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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Befehl gebe!«
    Die Pfeile waren an der Spitze mit fettgetränkten Stofflappen umwickelt. Tyrkir streute Holzspäne in den Gluttopf, als kleine Flammen aufstiegen, entzündeten die Männer ihre Geschosse. Letzte Blicke wurden getauscht, sie waren bereit und stiegen den Hügel hinauf.
    Nebeneinander traten die vier aus der Deckung, zogen die gefiederten Schäfte bis an die Lippen. Ein Atemzug blieb nur, um die Entfernung abzuschätzen. »Jetzt!«
    Die lodernden Pfeile zischten von der Sehne, vier Fackeln stiegen auf; noch ehe sie ihre Flugbögen beendet hatten, warfen sich die Schützen flach hin. Tyrkir starrte nach vorn. Zu kurz. Zwei Pfeile entdeckte er gut eine Pferdelänge vor der Scheune, Rauch stieg auf, der dritte hatte das außen verteilte Heu beinah erreicht, er brannte noch. Wo war der letzte Pfeil? Hatte er durch das Wandloch ins Innere des Schobers getroffen? Oder war er verloschen und lag irgendwo?
    Um abzuwarten, stand zu viel auf dem Spiel. Weiter drüben bei den Hofgebäuden schien bis jetzt niemand Verdacht geschöpft zu haben.
    »Wir müssen noch mal schießen!« Hastig zog sich die Gruppe zurück; neue Pfeile; so lange dauerte es, bis die Stoffwickel brannten; und wieder stiegen die Männer den Hügel hinauf. »Wartet!« Tyrkir kroch allein auf die Kuppe.
    Feuer! Sein Herz jubelte. Das Welkgras hatte sich entzündet, der Wind trieb den Brand auf die Scheune zu. Feuer! Aus dem Loch in der Rückwand schlugen Flammen. »Wir haben es doch geschafft«, verständigte er seine Leute und ließ sie aus halber Höhe die brennenden Pfeile blind über den Hügel in Richtung Ziel schießen.
    Von seinem Platz aus beobachtete Tyrkir mit angehaltenem Atem, wie die Lohe in der Scheune waberte, wütete, dumpfes Brausen setzte ein, dann platzte das Dach, Grassoden und Steine wirbelten hoch und eine Feuersäule stach in den Himmel.
    Rufe schallten vom Breidahof herüber. Leute liefen hin und her. Aus den Ställen stürzten Mägde und Knechte mit Holzeimern und Bottichen. Hunde bellten. Jetzt waren auch Thorgest und seine Söhne vor dem Wohnhaus auszumachen. Das Geschrei nahm zu, lauter noch waren die Befehle. Der Futtervorrat brannte!
    Nur zu gut konnte sich Tyrkir den Schreck und das Entsetzen vorstellen. Sie mussten versuchen, etwas vom Heu zu retten, mussten die Flammen löschen. Das Weidengatter wurde aufgestoßen und in wilder Hast stürmten alle Hofleute zum Bach in der Wiese, schöpften Wasser und rannten weiter auf die Brandstelle zu, vornweg der Bauer mit Odd und Toke, die drei Hunde blieben dicht hinter ihnen.
    Tyrkir achtete nicht länger auf das, was vor ihm in der Weide geschah. Er heftete den Blick auf die vorletzte der Lagerhallen, nichts rührte sich dort. Er suchte das Hofgelände ab. Von Osten her müsste Erik jetzt eindringen, doch nichts, nichts war vom Freund und seinen Knechten zu sehen. Großer Tyr, so hilf doch! Immer wieder schlug Tyrkir mit der Faust ins Gras. Dieser verdammte Wikinger! Jäh hielt er inne.
    Das Tor der vorletzten Scheune schwang auf. Sein Flehen war bis hinauf nach Walhall gedrungen. Erik verließ den Lagerraum. Warum habe ich dich nicht vorher gesehen? Ganz gleich. Dicht hinter ihm folgten seine Männer. Je zwei von ihnen trugen einen Balken auf der Schulter. Der fünfte Knecht drückte das Tor wieder an und übernahm die Rückendeckung.
    Ohne weitere Vorsicht bewegte sich die Gruppe im Laufschritt auf den Brunnenplatz zu.
    Tyrkir sah in die Weide, dort kämpften die Leute vom Breidahof mit den Flammen, er sah wieder nach drüben, dort hatte Erik inzwischen das Hauptgatter geöffnet. Der Weg hinunter durch die Wiesen war lang, bis zur Uferstraße gab es keinen Schutz. Nur ein einziger Blick in diese Richtung und die Fliehenden wären entdeckt. Schneller! Tyrkir musste sich zwingen, nicht lauthals den Freund anzuspornen. Schneller? Wie sinnlos! Von der wertvollen Last behindert, konnte die Gruppe das Tempo nicht beschleunigen.
    »Vater!« Toke hatte sich umgewandt und streckte die Hand zum Weg hinüber. »Vater!«
    Sofort war der Bauer neben ihm, auch Odd ließ den Wassereimer fallen. Sie brüllten und fluchten. Von seinem Platz aus verstand Tyrkir »Überfall!« und immer wieder das eine Wort: »Diebe!«
    Dann gab der Alte Befehle. Seine Söhne stürzten, begleitet von vier Knechten, davon, sprangen über den Bach und rannten auf den Hof zu.
    Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Verfolgung begann. Tyrkir verließ den Hügel. »Bewegt euch!« Gluttopf, Sack und Werkzeug

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