Erinnerung Des Herzens
nie an eine Adoption gedacht?«
»Seltsam, dass Sie das Thema erwähnen.« Rory kniff die Augen zusammen, als er nachdachte. »Diese Möglichkeit ist mir tatsächlich eingefallen. Ich konnte es nicht mit ansehen, wie Eve dagegen ankämpfte, so unglücklich zu sein. Und um die Wahrheit zu sagen, jetzt hatte sich auch bei mir die Idee festgesetzt, noch ein Kind zu haben. Als ich diesen Gedanken erwähnte, wurde sie sehr still. Sie duckte sich sogar, als hätte ich sie geschlagen. Was hat sie noch genau gesagt? Rory, wir haben beide unsere Chance gehabt. Da es kein Zurück gibt, müssen wir nur noch daran denken, vorwärts zu gehen.«
»Und was bedeutet das?«
»Ich glaube, sie meinte, dass wir unser Bestes getan hatten, um ein eigenes Kind zu bekommen. Da wir Schiffbruch erlitten hätten, war es klüger, sich damit abzufinden. Das Leben ging weiter, und schließlich war der Punkt erreicht, wo wir uns in aller Freundschaft trennten. Wir sprachen sogar darüber, gelegentlich wieder ein gemeinsames Projekt durchzuführen.« Er lächelte ein wenig wehmütig. »Vielleicht werden wir es jetzt tun.«
»Man glaubte allgemein, dass Sie eine sehr gute Ehe führten. Für viele Leute war es ein Schock, als sie zerbrach.«
»Wir hatten eine großartige Zeit zusammen, Eve und ich. Aber nach jeder Aufführung geht der Vorhang herunter, früher oder später.«
»Sie glauben nicht an den Satz >bis dass der Tod euch scheidet«
Sein Lächeln war ansteckend und ein wenig boshaft. »Meine Liebe, ich glaube daran, aus ganzem Herzen. Jedesmal wieder. Aber jetzt müssen Sie mich leider entschuldigen. Das Theater ist die anspruchsvollste Geliebte, die man sich denken kann.«
Sie stellte den Recorder ab und steckte ihn in die Aktentasche. »Ich danke Ihnen für das Gespräch und für Ihre Gastfreundschaft, Mr. Winthrop.«
»Rory«, sagte er und nahm ihre Hand, als sie aufstanden. »Ich hoffe, das ist noch nicht der Abschied. Ich würde gern noch einmal mit Ihnen sprechen. Morgen ist das Theater geschlossen. Vielleicht könnten wir die Unterhaltung beim Abendessen fortführen.«
»Sehr gern, wenn Ihre Pläne dadurch nicht in Unordnung geraten.«
»Julia, die Pläne eines Mannes sind dafür da, für eine schöne Frau über Bord geworfen zu werden.«
Er hob ihre Hand an seine Lippen, und Julia lächelte ihm zu, als plötzlich die Tür geöffnet wurde.
»Charmant wie immer«, sagte Paul.
Rory hielt Julias Hand fest, als er sich zu seinem Sohn umdrehte. »Paul, was für eine angenehme Überraschung zum falschen Zeitpunkt. Ich brauche dich wohl nicht zu fragen, was dich herführt.«
Paul schaute Julia an. »Nein, nicht nötig. Ist heute Abend eine Vorstellung?«
»Ja.« Rory unterdrückte ein Lachen. Es war das erste Mal, dass er diesen unstillbaren Hunger in den Augen seines Sohnes gesehen hatte. »Ich habe mich gerade von dieser charmanten Lady verabschiedet. Ich werde zwei Eintrittskarten für die Abendvorstellung besorgen und würde mich sehr freuen, wenn ihr heute Abend kommt.«
»Vielen Dank, aber ich ...«
Paul unterbrach sie. »Wir werden dort sein.«
»Ausgezeichnet. Ich schicke Ihnen die Karten ins Hotel, Julia, und lasse Sie nun bei Paul in den besten Händen zurück.«
Er ging zur Tür und blieb kurz bei seinem Sohn stehen. »Immerhin hast du mir hiermit Gelegenheit gegeben, dir zu deinem erstklassigen Geschmack zu gratulieren. Wenn Lily nicht wäre, alter Junge, würde ich keine Bedenken haben, sie dir abspenstig zu machen.«
Pauls Lippen kräuselten sich, aber als sein Vater das Zimmer verlassen hatte, war auch sein Lächeln verschwunden. »Glaubst du, dass es eine besonders gute Idee ist, nach London zu reisen, wenn du mir aus dem Wege gehen willst?«
»Ich tue nur meine Arbeit.« Sehr nervös und verärgert nahm sie ihre Aktentasche auf. »Glaubst du, dass es eine besonders gute Idee ist, mir nach London nachzureisen?«
»Nicht unbedingt.« Er durchquerte das Zimmer mit großen, sparsamen Schritten, die Julia an einen erfahrenen Jäger erinnerten, der eine Fährte aufgenommen hat. Er ging um den Sessel herum und blieb neben ihr vor dem Kaminfeuer stehen. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du meinen Vater besuchen willst?«
Er maß seine Worte ebenso bedächtig ab wie seine Schritte, dachte sie, langsam und geduldig. Im Gegensatz dazu erfolgte ihre Antwort zu rasch.
»Ich habe keinen Grund, dir von meinen Plänen zu erzählen.«
»Du irrst dich.«
Er riß sie an sich, so heftig und so überraschend,
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