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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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besorgt ist, sie meint es wirklich gut.«
    »Und ich meine es ernst.« Mit übertriebener Geste legte Tyrkir die Hand auf die Brust. »Ich bin gerettet, Herrin.«
    Thjodhild lachte. »Verrückter Kerl. Ach, es tut mir gut, dich wieder zu sehen.«
    Nichts ahnt sie, dachte Tyrkir erleichtert. Wie hatte er das verbotene Gefühl für sie in schlaflosen Stunden bekämpft; zwar nicht besiegt, das wusste er und wollte es auch gar nicht, doch zumindest so beruhigt, dass es vor allem seine Freundschaft zu Erik nicht mehr gefährdete. Das erste Zusammentreffen war eine Probe für ihn und er hatte sie bestanden. Welch ein Glück.
    Später führte Erik allein seine Frau in die neue Wohnhalle. Durch das Windauge fiel ein Lichtkegel nur auf den breiten Hochsitz. Mit der Fackel leuchtete er in jeden Winkel. »Fertig sind wir noch nicht.« Der Graben fürs Langfeuer musste noch mit Steinen ausgelegt werden, auch fehlten in den Seitenschiffen der erhöhte Boden und die Essbänke, auch gab es noch keine Regale an den Wänden. »Dafür brauche ich neues Holz. Aber das holen wir uns in den nächsten Tagen oben am Wasserhorn.«
    Er zog sie weiter und öffnete im hinteren Bereich die Tür zur Schlafkammer. Höher hielt er die Fackel und schwenkte sie hin und her. »Na, was sagst du?«
    Das breite Bett war nicht zu übersehen. Ein Duft schwang im Raum, eine Mischung, die Thjodhild liebte. Sie fand den großen Heusack neben dem gezimmerten Gestell, und die geschälten und am Kopf- und Fußende kunstvoll verzierten Balken strömten den Geruch nach frischem Holz aus. Sie lehnte sich an ihn. »Hier will ich gerne mit dir zu Hause sein.«
    Behutsam schlang er den freien Arm um sie und berührte ihre Brüste. Seit Thjodhild stillte, waren sie größer und praller als zuvor. »Wann … Ich mein, es ist schon lange her, dass wir …«
    »Ja, Erik. Auch ich sehne mich sehr danach.« Ihre Hand glitt von seinem Gürtel abwärts, sie strich leicht über die Hüften und weiter zur Mitte. Schon bei der ersten Berührung fühlte sie seine Erregung. Gleich ließ sie ihn los. »Verzeih, aber ich kenne mich nicht aus. Jetzt nach der Geburt weiß ich nicht, wie lange wir noch warten müssen.«
    Erik hielt sie fest umarmt. »Vorsichtig … Sag nur wann! Glaub mir, ich kann ganz vorsichtig sein.«
    Wie hingezogen wanderten ihre Finger wieder zur Mitte zurück. Wenn mein Körper es will, dachte sie, dann wird es ihm auch nicht schaden. Sie blickte in seine Augen. »Jetzt.«
    »Was meinst du?«, fragte er überrascht.
    Thjodhild nestelte an seinem Gürtel. »Jetzt sofort.« Schon hatte sie ihm die Hose geöffnet und halb hinuntergestreift.
    Doch die Fackel störte ihn. »Warte!« Behindert durch den Stoffwulst um seine nackten Oberschenkel hastete er in Hüpfschritten zur Wand, eine Eisenhalterung fehlte, kurz entschlossen stieß er den Fackelschaft zwischen die Mauersteine.
    Thjodhild hatte derweil den Heusack aufs Bett geworfen und sich hineingelegt. Trotz ihres Verlangens musste sie schmunzeln, weil er in der gleichen unbeholfenen Weise zurückkam.
    Er bemerkte es selbst: »Deine Schuld. Wenn du mir keine Zeit lässt. Anders kann ich nicht zu dir kommen.«
    Thjodhild raffte ihren Rock hoch bis zum Nabel. Als er sich zwischen ihre Beine kniete, war jeder Scherz vergessen. »Sei behutsam, Erik!«, flüsterte sie.
    Zuerst war es doch Schmerz, den sie fühlte, schnell aber saugte ihn die Lust auf. Als sich Erik wieder von ihr lösen wollte, tastete sie nach seinem Arm. »Nein, geh nicht weg. Bleib noch einen Moment neben mir liegen. Ich will deine Haut spüren. Dein Geruch hat mir so gefehlt.«
    Lange sahen beide dem flackernden Schein an den Balken über ihnen zu. Schließlich unterbrach Erik das Schweigen. »Auch wenn ich nicht so schöne Worte hab. Das Glück ist gut zu mir. Du und Leif und unser neues Land, das ist wirklich viel. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie rollte sich auf die Seite und schmiegte sich an ihn. »Hier beginnen wir neu. Ja, Erik, hier haben wir unser Glück gefunden. Und werden es festhalten.«

 

    DER ERDRUTSCH
    V on einer Stunde zur anderen schlug das Wetter um. Regen peitschte den Männern ins Gesicht, und bis auf die Haut durchnässt arbeiteten sie weiter. Länger dauerte es jetzt, die abgeästeten Stämme von den beiden Pferden aus dem Wald ziehen zu lassen. Seit vorgestern rodete Tyrkir mit fünf Knechten unterhalb des Wasserhorns. Axtschlag und das Niederbrechen der Bäume hatten die vergangenen Tage mit Lärm erfüllt, sodass

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