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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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nahm zwei Hosen und reichte eine der Freundin.
    »Meinst du wirklich?« Thjodhild zögerte.
    »Was die Männer warm hält, ist auch gut für uns.« Kurz entschlossen stieg Hallweig hinein, ein Gürtel gab Halt über der Hüfte und Bänder befestigten die weiten Röhren unter dem Knie. »Wenn wir das Kleid drüberziehen, fällt es kaum auf.«
    Tjodhielt nestelte noch am Gürtel, als der Hausherr zurückkehrte. »Das Wetter … Halt, das sind Hosen! Ihr könnt nicht …«
    »Doch, wir können.« Gelassen griff Hallweig nach den Lederstiefeln. »Ich habe die Hosen für dich genäht. Heute ist eine gute Gelegenheit, sie selbst auszuprobieren.«
    »Zwei Frauen sind einfach zu viel für mich.« Der Richter gab sich lachend geschlagen. »Draußen ist es kalt«, berichtete er. »Aber der klare Sternenhimmel verspricht einen schönen Tag.« Unaufgefordert brachte er zwei Paar Schneeschuhe. »Zur Sicherheit. Wer weiß, wie es da oben aussieht.«
    Hallweig und Thjodhild lehnten ab. Sie wollten nur so weit hinaufsteigen, wie es ihre Stiefel zuließen.
    Im Schutz der Dunkelheit wateten Erik und Tyrkir mit den acht Knechten an Land. Kein Lärm, kein unnötiges Wort. Die Gesichter waren rußgeschwärzt, neben Äxten und Dolchen führten die Männer anstatt der Speere auch Bogen und Pfeilköcher mit sich. Überdies trugen drei von ihnen prall gefüllte Säcke auf den Schultern.
    Katla und die beiden anderen Mägde waren in der Bucht auf dem Knorr zurückgeblieben. Ihr Auftrag lautete: Warten! Ganz gleich, wie lange es dauerte, und gleichgültig, was geschah. Warten auf die Rückkehr! Und das Schiff musste jederzeit ablegen können.
    Unterhalb der Uferstraße stieß Erik dem Freund leicht gegen das Kettenhemd. »Denk dran, die Sonne muss erst das Welkgras trocknen. Wenn sich die Halme im Wind bewegen, ist es richtig. Und gib auf den Gluttopf Acht.«
    »Keine Sorge!« Tyrkir versuchte, seine Anspannung zu überspielen. »Sieh zu, dass du die Hochsitzbalken aus der Lagerhalle holst, das wird schwierig genug!«
    Für einen Augenblick blitzten die Zahnreihen in Eriks schwarzem Gesicht. »Schon recht, Schlaukopf. Bin froh, wenn wir uns später hier wieder treffen.« Lautlos entfernte er sich mit fünf seiner Sklaven in östlicher Richtung.
    Tyrkir sah der Gruppe nach, bis die Dunkelheit sie verschluckte. Möge Thor dir beistehen!, bat er stumm, und du, großer Tyr, hab ein Auge auf mich und meine Männer! Bei ihm waren die drei mit Säcken beladenen Knechte zurückgeblieben. »Folgt mir!«
    Obwohl vom Licht der Sterne keine Gefahr drohte, liefen sie im Schutz der Böschung eine halbe Wegstunde nach Westen. Erst als die Landschaft nicht mehr so flach anstieg, überquerten sie die Uferstraße. »Achtet auf eure Füße …« Tyrkir stolperte selbst, im letzten Moment fing er sich, doch der Feuertopf an der Kette schlug hin und her und verlor den Deckel. Wie ein Signal leuchtete die Glut. Hastig setzte er den Tiegel ab, tastete herum und verbrannte sich die Hand, als er den Eisentopf wieder verschloss.
    Kein Pfad führte durch die hügeligen Wiesen. Nicht genug, der Boden war übersät mit kleinen Buckeln, bei Tag unter dem langen welken Gras schon kaum zu erkennen, umso mehr aber erschwerten sie jetzt jeden Tritt. Nur langsam kam die Gruppe voran.
    Immer wieder blickte Tyrkir besorgt zum Himmel. Die Sterne verblassten. Weit im Osten zeigten sich erste graue Streifen. »Schneller!«, sagte er leise und wusste gleich, wie sinnlos der Befehl war. Hinter ihm keuchten die Knechte unter der Last und wurden überdies von den buckeligen Fußfallen behindert.
    Als weit links von ihnen die Gebäude des Breidahofes in schwarzen Umrissen zu erkennen waren, ließ Tyrkir anhalten. »Ruht euch aus!« Er stellte den Gluttiegel ab und huschte den nächsten Hügel hinauf.
    Nur einen knappen Pfeilschuss von ihm entfernt, auf halber Strecke zum Hof, sah er den Heuschober in der Weide. Etwas zu spät, aber die richtige Höhe war erreicht. Mein Verdienst ist es nicht, dachte er, die Götter sind mit uns. Sofort zog er sich wieder zurück. Ehe es noch heller wurde, musste das Ziel vorbereitet werden.
    »Ihr beiden kommt mit mir!« Dem dritten Knecht schärfte er ein: »Du bewachst die Glut und falls wir überrascht werden, hältst du mit dem Bogen unsere Verfolger auf!« Einen Sack ließen sie zurück und schlichen gebückt um den Hügel in die offene Weide hinaus.
    »Verdammt«, stöhnte einer der Knechte. »Das schaffen wir nie.«
    »Sei still.« Auch Tyrkir

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