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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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erst eine Dusche nehmen, dann bewunderst du mich als Koch. Und für die Zeit danach habe ich eine großartige Idee.«
    »Wirklich?«
    »Yeah.« Er streichelte sie zärtlich und lächelte. »Wir können ins Kino gehen.«
    »Ins Kino?«
    »Du hast doch sicher schon davon gehört. Das sind diese Säle, in denen die Leute sich hinsetzen und andere Leute anschauen, die vorgeben, andere Leute zu sein. Was meinst du, Eve? Wir kaufen uns Karten und essen Popcorn.«
    Sie überlegte einen Augenblick, dann fand sie, dass es ganz nach einem Vergnügen klang. »Du hast recht, das machen wir.«
    Julia zog die Schuhe aus und ließ die Füße in dem dicken Teppich ihres Zimmers im Savoy versinken. Es war eine kleine, elegante, geschmackvoll eingerichtete Suite. Der Boy war außerordentlich höflich gewesen, als er ihr das Gepäck gebracht hatte, und schien sich fast dafür entschuldigen zu wollen, dass er Trinkgeld erwartet hatte.
    Julia ging zum Fenster, um auf den Fluß zu schauen. Der Flug von Los Angeles nach New York war schon entsetzlich gewesen. Aber vom Kennedy Flughafen bis nach Heathrow, alle diese vielen Stunden über dem Atlantik, waren die reine Hölle gewesen. Ihre Nerven würden sich bestimmt nicht so rasch davon erholen.
    Immerhin hatte sie es überstanden. Und jetzt war sie in England. Mit Vergnügen erinnerte sie sich daran, dass Julia Summers im Savoy wohnte.
    Sie war immer noch überrascht, dass sie heute in einer solchen Umgebung absteigen konnte. Aber es war ein gutes Gefühl, das ihr zeigte, dass sie es noch nicht vergessen hatte, was es bedeutete, Geld zu verdienen, aufzusteigen oder Not zu leiden.
    Die Lichter der Stadt schienen ihr in dieser Märznacht zuzuwinken. Sie hatte fast den Eindruck, dass sie den Traum einer anderen Person träumte, als sie die samtene Dunkelheit, die leicht vernebelte Mondsichel und das dunkle Wasser anblickte. Und hier war es so warm, so angenehm ruhig. Mit einem tiefen Seufzer wandte Julia sich vom Fenster und von all den Lichtern ab. Das Abenteuer musste bis morgen warten.
    Sie packte nur das aus, was sie für die erste Nacht brauchte. Zwanzig Minuten später träumte sie bereits ihren eigenen Traum.
    Am Morgen stieg sie in Knightsbridge aus dem Taxi und zahlte in dem Bewußtsein, dass sie zuviel Trinkgeld gab. Ebenso sicher war sie, dass sie die Geheimnisse der britischen Währung nie durchschauen würde. Immerhin dachte sie noch daran, sich eine Rechnung geben zu lassen, die sie dann achtlos in die Tasche steckte.
    Das Haus entsprach allen ihren Erwartungen. Der enorme victorianische Ziegelbau lag im Schatten riesiger, knorriger Bäume. Sie konnte sich vorstellen, dass das im Sommer sehr angenehm sein mochte, aber jetzt rauschte der Wind in den kahlen Ästen, was eine seltsame Musik ergab, die sie an Dik- kens erinnerte. Aus grauen Schornsteinen stieg Rauch auf.
    Obwohl sie hörte, wie hinter ihr Autos vorbeirasten, konnte sie sich leicht das Trappeln von Pferden vorstellen, das Rattern von Karossen und die Rufe von Straßenverkäufern.
    Sie ging durch das kleine Eisentor, den mit Kieselsteinen belegten Weg hinauf, der den winterlich gelben Rasen trennte. Dann lief sie die glänzend weißen Stufen hinauf, die zu der ebenso weißen Haustür führten. Sie nahm die Aktentasche in die andere Hand, ärgerlich darüber, dass ihre Hände feucht und eiskalt geworden waren. Es gab keinen Grund, sich deshalb zu schämen, sagte sie sich. Sie dachte an Rory Winthrop nicht so sehr als Eves früheren Ehemann, sondern vielmehr als Pauls Vater.
    Paul war sechstausend Meilen fern und böse mit ihr. Was würde er denken, fragte sie sich, wenn er wüsste, dass sie nicht nur mit dem Buch weitermachte, sondern sogar kurz vor einem Interview mit seinem Vater stand? Er würde sicher nicht sehr erfreut darüber sein. Wenn sich doch seine und ihre Wünsche und Sorgen irgendwie harmonisieren ließen.
    Sie erinnerte sich daran, dass nun zuerst ihre Arbeit käme, und drückte auf den Klingelknopf. Fast augenblicklich antwortete ein Hausmädchen. Julia konnte einen Blick in eine riesige Halle mit einer sehr hohen Decke und einem gefliesten Fußboden werfen.
    »Julia Summers«, sagte sie. »Ich habe eine Verabredung mit Mr. Winthrop.«
    »Ja, Madam, er erwartet Sie. Kommen Sie bitte herein.«
    Das Mädchen nahm ihr den Mantel ab und führte sie in ein sehr geräumiges Wohnzimmer. Instinktiv verglich Julia den Raum mit Eves luftigem, von Sonne durchfluteten Salon, der deutlich von Reichtum und Stil zeugte.

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