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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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verletzt?«
    Erik schüttelte nur unmerklich den Kopf und aus der Drehung hetzte er vor, überraschte den Gegner, weil er nicht auf ihn einhieb, sondern dessen Speerschaft durchschlug. Die abgetrennte Hälfte mit der langen Spitze kreiselte und blieb am linken Teppichrand liegen. Gefährliches Grollen stieg aus der Brust des Riesen. Weit holte er aus und Eriks Schild zersplitterte. Mit gleicher Wucht und gleichem Erfolg hieb der Rote auf Hravn ein.
    »Wir sind im Nachteil«, warnte Tyrkir und übergab den dritten Schild.
    Kein Atemholen. Schon war auch der letzte Schutz zerbrochen. Vom Schild hielt Erik nur noch die gespitzte Metallhaube über der linken Faust. Zwar gelang es ihm, mit dem nächsten Schlag Hravns hochgerissenen zweiten Schild zu durchschlagen, die Klinge traf sogar auf das Achselstück des Kettenhemdes, verursachte aber keine Wunde.
    »Der Schildgang ist beendet. Alle Waffen dürfen eingesetzt werden!«, verkündete der Bucklige und zeigte auf Hravn. »Du hast den nächsten Schlag.«
    Der Riese ließ sich Zeit, gewappnet mit seinem dritten Schild baute er sich breitbeinig vor Erik auf. »Jetzt hilft dir keine List mehr.« Das Schwert durchschnitt die Luft. Gerade noch rechtzeitig wehrte Erik mit seiner Klinge den Schlag ab. Tänzelnd erwartete Hravn den Gegenhieb, er durchbrach seine Deckung nicht. Schlag folgte auf Schlag, Funken stoben, da traf der Riese den linken Oberarm des Gegners. Das aufgeplatzte, eiserne Ringgeflecht färbte sich rot. Kraftlos sank Eriks Linke. Seinen nächsten Hieb fing der Holmgänger mit dem Schwertblatt ab. Helles Sirren, ein scharfes Geräusch, die Klinge Eriks war zerbrochen, nur noch den Stumpf seiner Waffe hielt er in der Faust.
    Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Draußen vor dem Haselgang stöhnte Tyrkir auf.
    Der Riese warf den Schild beiseite und packte das Schwert mit beiden Händen. Obwohl Erik auswich, traf ihn der Hieb an der Helmseite. Benommen tappte er nach links, fiel nicht, um Fußbreite gelang es ihm, auf dem Lederteppich zu bleiben. Er war am Zug, suchte den Gegner, dabei hob er den Schwertstumpf.
    Hravn wertete die Geste als Schlag. »Jetzt schlachte ich dich. Du sollst den Tod meines Freundes langsam büßen!« Und er ließ die Breitseite der Klinge wieder auf den Helm des Roten krachen. Gefällt stürzte Erik nahe der schon bei Kampfbeginn abgeschlagenen Speerspitze zu Boden.
    Über ihm höhnte der Riese. »Dein Hieb. Worauf wartest du?« Triumphierend sah er zu den Gaffern hinüber. »Geduld, Freunde! Gleich kann das Fest beginnen.«
    Lachen, selbst der Kampfrichter meckerte vergnügt und erste Hochrufe auf den unbesiegbaren Hravn wurden laut.
    Erik wölbte den Rücken, zog sich langsam auf die Knie, dabei stützte er die Rechte auf das kurze Stück des Speerschafts. Jäh bäumte er sich hoch und trieb dem Riesen die geschliffene Spitze unter dem Kettenhemd tief in den Leib.
    Hravn brüllte, torkelte vor und zurück. Er hob sein Schwert, so schwankte er eine Weile, und dann führte er seinen Schlag. Der Schwung riss ihn nach vorn, er stolperte über Erik, verlor die Waffe und stürzte außerhalb des Haselgangs mit dem Gesicht nach unten ins Gras.
    Voller Entsetzen hastete der Bucklige näher und beugte sich über den Stöhnenden. Der wälzte sich auf den Rücken, versuchte mit den Händen das Eisen zwischen seinen Beinen herauszuziehen, vergeblich, und der riesige Leib begann zu zittern, haltlos zappelten die Glieder.
    Tyrkir fasste das Glück kaum. »Er ist geflohen!«, stammelte er. Doch der Schiedsrichter schwieg. »Hörst du nicht, Alter? Nach den Regeln hat Hravn verloren. Bei allen Göttern, so sag es: Hravn ist geflohen! Der Kampf ist beendet. Mein Herr hat ihn besiegt.«
    Nur widerwillig erinnerte sich der Bucklige an sein Amt. Tränen nässten das faltige Gesicht, so wandte er sich an Erik. »Es muss wohl so sein. Aber es war nicht dein Speer, nicht deine Waffe hat ihn verwundet. Aber es muss wohl so sein.«
    Mit zeternder Stimme verkündete er den Zuschauern: »Hravn Arisson ist geflohen. Die Götter haben das Urteil gefällt. Dieser da ist der Sieger.«
    Kein Jubel, schweigend verfolgten alle Blicke den Roten. Vom Kampf gezeichnet verließ Erik den Lederteppich und klaubte aus der Schüssel die Silberstücke.
    »Töte mich!«, keuchte Hravn. »Lass mich nicht so liegen. Töte mich!«
    »Du bist schon tot.« Erik wandte sich ab. Der Bucklige stellte sich ihm in den Weg. »Das Opfer für die Götter? Versündige dich nicht!«
    »Blut ist

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