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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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leichtes Mädchen, das unabsichtlich mit der Unterwelt in Berührung gekommen war. Victor war der Bulle, der mich beschützen sollte. Aber der Film lebte weniger von der Story als von den vielen Details. Griffige Dialoge, stimmungsvolle Einstellungen, die richtige Beleuchtung, gute Regie, eine gute Besetzung und nicht zuletzt das unerklärliche Fluidum zwischen den beiden Stars.«
    »Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diesen Film gesehen habe«, sagte Julia lächelnd und hoffte, Eve damit ein wenig aufzuheitern. »Und jedesmal habe ich etwas Neues darin entdeckt.«
    »Ein kleiner leuchtender Edelstein in meiner Krone«, sagte Eve und fuchtelte mit ihrer Zigarette herum. »Erinnern Sie sich an die Szene, wo Richard und Susan in einem schmuddeligen Hotelzimmer sitzen - er wartet auf seine Befehle und sie überlegt, wie sie wieder nach draußen kommen könnte? Sie streiten sich, beleidigen sich gegenseitig und versuchen, sich gegen die Anziehungskraft des anderen zu wehren, die beide von Anfang an gespürt haben. Er ist der gute, anständige irische Bulle, der klare Vorstellungen von Recht und Unrecht hat, sie ist das Mädchen von der anderen Seite, die alle Schattierungen zwischen Weiß und Schwarz kennt und durchlebt.«
    »Sehr gut erinnere ich mich daran! Ich habe es im Fernsehen gesehen, als ich gerade als Babysitter arbeitete. Damals muss ich fünfzehn oder sechzehn gewesen sein, und ich war unsterblich verliebt in Robert Redford. Nach diesem Film ließ ich ihn fallen wie einen alten Schuh und erhob Victor Flannigan zu meinem Idol.«
    »Er wäre bestimmt sehr geschmeichelt.« Eve nippte an ihrem Wasser. »Und wie enttäuschend für Mr. Redford.«
    »Ich denke, er hat es überstanden.« Julia lächelte. »Bitte, fahren Sie fort. Ich hätte Sie nicht unterbrechen sollen.«
    »Es stört mich nicht, ganz im Gegenteil«, murmelte Eve, dann stand sie auf und fing an, im Zimmer hin und her zugehen.
    »Diese Szene in dem uralten Film wurde nicht so gespielt, wie es im Drehbuch vorgesehen war, das wissen die meisten nicht, selbst diejenigen nicht, die damals unmittelbar dabei gewesen sind. Victor hat sie verändert, und damit hat er unser Leben verändert.«
    »Ruhe im Studio.«
    Eve nahm ihren Platz ein.
    »Der Film läuft.«
    Eve ignorierte den ganzen Betrieb um sich herum. Sie hob das Kinn, verlagerte ihr Körpergewicht auf einen Fuß, machte einen Schmollmund. Sie wurde Susan.
    »Szene vierundzwanzig, dritte Aufnahme.«
    »Und jetzt - los.«
    »Sie wissen überhaupt nichts von mir.«
    »Ich weiß alles über dich, Sweetheart.« Victor stand ganz dicht vor ihr, in seinen Augen, die Sekunden zuvor noch ganz sanft dreingeschaut hatten, spiegelten sich jetzt Wut und Frustration. »Als du zwölf warst, hast du dir gedacht, dass du mit deinem Aussehen alles erreichen kannst, was du willst. Und dann hast du losgelegt, den leichtesten Weg gewählt und unzählige Männer hinter dir gelassen.«
    Die Großaufnahme kam erst später. Sie wusste, dass die Kamera die Kälte in ihrem Blick und ihr spöttisches Grinsen jetzt noch nicht aufnehmen konnte, aber trotzdem spielte sie beides aus, nicht anders als ein guter Tischler, der seinen Hammer benutzt. »Wenn das wahr wäre, würde ich nicht hier in diesem Dreckloch sein, zusammen mit einem Verlierer wie Sie es sind, zur Hölle.«
    »Du bist in die Sache hineingeschlittert.« Er steckte die Hände in seine Taschen und trat etwas zurück. »Mit großen Augen. Frauen wie du machen immer große Augen. Und du wirst auch wieder aussteigen. Das ist dein Stil.«
    Sie drehte sich um und goss sich einen Drink aus einer Flasche ein, die auf der zerkratzten Kommode stand. »Es ist nicht mein Stil, meine Freunde den Cops auszuliefern.«
    »Freunde.« Mit einem kurzen Auflachen zog er eine Zigarette hervor. »Das nennst du Freundschaft, wenn draußen jemand auf dich wartet, um dir die Kehle aufzuschlitzen? Na, das ist deine Sache, Baby.« Die Zigarette hing ihm im Mundwinkel, und er blinzelte, weil der Rauch zwischen ihnen in der Luft aufstieg. »Du hast sicher die richtige Entscheidung getroffen - für dich. Und du wirst dafür bezahlt werden. Bestimmt bekommst du eine Belohnung für die Information. Eine Frau wie du ...« Er nahm die Zigarette aus dem Mund und stieß eine Rauchwolke aus. »Du bist doch sicher daran gewöhnt, dass man dich für eine Gefälligkeit bezahlt.«
    Sie schlug nach ihm, vergaß aber, die Hand zu einer Faust zu ballen. Er zog den Kopf zurück und kniff die Augen zusammen.

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