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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Sicherheit und eine Lücke klaffte auf der Stufe zum Seitenschiff.
    »›Ich sehe eine Bergspitze‹, berichtet Odin den Göttern, ›dort hat sich der Unhold ein Haus mit vier Türen gebaut‹. Nach einer Weile hebt er die Augenbraue. ›Sehr schlau, oh, dieser Kerl ist sehr schlau.‹«
    Die Zuhörer hingen an Tyrkirs Lippen. Als er zu lange wie Odin schweigend dem Verhassten zuschaute, forderte der Gastgeber: »Hab Erbarmen, vergiss uns nicht!«
    »Bei Tag verwandelt sich Loki in einen Lachs und schwimmt im großen Wasserfall nahe dem Meer«, berichtete Tyrkir. »Erst bei Dunkelheit kehrt er ins Haus zurück, sitzt am Feuer und überlegt, mit welcher List ihn wohl die Götter fangen könnten. Und weil das Nachdenken anstrengt, nimmt er einen Flachsfaden und knotet ihn zu Maschen.«
    Tyrkir knüpfte ein unsichtbares Netz, dabei spann er die Geschichte weiter: Die Götter brachen von Walhall auf, fast hatten sie das Haus mit den vier Türen erreicht, als Loki die Gefahr bemerkte. In wilder Hast warf er das Geknüpfte übers Feuer, sprang hinaus, im Sturz verwandelte er sich wieder in einen Lachs und tauchte tief ins strudelnde Wasser. »Nichts. Die weisen Asen finden die Stube leer. Da bückt sich ein Gott, seinen Namen kennen nur wenige, er ist klein, schmächtig«, im Eifer des Erzählens deutete Tyrkir an sich herunter, »nun, stellt euch meine Statur vor, also, dieser Gott Kwasir bückt sich und zieht die verkohlten Maschen aus dem Feuer. Und weil er sehr klug ist, erkennt er schnell, wozu sie nütze sind.«
    Einer der Zuhörer rief: »Na, mit einem Netz kann man Fische fangen!«
    »Richtig«, lobte Tyrkir, »genau das erklärt Kwasir auch den großen Asen. Gemeinsam setzen sich die Götter hin und knüpfen ein neues Netz. Nein, nicht alle, Odin hat sich entschuldigt, weil sein Auge tränt, und Thor hat seine Hände gezeigt und behauptet, die Finger wären zu dick für solche Arbeit.«
    Nachsichtiges Gelächter bei den Männern. Hallweig stieß Thjodhild an. »Das kennen wir doch. Faul sind die beiden, nichts sonst.«
    Der Erzähler wiegte den Kopf. »Seid nicht so streng! Gut, von Odin will ich schweigen, aber Thor? Nein, der will sich nicht drücken. Oder?«
    Wieder ging vergnügtes Lachen durch die Reihen. Hallweig spielte mit: »Thor packt nur zu, wenn er will.«
    »Dafür aber richtig. Hört und seht selbst!«
    Tyrkir führte seine Zuhörer an den Fluss. Das Netz wurde in den Wasserfall geworfen. Thor zog mit den anderen Göttern an den Leinen; indes Loki versteckte sich am Grund zwischen runden Kieseln und die Maschen glitten über ihn hinweg. Beim zweiten Versuch beschwerten Steine das Flechtwerk. Wieder rettete sich der Unhold, diesmal mit einem Sprung über die Randleine, und schwamm zurück in den Strudel des Wasserfalls.
    »Obwohl er ein Lachs ist, hören die Götter sein höhnisches Lachen. Da gerät Thor in Wut. ›Werft das Netz aus! Diesmal entkommt er mir nicht!‹ Der rothaarige Gott selbst watet mitten im Flussbett hinter dem Netz her. Da schwimmt nun Loki. Soll er ins Meer? Soll er wieder zurück über die Randleine springen? Beide Möglichkeiten sind lebensgefährlich.« Tyrkir verwandelte für die Zuhörer seinen linken Arm in einen Lachs und ließ ihn unruhig hin und her wedeln.
    »Da! Loki schnellt herum! Er wagt den Sprung! Doch Thor schnappt ihn sich aus der Luft. Wild zappelt der Lachs, sein glitschiger Leib entschlüpft beinah der mächtigen Faust; im letzten Moment packt Thor den Schwanz und drückt zu. Es gibt kein Entrinnen mehr.« Tyrkir hielt mit seiner Rechten das linke Handgelenk umklammert und zeigte es dem Publikum. »Weil Thor so fest zupacken musste, deshalb sind seit diesem Tag die Lachse am Schwanzstück so schmal.«
    Einige der Frauen übten den Handgriff, sahen sich an und kicherten.
    »Weiter. Was geschah mit Loki?«
    Wie gebannt starrte Tykir auf die Lücke zwischen den Kleinbauern. »Keine Gnade. Die Götter bringen den wieder zurückverwandelten Unhold in eine Höhle und fesseln ihn mit Eisenbanden auf drei hoch gestellte Steine. Über ihm schmieden sie eine Giftschlange an die Decke. Bis ans Ende der Zeit soll das Gift aus ihrem Maul in sein Gesicht tropfen. So lautet das Urteil.«
    Tyrkir hob langsam den Blick wieder zum Windauge. »Aber ihr kennt ja unsere Götter. Trotz allen Zorns erlauben sie Lokis Frau, die Strafe zu lindern. So steht sie also neben ihrem Gatten und fängt das Gift in einer Schüssel auf.« Leiser wurde die Stimme. »Wenn das Gefäß gefüllt

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