beiden geschnitzten Hochsitzbalken trug Erik selbst zu der Stelle, an der das neue Wohnhaus errichtet werden sollte. »Kommt näher! Beeilt euch!«
    Kaum hatten sich Knechte und Mägde um ihn versammelt, rief er den Segen Thors auf diesen Platz hernieder, aber seine Ungeduld kürzte den weihevollen Moment ab.
    Er zeigte zum nahen Wiesenbach. »Da schlagt ihr unsere Zelte auf!«, befahl er den Frauen. »Und du, Katla, sorgst fürs Essen. Vorräte sind noch genug da.«
    Seine Knechte teilte er in zwei Gruppen. Von der einen mussten Steine für die Mauern herbeigeschafft werden, die andere sollte Grassoden und Torfziegel in den Sumpfwiesen unten am Fluss ausstechen. »Morgen bin ich zurück. Und wehe euch, wenn wir dann nicht mit dem Bau beginnen können!« Er stieß Tyrkir in die Seite. »Na, hab ich was vergessen?«
    »Fehlt nur noch die Peitsche«, bemerkte sein Verwalter, »dann wärst du von einem Sklaventreiber nicht mehr zu unterscheiden.«
    »Reiz mich nicht, ich bin jetzt Vater!«, drohte der Hüne. »Mit deinem Fuß kannst du mir nicht weglaufen.« Ohne Vorwarnung packte er Tyrkir, trug den Zappelnden zum Pferd und setzte ihn mit Schwung in den Sattel. »Wir sehen uns meinen Sohn an!« Er stieg auf den eigenen Gaul, stieß einen Jauchzer aus und gab dem Tier die Fersen.
    Kurz vor Erreichen des Habichtshofes zügelte er das Pferd. Überrascht sah ihn Tyrkir von der Seite an. »Hast du doch etwas vergessen?«
    »Der Name! Wie soll mein Sohn heißen?« Unvorbereitet durfte sich Erik dem Kind nicht nähern. Sobald er das Neugeborene aufnahm, musste er es, um die bösen Mächte fern zu halten, mit seinem Namen rufen.
    Sie ließen die Pferde im Schritt gehen. Thorvald wie der Großvater? Nach dem Urgroßvater Ulf? Oder Ochsenthorir? Nein, meinte Tyrkir, besser wäre es, einen neuen Namen zu wählen. »Er muss ihn auszeichnen. Weil es dein Erstgeborener ist.«
    »Ja, Glück soll er ihm bringen.« Erik fuhr sich mit beiden Händen durchs zottige Haar. Sein Blick schweifte über die Gebäude vor ihm und weiter über den ausgedehnten Besitz des Habichtshofes. »Das alles wird eines Tages meinem Sohn gehören.« Und dann wusste er den Namen. »Leif. Ganz einfach, weil er mein Erbe ist.«
    »Leif.« Tyrkir probte mehrmals den Namen. Selbst am Klang, so fand er schließlich, war nichts auszusetzen.
    »Ja, Leif, so wird mein Sohn heißen.« Der Vater tippte sich gegen die Brust. »Und ich habe den Namen gefunden, nicht du. Vergiss das nicht, du Schlaukopf!« Feixend schlug er sich auf den Schenkel. »Ja, jetzt weiß ich auch einen Namen für dich. Tyrkir der Schlaukopf, das passt doch für dich.«
    »Sehr einfallsreich, Herr. Wenn ich bedenke, mit welcher Sparsamkeit du sonst dein Hirn bewegst.«
    Hundegebell begrüßte sie zuerst, dann waren es die Knechte, bald schon kam Thorbjörn aus dem Haus und empfing die Heimkehrer. Zunächst erkundigte er sich nach der Fahrt, dabei war ihm anzusehen, wie sehr er sich mühte, nicht gleich von der Neuigkeit zu erzählen.
    Auch Erik wahrte die Form und sagte: »Bis auf den Sturm gab es keine Schwierigkeiten. Gesinde und Mannschaft sind wohlauf. Unsere Ladung ist nicht verloren gegangen …«
    »Näheres kannst du mir später berichten«, unterbrach ihn der Alte. »Willkommen, Schwiegersohn. Nun aber will ich dir vom

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