Erinnerung Des Herzens
Frau, einreden, dass Sie sich nicht von Paul angezogen fühlen?«
Julia senkte den Kopf und faltete die Hände auf ihrem Schoß. »Selbst, wenn ich mich von Paul angezogen fühlen sollte, wäre das Ihre Angelegenheit?«
»Nein, zum Teufel. Aber wer kümmert sich schon ausschließlich um seine eigenen Angelegenheiten? Sie sollten doch vor allen anderen verstehen, dass jeder darauf brennt, die Angelegenheiten der anderen kennenzulernen.«
Julia lachte. Es war schwierig, angesichts einer so umwerfenden Ehrlichkeit verärgert zu sein. »Ich bin kein Star, deshalb gehören meine Geheimnisse glücklicherweise mir allein.« Da sie jetzt wieder mit sich zufrieden war und sich wohl fühlte, legte sie die Beine auf den Kaffeetisch. »Um ehrlich zu sein, habe ich gar keine so furchtbar interessanten Geheimnisse. Warum erzählen Sie mir nicht lieber, weshalb Sie so darauf aus sind; Paul und mich zu verkuppeln?«
»Weil ich das für genau das richtige halte, wenn ich Sie beide zusammen sehe. Und da ich Paul sehr viel besser kenne als Sie, kann ich zumindest seine Reaktion beurteilen. Er ist fasziniert von Ihnen.«
»Dann läßt er sich leicht faszinieren.«
»Ganz im Gegenteil. Soweit mir bekannt ist - und ich sage das in aller Bescheidenheit -, bin ich bisher die einzige Frau gewesen, der das gelungen ist.«
»Bescheidenheit!« Faul rieb Julia einen Fuß an dem anderen. »Sie haben bestimmt die Bescheidenheit mit Löffeln gefressen.«
»Bingo.«
Julia stand auf und holte aus der Küche eine Platte mit selbstgebackenen Schokoladenkeksen. Sie stellte sie auf den Kaffeetisch. Beide schauten sich das Gebäck aufmerksam an, dann griffen sie fast gleichzeitig zu.
»Wissen Sie«, sagte Julia mit vollem Mund, »gestern hat er mir erzählt, dass ich ihn an Sie erinnere.«
»Tatsächlich?« Eve leckte sich genießerisch die Schokolade von den Fingern. »Die Phantasie eines Schriftstellers? Oder Instinkt?« Als Julia sie fragend anblickte, schüttelte sie den Kopf. »Himmel, ich muss gehen, bevor ich noch einen nehme.«
»Wenn Sie es tun, tue ich es auch.«
Mit nicht geringem Bedauern widerstand Eve der Versuchung. »Sie müssen sich morgen früh nicht in ein Kostüm zwängen. Aber ich möchte Ihnen etwas zum Nachdenken zurücklassen. Sie haben mich gefragt, ob ich heute irgend etwas ändern würde in meiner Beziehung zu Victor. Die Antwort ist ganz einfach.« Sie beugte sich vor und schaute Julia an. »Ich würde nicht warten, bis der Film fertig ist. Ich würde nicht einen Tag verschwenden, nicht eine Stunde, nicht eine Minute. Nehmen Sie sich, was Sie haben wollen, Julia. Seien Sie nicht so verdammt vorsichtig. Leben Sie und genießen Sie das Leben. Stillen Sie Ihren Heißhunger. Sonst werden Sie am Ende Ihres Lebens vor allem anderen die Zeit bereuen, die Sie vergeudet haben.«
15
»Hier ist wirklich was los heute.« CeeCee schlüpfte in die Küche, wo Julia einen Abendimbiß für Brandon und Dustin vorbereitete.
»Ich höre den Tumult bis hierher.« Das allein war schuld daran, dass Julia sich zwei Nägel ruiniert hatte. »Ich musste meine ganze Autorität aufbieten, damit die beiden Jungen nicht hinüberrannten.«
»Es war nett von Ihnen, Dustin einzuladen.«
»Sie beschäftigen sich gegenseitig.« Julia verteilte Frucht- und Gemüsestücke möglichst appetitanregend auf einer Platte. »Es macht mir Spaß, die beiden zu beobachten.«
CeeCee, die sich in dieser Küche ebenso heimisch fühlte wie in ihrer eigenen, nahm sich ein halbmondförmig geschnittenes Apfelstück. »Wenn Sie eine echte Show genießen wollen, sollten Sie sich das ansehen. Allein die Blumen! Mann, ganze Wagenladungen voll. Und dann all diese Leute, die dort herumquirlen und in verschiedenen Sprachen reden. Miss Soloman läuft umher und versucht, mit ihnen klarzukommen, und immer noch tauchen neue auf.«
»Und Miss Benedict?«
»Sie hat sich von drei Frauen aufpolieren und schön machen lassen«, erzählte CeeCee mit vollem Mund. »Das Telefon hat ununterbrochen geläutet. Irgendso ein Bursche in einem weißen Anzug hat tatsächlich angefangen zu heulen, weil irgend etwas nicht rechtzeitig geliefert wurde. Da bin ich lieber abgehauen.«
»Eine gute Idee.«
»Wirklich, Julia, Miss B. hat schon umwerfende Partys gegeben, aber dies ist die letzte. Deswegen bietet sie alles auf, weil sie selber fürchtet, dass sie keine mehr geben wird. Tante Dot- tie hat mir erzählt, dass sie bestimmte Pilze von Japan oder China oder so einfliegen
Weitere Kostenlose Bücher