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Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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werden. Sie lebte, sie war nicht tot, wie Kapitän Svartman angenommen hatte. Sie war an Land gegangen, bevor das Schiff nach Australien weiterfuhr. Aber sie würde bald nach Hause zurückkehren. Und sie lebte. Das vor allem, sie war immer noch ein Mensch, der lebte.
    Es war dieser Brief, den sie nun an Elin geschrieben hatte. Und sie wiederholte die gleichen Sätze, allerdings weniger gefühlvoll, in den beiden anderen Briefen. Der eine war an Forsman, der andere an Berta gerichtet. Sie lebte, sie würde bald heimkehren.
    Schließlich lagen die drei Briefe vor ihr auf dem Tisch, in Umschläge gesteckt, die sie ordentlich zugeklebt hatte, die Namen äußerst sorgfältig geschrieben. Auch wenn sie erst mit Berta zusammen Lesen und Schreiben gelernt hatte, mühsam, aber doch als einen wichtigen Schritt aus der Armut heraus, fand sie, sie schreibe immer noch mit großer Schwierigkeit, unsicher im Buchstabieren und in den Wortfolgen. Aber das kümmerte sie nicht. Für Elin würde es die wichtigste Mitteilung sein, die sie je in ihrem Leben bekommen hatte. Eine ihrer Töchter war von den Toten zurückgekehrt.
    Am Nachmittag bestellte sie Andrades Auto und ließ sich hinunter zum Hafen fahren. Sie hatte sich fein angezogen und eine lange Zeit vor dem großen Spiegel in der Diele zugebracht. Auf dem Weg zum Hafen kam ihr eine Idee, die sie dazu brachte, den Chauffeur um einen Umweg zu bitten und dort zu halten, wo der Fotograf Picard sein Atelier hatte. Picard war Franzose und hatte sich schon Anfang der 1890er Jahre in der Stadt niedergelassen. Sein Atelier wurde von vermögenden Einwohnern der Stadt besucht. Sein Gesicht war von einem Granatsplitter verunstaltet, der ihn während des Französisch-Deutschen Krieges 1870 getroffen hatte. Obwohl sein Gesicht abstoßend war, hatten seine Freundlichkeit und Geschicklichkeit als Fotograf ihn bei allen beliebt gemacht. Schwarze Menschen fotografierte er jedoch nicht, es sei denn, sie traten als Dienstboten oder Träger auf oder bildeten nur einen Hintergrund für die weißen Menschen, die abgelichtet werden sollten.
    Picard empfing sie mit einer Verbeugung und bot ihr sofort an, sie zu fotografieren. Ein Paar hatte gerade abgesagt, da es sich wieder entlobt hatte. Hanna wollte stehend fotografiert werden, mit ihrem großen Hut auf dem Kopf, mit langen Handschuhen und einem zusammengerollten Schirm in einer Hand.
    Picard fragte respektvoll, für wen das Bild gedacht sei. Er wusste genau, wer sie war, und kannte ihre kurze Ehe mit dem Bordellbesitzer Vaz. Hanna wusste auch, dass Picard aus irgendeinem Anlass immer an einem der Konkurrenten festgehalten hatte, wenn er einen Bordellbesuch machte.
    »Die Fotografie ist für meine Mutter«, sagte sie.
    »Ich verstehe«, sagte Picard. »Ein würdevolles Bild. Es soll zeigen, dass alles auf dem afrikanischen Kontinent gut ist, dass das Leben hier zu Erfolg und Reichtum geführt hat.«
    Er plazierte sie neben einem großen Spiegel und einem Stuhl mit schönen Armlehnen. Ein Blumengesteck auf einem Tisch rückte er aus der Komposition heraus, nachdem er es ausprobiert hatte. Dann nahm er das Bild auf und versprach, es sofort zu entwickeln und drei Kopien zu machen. Hanna bezahlte das Doppelte von dem, was Picard verlangte. Sie einigten sich darauf, dass der schwarze Laufbursche die Fotografien an Bord von Kapitän Svartmans Schiff abgeben sollte, sobald sie getrocknet waren.
    Im Hafen stand Kapitän Svartman an der Gangway und erwartete sie. Hanna sah, dass seine Unform frisch gebürstet war und seine Schuhe glänzten. Sie ging die Gangway hinauf und erinnerte sich in einem schwindelerregenden Augenblick an das Gefühl, das sie beim Verlassen des Schiffes gehabt hatte. Sie begrüßte den Kapitän. Einige Besatzungsmänner waren dabei, Seile zu spleißen, andere reparierten eine Ladeluke. Sie entdeckte niemanden, den sie kannte. Der Kapitän folgte ihrem Blick und verstand, dass sie nach einem bekannten Gesicht suchte.
    »Die Besatzung ist ganz neu«, sagte er. »Nach Lundmarks Tod gingen Gerüchte um, ich sei ein vom Unglück verfolgter Kapitän. Peltonens Verschwinden machte die Sache nicht besser. Aber meine jetzige Besatzung ist auch sehr tüchtig. Als Kapitän kann ich nicht herumgehen und diejenigen vermissen, die früher an Bord waren. Ich segle mit den Lebenden, nicht mit den Toten.«
    Er führte sie in seine Kajüte. Auf dem Weg sah sie den neuen Koch, der aus der Kombüse trat, ein junger Mann mit blonden Haaren.
    »Ein Este«,

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