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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zur Zeit nicht besonders interessiert an sinnlichen Freuden.«
    »Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee?«
    »Was?«
    »Eine Tasse Kaffee, Eve. In einem öffentlichen Lokal.« Als sie zögerte, grinste er, und es wirkte ziemlich spöttisch. »Du hast doch keine Angst vor mir, Darling, oder?«
    Sie musste lachen. Das war Richard, der Susan herausforderte. »Wenn ich vor irgendetwas Angst hätte«, sagte sie, ganz im Stil ihrer Rolle, »dann bestimmt nicht vor einem Mann. Du bezahlst.«
    Sie blieben drei Stunden lang im Lokal sitzen und bestellten schließlich Hackbraten zu ihrem Kaffee. Der Fußboden war schmutzig, und die Kellnerinnen unterhielten sich schreiend miteinander.
    Offensichtlich ging es nicht auf eine Verführung hinaus, dachte Eve.
    Er erzählte von Muriel, von seiner Ehe, dem Fehler, den er gemacht hatte, von seinen Verpflichtungen. Er sagte nicht, was sie fast erwartet hatte, dass seine Frau ihn nicht verstand und dass seine Ehe nicht mehr existierte. Stattdessen gab er zu, dass Muriel ihn auf ihre Weise liebte. Und dass sie darüber hinaus den fast zwanghaften Wunsch hatte, so zu tun, als wäre ihre Ehe intakt.
    »Sie ist nicht gesund.« Er spielte mit dem Blaubeerkuchen herum, den er zum Abschluß bestellt hatte. Er schmeckte, als hätte ihn seine Mutter gebacken vor ewig langer Zeit in der stickigen Küche ihrer Wohnung im fünften Stock im Osten, in der 132sten Straße. Seine Mutter, dachte er flüchtig, war eine unglaublich schlechte Köchin gewesen. »Weder körperlich noch seelisch. Ich bin auch nicht sicher, ob sie es je wieder sein wird, und solange sie krank ist, kann ich sie nicht verlassen. Sie hat niemanden sonst.«
    Da sie vor nicht allzu langer Zeit aus einer katastrophalen
    Ehe ausgebrochen war, versuchte sie, sich in die Lage von Victors Frau zu versetzen. »Es muss schwierig für sie sein, deine Arbeit, die Reisen und die Stunden, in denen du üben musst.«
    »Nein, sie genießt das alles. Sie liebt das Haus, und die Angestellten sind darauf eingestellt, gut für sie zu sorgen. Oft ist sie ganz zufrieden, aber oft kommt es vor, dass sie ihre Medikamente einzunehmen vergißt, und dann ...« Er zuckte mit den Schultern. »Sie malt. Sehr gut sogar, wenn sie in der richtigen Stimmung ist. So war es, als ich sie kennenlernte. Ich war der typische Hunger leidende junge Schauspieler und nahm einen Job als Modell bei einer Kunstschule an, um genügend Geld zu haben, mich satt essen zu können.«
    Sie nahm ein Stückchen Kuchen auf die Gabel und grinste. »Als Aktmodell?«
    »Yeah.« Jetzt musste auch er lächeln. »Nach der Sitzung zeigte Muriel mir eine Skizze, die sie von mir gemacht hatte. Eins führte zum anderen. Sie gehörte zu der Welt der Bohemiens. Sehr offen und freimütig.« Das Lächeln verblasste. »Sie hat sich geändert. Die Krankheit, das Baby. Die Umstände hatten sie verändert. Knapp ein Jahr nach unserer Heirat wurde ihre Krankheit festgestellt. Sie gab den Traum, als Künstlerin Karriere zu machen, vollständig auf. Statt dessen wandte sie sich ganz der Religion zu, gegen die wir beide vorher rebelliert hatten. Ich war sicher, dass ich sie da wieder rausholen konnte. Wir waren jung, und ich glaubte, dass uns nichts wirklich Schreckliches zustoßen konnte. Aber das war ein Irrtum. Ich bekam Rollen, wir hatten Geld. Muriel wurde das, was sie heute ist, eine ängstliche, oft wütende, unglückliche Frau.«
    »Du liebst sie immer noch.«
    »Ich liebe die sehr, sehr seltenen Momente, in denen sie wieder der jungen Künstlerin gleicht, die mich so bezaubert hatte. Selbst wenn sie wieder gesund werden sollte, glaube ich nicht, dass unsere Ehe noch zu reparieren wäre. Aber wir könnten uns als gute Freunde trennen.«
    Eve fühlte sich plötzlich erschöpft. Der Geruch gegrillter Zwiebeln und der Geschmack zu heißen und zu starken Kaffees zusammen mit den grellen Farben der Dekoration waren zu viel für sie. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Victor.«
    »Vielleicht gar nichts. Vielleicht brauche ich nur dein Verständnis.« Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand. »Als ich sie kennenlernte, war ich zweiundzwanzig. Jetzt bin ich zweiundvierzig. Vielleicht wäre alles gutgegangen, wenn das Schicksal nicht gegen uns gewesen wäre. Das werde ich nie erfahren. Aber ich wusste, als ich dich anschaute, dass du die Frau bist, mit der ich eigentlich mein Leben verbringen sollte.«
    Sie spürte, dass das wahr war. Die hellerleuchtete Ecke, in der sie saßen, schien

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