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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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war er nach Schweinseiland gesegelt und mit Proviant zurückgekehrt: Fässer gefüllt mit Pökelfleisch oder Trockenfisch und pralle Lederschläuche. »Dachte, hin und wieder ein Schluck Sauermilch bekommt euch besser als nur Wasser.« Beinah liebevoll tätschelte er die zwei kleineren Schläuche. »In diese hier habe ich Met gefüllt. Den trinkt, wenn ihr die Küste gefunden habt, und denkt an mich! Gibt es aber kein Land, dann könnt ihr euch wenigstens noch mal besaufen, ehe ihr …« Er beendete diesen Satz nicht, stattdessen warnte er: »Ihr müsst von hier verschwinden. Und zwar bald.« Der Breidabauer hatte bewaffnete Horden zusammengestellt. Mit Booten suchten sie Insel für Insel nach dem Friedlosen ab und waren der Zwillingsbucht schon bedrohlich nah gekommen. »Nicht mehr lange und sie müssen uns finden.«
    »Ich darf euch nicht jetzt noch unnötig in Gefahr bringen.« Sobald sich die Sonne wieder aus dem östlichen Horizont erhob, wollte Erik das Versteck verlassen. »Hab ich die Sonne gleich zu Anfang im Rücken, kann ich den richtigen Kurs nicht verfehlen. Außerdem sieht es gut für uns aus.« Der Wind kam von Ost, ein wolkenloser Himmel, das Wetter versprach beständig zu bleiben.
    Erik pfiff und winkte die Mägde und seine kleine Mannschaft zu sich. »Brecht das Lager ab. Verstaut alles an Bord. Wehe, ich finde noch irgendwo einen Becher oder eine Kelle. Und dann schlaft!« Die zehn Sklaven, die er selbst für den Krieg ausgebildet hatte, waren ihm von Thorbjörn überlassen worden, nicht viel, aber genug, um das Schiff zu führen. Betont heiter wandte sich Erik wieder an den Richter und die Gutsherren: »Besser, ich präge mir den Geruch von frischem Gras und Erde genau ein. Wer weiß, wann wir wieder festen Boden betreten.«
    Tyrkir streckte sich neben dem Freund aus, schlafen wollte er nicht, doch wenigstens ruhen und die letzten Stunden an Land genießen. Lange starrte er schweigend in den blassen Himmel. Seine Gedanken schweiften übers Gebirge zur Südseite des Schneefels’. Arme Thjodhild, nichts wusste sie vom abgesagten Krieg, kannte auch nicht den Urteilsspruch. Wie hart würde sie die Nachricht treffen! Er setzte sich auf und umschlang seine Knie. »Bist du wach?«
    Erik brummte nur.
    »Fällt es dir schwer wegzugehen, so ohne ihr Lebewohl zu sagen?«
    »Sei still!« Der Freund drehte ihm den Rücken zu.
    »Sag doch!«
    Erst nach geraumer Zeit kam die Antwort. »Sie ist meine Frau …« Eriks Stimme wurde brüchig. »… und stark. Sie wird es verstehen müssen … Und wir kommen wieder, das will Thorbjörn ihr ausrichten. Und fehlen wird sie mir, und der Junge … Beim Thor, sei jetzt still!«
    Tyrkir sah auf die zuckenden Schultern und schwieg. Ohne Thjodhild, wie leer wird mir das Herz sein? Doch das wirst du nie erfahren, mein Wikinger. Er starrte zum Schiff. Ganz gleich, wohin es uns verschlägt. Wir müssen zurückkommen.
    Der Ruf einer Eiderente. Tyrkir horchte. Er kam nicht irgendwo aus dem Gras hinter ihm. Draußen vom Wasser schallte er herüber.
    Wieder der Ruf, diesmal deutlich näher. Es war kein Entenschrei. Gefahr! Die Späher auf dem Seevogel meldeten Alarm und die Mannschaften der Knorrs an der Einfahrt zur Bucht gaben das verabredete Signal weiter.
    Erik hatte es gleichfalls vernommen. »Ins Schiff!«, befahl er halblaut durch den Trichter der Hände. »Beeilt euch!«
    Sofort waren auch Thorbjörn und die beiden Gutsherren auf den Beinen. Niemand fragte. Die Mägde rannten ins seichte Wasser, von den Knechten wurden sie an Bord gehoben, die Herren halfen sich selbst und Erik griff nach der Steuerpinne. »Los jetzt!«
    Ruderblätter klatschten ins Wasser. Schnell entfernte sich das Reittier des Meeres vom Ufer. Ehe es die enge Pforte der Bucht erreichte, hatten die beiden Wachschiffe bereits das Schlupfloch verlassen und warteten draußen.
    »Knorr aus südlicher Richtung!«, wurde Erik unterrichtet, als sein Schiff zwischen den Booten längsseits ging »Eine halbe Stunde entfernt.«
    Ohne Zögern forderte er die treuen Helfer auf: »Besser, ihr steigt um und verschwindet. Ich schaffe es allein.«
    Der Richter schüttelte den Kopf. »Wir begleiten dich, bis du die offene See erreicht hast.«
    Für ein Hin und Her war keine Zeit. Jetzt hatte Thorbjörn die Befehlsgewalt übernommen, er schickte Ejolf und Styr von Bord, jeden auf das eigene Schiff. Sie sollten das Reittier in die Mitte nehmen. »Segel ab!« Dem Freund befahl er: »Setze getrost volles Tuch. Dein rotes

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