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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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gut sein. Wenn du uns das Gastrecht auf deinem Hof verweigerst, ist es auch gut. Kein Streit deswegen. Gib mir meinen Hausrat und die Pferde. Dafür habe ich bezahlt.«
    Thorgest kauerte sich zu den Hunden und kraulte ihnen das Nackenfell. »Sind wir damit einverstanden? Der Fremde meint, er hat bezahlt, wir meinen aber, das war zu wenig.«
    »Wag es nicht!« Nur ein kurzes Abfedern und Erik saß auf dem Gatter. »Her mit meinen Sachen!«
    Die Hunde sprangen vor, schnappten nach dem Eindringling, gerade noch rechtzeitig konnte er sich zurückziehen.
    Thorgest weidete sich eine Weile an ihrer rohen Kraft, schließlich brachte sie ein einziger Pfiff zum Schweigen. »Merk es dir gut, auf meine Lieblinge ist Verlass!«, warnte er den Roten. »Kommen wir zum Geschäft. Weil ich dich aber inzwischen kenne, will ich dir vorher etwas zeigen.« Damit hob er den Arm.
    Rechts und links des Haupthauses tauchten seine beiden Söhne auf und aus dem Schatten der Scheunen traten Knechte. Tyrkir zählte acht Männer, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet langsam näher kamen. Oberhalb des Weges zum Gatter suchte sich jeder ein sicheres Schussfeld und spannte die Sehne.
    »So, nun bringen wir in Frieden den Handel zu Ende.« Mit der Zunge nässte Thorgest die Unterlippe. »Du bekommst deine Gäule. Den Rest behalte ich.«
    Wie nach einem Hieb wich Erik einige Schritte zurück, wollte brüllen, es gelang nicht, schließlich kam er doch zu Atem: »Betrüger! Ich werde dir den Arsch aufreißen, du Hundsfott!« Schon hatte er die Streitaxt in der Faust.
    Ein Pfeil schlug in den oberen Holm des Gatters. »Das war eine Warnung!« Thorgest lachte. »Mein Odd ist ein guter Schütze. Sieh dich also vor!«
    Schnell trat Tyrkir zum Freund und raunte: »Steck die Waffe weg, bitte! Der Kerl will dich nur reizen. Gegen die Übermacht sind wir wehrlos.«
    Lippen und bärtiges Kinn bebten. Mühsam presste Erik heraus: »Red du mit ihm!«
    Ruhe, Ruhe und Zeit zum Nachdenken, nur das wollte Tyrkir erreichen. »Gib uns die Pferde zurück! Über Bauholz und Werkzeug sprechen wir dann.«
    »Sehr vernünftig. Warum nicht gleich so?« Thorgest gab wieder ein Handzeichen. Aus dem lang gestreckten Stall trieben Knechte mit Rufen und Pfiffen die Herde ins Freie. Kein übermütiges Wiehern und Hufeschlagen, kein Hengst nutzte die Gelegenheit, um in die Weiden auszubrechen. Lustlos trabten die zehn Pferde über den Vorplatz, den Weg hinunter.
    In seinem Rücken hörte Tyrkir das scharfe Zischen, mit dem Erik den Atem ausstieß. »Beim Thor, das ist nur noch Schlachtvieh.« Die Mähnen verklebt, fleischige Fesseln und dick gemästete Bäuche, zum gemächlichen Reiten waren die Gäule vielleicht brauchbar, kein Hengst aber taugte mehr, um auf seinem Rücken einen Kampf zu bestehen. »Frag ihn, warum?«
    Ehe Tyrkir zu Wort kam, befahl Thorgest: »Geht weiter zurück! Noch weiter!«
    Erst als er vor einem schnellen Angriff sicher war, öffnete er, bewacht von seinen Hunden, das Gatter, ließ die Herde hinaus und schob den Sperrholm wieder vor. »Na, gefällt euch mein Geschenk? Hat mich viel Futter gekostet, bis die Gäule so weit waren. Und jetzt verschwindet! Ich bin fertig mit euch!«
    »Du darfst unser Eigentum nicht einfach behalten!«, schrie Tyrkir und rang um Fassung. »Das ist gegen Recht und Gesetz!«
    »Dein Herr ist ein Totschläger! Kein Gesetz gilt mehr für ihn.« Thorgest spuckte gegen das Gatter. »Er soll zufrieden sein, dass ich ihm seine Pferde gegeben habe.«
    Großer Tyr, flehte der Deutsche, lass mich die richtigen Worte finden. »Mein Herr musste für drei Jahre das Habichtstal verlassen. So lautete das Urteil. Hier gilt der Spruch des Goden nicht. Hier hat Erik die gleichen Rechte wie du.«
    »Niemals!«, brüllte Thorgest außer sich. »Mein Vetter! Mein Vetter ist der Bruder von Hravn Holmgang! Dieser rote Bastard hat einen Verwandten von mir ermordet! Gesetz! Recht! Wenn ich könnte, würde ich ihm den Kopf in Stücke hauen.«
    Tyrkir spürte eine Hand auf der Schulter. »Lass gut sein, Schlaukopf!« Verblüfft wandte er den Kopf. »Aufgeben? Du willst …?«
    »Komm, wir gehen!« Die Stimme klang sonderbar ruhig. »Für den Kerl bin ich ein Mörder.«
    Niemals, nicht, ehe alles versucht war. Tyrkir trat dichter ans Gatter. »Willst du mehr Silber? Sag, wie viel?«
    Thorgest schwieg.
    »Wir brauchen das Bauholz und unser Werkzeug.«
    Schweigen.
    »Gib uns wenigstens die beiden Hochsitzbalken. Für dich sind sie wertlos, trotzdem zahlen wir

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