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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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sich heftig den Nasenrücken. »Dort könnte deine Frau dich sogar hin und wieder heimlich besuchen.«
    Tyrkir unterstützte den Vorschlag. »Da unten wär’s auch für mich einfacher, nach dir zu sehen. Wenn ich zwischendurch für ein paar Wochen vom Warmquellhang verschwinde, fällt das keinem auf.«
    »Ihr meint es gut.« Erik nahm einen flachen Stein und schleuderte ihn übers Wasser, nach einigen Hüpfern schlug er gegen die Bordwand seines Knorrs. »Soll ich denn meinen Stolz ganz verlieren? Vor Thjodhild, vor dir, Schlaukopf, und euch …?«
    Er brach ab. Eine neue Idee verdrängte das Klagen. »Besser wär’s, wenn ich Island verlasse. Das steht einem Geächteten frei. So verstoße ich nicht gegen den Thingspruch. Ich könnte zurück nach Norwegen, nein, da haben sie mich auch weggejagt, nein, besser noch tiefer runter zu diesem Handelsplatz. Wie hieß der noch, Schlaukopf? Na, sag schon. Wo mein Vater dich und deine Mutter gekauft hat?«
    »Haithabu am Ufer der Schlei.« Nachdenklich nickte Tyrkir. »Kein schlechter Einfall.«
    Hartes Scheppern ließ die Köpfe herumfahren. Katla schlug den Schöpfer gegen den Suppentiegel. »Ich fahr mit!«
    »Misch du dich nicht ein!«, herrschte Erik sie an. »Sieh zu, dass wir was zu essen bekommen.«
    Ein vorwurfsvoller Blick traf ihn. »Deshalb will ich ja mit.« Die Magd reckte ihre Brüste, mehr für sich selbst bekräftigte sie: »Deshalb lass ich dich nicht allein.«
    Bisher hatte Ejolf vom Schweinseiland nur zugehört. Jetzt gab er zu bedenken: »So spät im Sommer willst du noch die lange Fahrt in den Südosten wagen? Der Wind ist dafür nicht mehr günstig.«
    »Mir gleich.«
    »Wenn überhaupt, würde ich nach Westen segeln.«
    Leicht grinsend sah Erik den Gutsherren an. »So, nach Westen? Sehr gut. Nur ist da leider nichts mehr. Soll ich als Seegespenst die Wale erschrecken?«
    »Spotte nur! Aber hier bei uns am Breidafjord wird gemunkelt, dass dort Land sein soll.«
    »Von wem weißt du das? Wer hat da Land gesichtet?« Auch die anderen ließen Ejolf nicht mehr aus den Augen.
    »Ich kann es nicht beschwören«, dämpfte er die Erwartung. »Aber mein Schwager hat es mir erzählt.« Von Gunnbjörn, dem Sohn des Ulf Krähe, war die Rede: Der junge Kaufmann kam eines Sommers zurück aus Norwegen und wurde vom heftigen Oststurm über Island hinaus weiter nach Westen verschlagen. Erst nach einigen Tagen legte sich der Wind. Regen setzte ein und schwere Wolken hingen dicht über dem Schiff. Endlich lichtete sich das Wetter. »Und da hat Gunnbjörn ein paar Seestunden entfernt im Dunst schroffe Felsinseln gesichtet. Dahinter aber ragte etwas auf, grau oder blau, in jedem Fall verdeckte es den ganzen Horizont, entweder war es ein Gebirge oder da lag ein Riese. Näher ran hat Gunnbjörn sich nicht gewagt und weil endlich Westwind aufkam, hat er den lieber ausgenutzt und ist zurück nach Island.«
    »Wie lange hat er dafür gebraucht?«
    »Weiß nicht genau. Aber weniger als eine Woche.«
    Die Zuhörer schwiegen. Unentwegt kratzte sich Erik im Bart, schließlich brummte er: »Land, auf dem noch keiner war. Wenn ich es finde …«
    Tyrkir erhob sich und sah über die Bucht nach Westen. »… dann gehört es dir.« Stumm setzte er besorgt hinzu: Mein Wikinger, verliere dich nicht gleich an den Traum. Nur wenn es dort wirklich Land gibt, Land, das bewohnbar ist, dann hat es auch einen Wert.
    »Was ist, Schlaukopf?« In Eriks Blick stand neuer Glanz. »Oder will mich der Herr allein fahren lassen?«
    »Warum fragst du, wenn du die Antwort kennst?«
    Mit der Kelle in der Faust baute sich Katla vor ihrem Herrn auf. »Wehe, du sagst Nein. Ich komme mit und die beiden anderen Mädchen auch. Schließlich muss für euch gesorgt werden.«
    Der Riese wollte nach ihr greifen, besann sich rechtzeitig und mit Blick auf Tyrkir und die Übrigen meinte er: »Keine Sklavin hat das Recht, irgendetwas zu fordern! Du folgst mir, weil ich es befehle. Und jetzt gib uns endlich von der Suppe.«
    Seit vier Tagen und drei Tagnächten war die Schonfrist abgelaufen. Den Helfern war es gleichgültig. Obwohl sie jetzt selbst mit Strafe zu rechnen hatten, sorgten sie sich unermüdlich um Ausrüstung und Zustand des Reittieres. Leinen wurden überprüft, das rote Segel wurde gesetzt und wieder gerefft, auch das Ersatztuch durfte keine Risse aufweisen; und unter großen Mühen wurde von den Mägden die Außenwandung mit Robbentran eingefettet.
    Da lediglich Ejolf in der Nähe am Breidafjord lebte,

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