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Erinnerung an meine traurigen Huren

Erinnerung an meine traurigen Huren

Titel: Erinnerung an meine traurigen Huren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel García Márquez
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weißt schon, Delgadina, der Ruhm ist eine dicke Frau, sie schläft nicht mit dir, steht aber immer am Bett und beobachtet dich beim Aufwachen.
    An einem jener Tage blieb ich zum Frühstück bei Rosa Cabarcas, die inzwischen weniger hinfällig auf mich wirkte, trotz der Trauerkleidung und des schwarzen Baretts, das selbst ihre Augenbrauen verdeckte. Ihre Frühstücke waren berühmt, außerdem so stark gepfeffert, dass ich weinen musste. Nach dem ersten flammenden Bissen sagte ich unter Tränen zu ihr: Heute Nacht wird mir auch ohne Vollmond der Hintern brennen. Keine Klagen, sagte sie. Wenn erbrennt, dann doch deshalb, weil du ihn noch hast, dem Himmel sei Dank.
    Sie war überrascht, als ich den Namen Delgadina erwähnte. So heißt sie nicht, sie heißt. Sag es mir nicht, unterbrach ich sie, für mich ist sie Delgadina. Sie zuckte mit den Schultern: Na gut, sie gehört schließlich dir, aber der Name klingt nach Abführmittel. Ich erzählte ihr von dem Satz mit dem Tiger, den die Kleine auf den Spiegel geschrieben hatte. Sie kann es nicht gewesen sein, sagte Rosa, denn sie kann weder lesen noch schreiben. Wer sonst? Sie zuckte mit den Schultern: Vielleicht jemand, der in dem Zimmer gestorben ist.
    Ich nützte solche Frühstücke aus, um Rosa Cabarcas mein Herz auszuschütten, und bat sie um kleine Gefälligkeiten für Delgadina, auf dass es ihr gut ginge und sie schön anzusehen wäre. Rosa gewährte sie, ohne weiter nachzudenken, schelmisch wie ein Schulmädchen. Das ist ja witzig, sagte sie einmal zu jener Zeit. Es ist mir, als hieltest du um ihre Hand an. Übrigens, fiel ihr ein, warum heiratest du sie nicht? Ich erstarrte. Ich meine es ernst, beharr-te sie, es kommt dich billiger. Taugen oder nicht taugen ist schließlich die Frage in deinem Alter, aber du hast mir ja schon gesagt, dass sich das für dich erledigt hat. Ich pflichtete ihr bei: Sexualität ist ein Trost, wenn die Liebe nicht reicht.
    Sie lachte auf: Ach, mein weiser Freund, ich wusste schon immer, dass du ein ganzer Mann bist, es immer warst, und ich freue mich, dass du es noch immer bist, während deine Feinde die Waffen strecken. Kein Wunder, dass so viel von dir geredet wird. Hast du Marcos Pérez gehört? Alle Welt hört ihn, sagte ich, um das Thema zu beenden. Doch sie fuhr fort: Auch Professor Camacho y Cano hat gestern in der Stunde für Allerlei gesagt, die Welt sei nicht mehr, was sie einmal war, da es nur noch wenige Männer gebe wie dich.
    An jenem Wochenende fand ich Delgadina fiebernd und hustend vor. Ich weckte Rosa Cabarcas, damit sie mir irgendein Hausmittel gäbe, und sie brachte mir ein Erste-Hilfe-Käst-chen ins Zimmer. Zwei Tage später ging es Delgadina immer noch schlecht, und sie hatte nicht zum Knöpfeannähen in die Fabrik gehen können. Der Arzt hatte ihr ein Mittel für eine einfache Grippe gegeben, die innerhalb einer Woche vorbei sein würde, zeigte sich aber besorgt über Delgadinas Unterernährung und ihren Allgemeinzustand. Ich sah sie nicht mehr und spürte, dass sie mir fehlte, so dass ich die Zeit nutzte, um in ihrer Abwesenheit das Zimmer herzurichten.
    Ich brachte noch eine Federzeichnung von Cecilia Porras mit, die für Alle warteten wir, den Erzählungsband von Alvaro Cepeda, entstanden war. Ich schleppte die sechs Bände Jean Christophe von Romain Rolland an, um meine Schlaflosigkeit zu beschäftigen. So war das Zimmer, als Delgadina zurückkam, eines häuslichen Glücks würdig: die Luft gereinigt mit einem aromatisierten Insektengift, rosen-farbene Wände, gedämpftes Licht, frische Blumen in den Vasen, meine Lieblingsbücher und die guten Bilder meiner Mutter, nach neuestem Geschmack gehängt. Ich hatte das alte Radio durch einen Kurzwellenempfänger ersetzt, den ich auf ein Programm mit klassischer Musik eingestellt hatte, damit Delgadina sich daran gewöhnte, bei Mozartquartetten zu schlafen, doch eines Abends war ein Sender eingeschaltet, der sich auf populäre Boleros spezialisierte. Zweifellos war das ihr Geschmack, und ich nahm ihn ohne Schmerz an, denn auch ich war in meinen besten Tagen dem Bolero von Herzen verfallen gewesen. Bevor ich am nächsten Morgen nach Hause ging, schrieb ich mit dem Lippenstift auf den Spiegel: Meine Kleine, wir sind allein auf der Welt.
    Zu jener Zeit hatte ich den seltsamen Eindruck, dass sie vor der Zeit erwachsen wurde. Ich bemerkte das Rosa Cabarcas gegenüber, und sie fand es ganz natürlich. Am fünften Dezember wird sie fünfzehn, sagte sie zu mir. Ein richtiger

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