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Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gelassen. Böse Geister können auch denen schaden, die weiß sind. Früher haben wir geglaubt, unsere afrikanische Medizin sei wirkungslos bei Menschen mit heller Haut. Heute wissen wir, dass es nicht so ist. Genau wie wir fürchtet ihr die bösen Geister, die von Menschen herbeigerufen werden, die uns übel wollen. Ich wusste nicht, wer du warst oder wohin du unterwegs warst. Aber als ich dich da in deiner blutigen Unterwäsche liegen sah, dachte ich sofort, dass jemand dir Übles wollte, dass jemand deinen Tod gewünscht hatte.«
    Felicia verstummte abrupt, als hätte sie zu viel gesagt. Von der Straße her hörte man das Geklapper eines Wagens, der mit Bananen beladen war.
    Hanna dachte, es gebe immer noch so vieles, was sie nicht verstand. Nicht nur, weil sie kaum die Hälfte dessen begriff, was Felicia sagte. Jetzt erst wurde ihr klar, dass es nicht nur ein Hotel am Hafen war, in das sie sich nach der Flucht von Kapitän Svartmans Schiff einquartiert hatte. Es war auch ein Bordell, und sie hatte gehört, wenn die Männer an Bord davon sprachen. Felicia, die unter dem schönen Palisanderbaum vor ihr stand, war eine Prostituierte.
    Sie dachte, sie sollte aufstehen, in ihr Zimmer zurückkehren, die Kleider wechseln und sich in ein anständiges Hotel begeben.
    Aber Felicia hatte sie gerettet, zusammen mit der Frau, von der sie jetzt den Namen kannte: Laurinda. Wovor sollte sie flüchten? Sie hatte nichts mit dem Bordell zu tun, sie hatte ein Zimmer gemietet, und sie würde es von ihrem eigenen Geld bezahlen.
    Das Geld, das Felicia nicht genommen hatte, obwohl sie es hätte tun können.
    Felicia sah sie an und schien ihre Gedanken zu erraten. »Ein Gerücht hat sich verbreitet«, sagte sie. »Wie ein Lauffeuer. Dass Senhor Vaz’ Etablissement seine erste weiße Hure bekommen habe. Neue Kunden strömten sofort herbei. Aber ihnen wurde bald klar, dass du etwas so Seltenes wie ein gewöhnlicher Hotelgast warst. Die Enttäuschung war grenzenlos.«
    »Senhor Vaz«, sagte Hanna. »Der Besitzer? Wer ist das?«
    »Er ist ein Mann, der kein Blut sehen kann«, sagte Felicia. »Wenn wir bluten, ist das schlecht für seine Geschäfte, außer wenn wir Besuch von den widerwärtigen Männern bekommen, die nur mit einer Frau zu schlafen vermögen, wenn sie blutet. Aber alles, was sonst mit Blut zu tun hat, verabscheut er. Solange du nicht gesund bist, hält er sich fern.«
    »Was geschieht dann?«
    »Solange du für dein Zimmer bezahlst, vermute ich, dass du bleiben kannst.«
    Hanna spürte plötzlich, dass jemand sich hinter sie gestellt hatte. Als sie sich umdrehte, zuckte sie vor Schreck zusammen. Erst verstand sie nicht, was sie sah. Dann erkannte sie, dass es ein Affe in einer weißen Kellnerjacke war, der sie anstarrte.

26
     
    Hanna glaubte, sie sei verrückt geworden. Es konnte nicht wahr sein, was sie sah. Aber der Affe stand da auf seinen krummen Beinen, in einer Hand eine Schale mit Gebäck. Felicia sagte ein paar Worte. Der Affe stellte die Schale auf den Tisch, schnitt eine Grimasse, knirschte mit den Zähnen und verschwand.
    »Er heißt Carlos«, sagte Felicia. »Nach einem portugiesischen König. Er kam vor fünf Jahren mit seinem Besitzer hierher, einem Mann, der auf den großen Ebenen im Inland Löwen als Trophäen jagte. Damals trug der Schimpanse einen Tropenhelm. Als der Besitzer nicht bezahlen konnte, nachdem er die Frauen eine Woche lang benutzt hatte, nahm Senhor Vaz den Affen als Entschädigung. Zwei Wochen lang trauerte das Tier. Dann gewöhnte es sich ziemlich leicht an die weiße Jacke, seinen Namen und an sein neues Zuhause, das besser war als das frühere. In den Nächten sitzt er auf dem Dach und schaut auf die Wälder jenseits des Flusses. Aber er läuft nicht davon. Carlos ist hier zu Hause.«
    Hanna dachte noch immer, es könne nicht wahr sein, was sie gesehen und jetzt gehört hatte. Aber Felicia war überzeugend, sie meinte, was sie sagte.
    Von irgendwoher war jetzt Musik zu hören. Hanna lauschte und sagte sich, dass sie von dem Klavier im Innenhof komme. Aber es war keine richtige Musik, die gespielt wurde. Einzelne Töne wurden wiederholt, als säße ein Kind da und schlüge auf die Tasten.
    Etwas wiederholte sich. Etwas, was sie kannte. Der Mann, der die Tasten geputzt hatte, stimmte jetzt das Klavier. In Jonathan Forsmans Haus hatte es ein Klavier gegeben. Niemand spielte darauf. Niemand durfte es anrühren. Forsman trug den Schlüssel zu dem zugesperrten Deckel an seiner Uhrkette. Aber

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