Erinnerung Des Herzens
die Pistons verloren, und Brandon war im Zoo. Wo bist du?«
Er legte seine Hand auf ihre. »Ich habe mich gefragt, weshalb ich mich in der Stadt, in der ich geboren wurde, immer wie ein Fremder fühle. Wir hatten damals eine Wohnung in Eaton Square, und man hat mir erzählt, dass mein Kindermädchen oft mit mir im Hyde Park spazierengefahren ist. Ich habe keine Erinnerung daran, und ich kann es mir auch nicht vorstellen. Weißt du, dass kein einziges meiner Bücher hier spielt? Wann immer ich hier bin, denke ich, dass plötzlich dieses Wiedererkennen kommen muss.«
»Ich glaube, so wichtig ist das nicht. Ich weiß nicht einmal, wo ich geboren wurde.«
»Und das macht dir nichts aus?«
»Nein. Nun, manchmal vielleicht, wegen Brandon.« Sie rieb ihre Wange an seinem Rücken. Seine Haut war jetzt kühl. »Aber normalerweise denke ich nur sehr selten daran. Ich habe meine Eltern geliebt, und sie mich auch. Sie wollten mich haben.« Er führte ihre Finger an seine Lippen, und sie musste lächeln. »Ich glaube, das ist das Beste daran, ein adoptiertes Kind zu sein. Man weiß, dass die Eltern einen gewollt haben, unbedingt, bedingungslos. Daraus entwickelt sich eine sehr enge Beziehung.«
»Ich vermute, so ist es auch zwischen Eve und mir. Ich habe nicht gewusst, wie es ist, erwünscht zu sein, bevor ich zehn war und sie plötzlich in meinem Leben auftauchte.« Er drehte sich um und sah sie an. »Ich frage mich, ob du es verstehen kannst, dass ich nicht gewusst habe, was es bedeutet, jemanden wirklich zu wollen, bevor du gekommen bist.«
Bei seinen Worten öffnete sich etwas in ihrem Inneren. Mehr noch als seine Berührung, mehr noch als sein Begehren, rissen diese einfachen Worte alle Mauern ein. »Ich ...« Sie fing an, auf und ab zu gehen. »Ich dachte, ich habe gehofft«, sie suchte mühsam nach Worten. »Ich hoffte, dass ich in der Lage sein würde, unser Zusammensein so handhaben zu können, wie Männer meiner Meinung nach ihre Affären handhaben.«
Er war plötzlich nervös geworden und steckte seine Hände in die Taschen. »Wie denn?«
»Du weißt schon, beiläufig, ohne ihnen allzuviel Bedeutung zuzumessen und zu große Erwartungen daran zu knüpfen.«
»Ach,-so.« Er beobachtete sie. Julia musste sich immer Bewegung verschaffen, wenn sie sehr angespannt war. »Und du glaubst, dass ich unser Zusammensein auf diese Weise handhabe?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann nur für mich sprechen.« Sie zwang sich stehenzubleiben und sah ihn an. Es war leichter, wenn der ganze Raum zwischen ihnen lag. »Ich wollte imstande sein, diese Beziehung als das zu nehmen, was sie war, um mich daran zu erfreuen: guter Sex zwischen zwei Erwachsenen, die sich zueinander hingezogen fühlen.« Sie holte tief Luft. »Und ich wollte sichergehen, dass ich ganz unversehrt weggehen könnte, wenn sie vorüber war. Aber das Problem besteht darin, dass das eben nicht möglich ist. Als du heute früh ins Zimmer kamst, konnte ich nur daran denken, wie sehr ich mich nach dir gesehnt hatte, wie sehr ich dich vermisst hatte und wie unglücklich ich gewesen war, weil wir böse aufeinander gewesen sind.«
Sie hielt inne und drückte die Schultern zurück. Er grinste sie an und wippte auf seinen Hacken. Gleich würde er anfangen zu pfeifen, dachte sie. »Ich wäre dir dankbar, wenn du dieses selbstgefällige Lächeln unterlassen könntest. Das ist nicht ...«
»Ich liebe dich, Julia.«
Benommen setzte sie sich auf eine Sessellehne. Wenn er ihr einen Schlag in den Solar plexus versetzt hätte, hätte sie ganz genauso nach Luft ringen müssen. »Du ... Du solltest mich ausreden lassen und dann irgend etwas in der Art sagen, dass du jeden Augenblick dankbar genossen hast als das, was er war.«
»Tut mir leid. Glaubst du wirklich, dass ich mit kaum mehr als einmal Unterwäsche zum Wechseln in die Concorde gesprungen bin, nur um einen Nachmittag bei dir im Bett zu verbringen?«
Sie sagte das erstbeste, was ihr einfiel. »Ja.«
Er lachte herzlich. »Du bist gut Julia, aber so verdammt gut auch wieder nicht.«
Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie das auffassen sollte. »Vor wenigen Minuten hast du gesagt, oder vielleicht mehr gestöhnt, dass ich großartig wäre. Ja«, sagte sie und kreuzte die Arme, »das war dein Ausdruck: großartig.«
»Tatsächlich?« Das war sie tatsächlich, der Himmel mochte es wissen. »Nun, das ist schon möglich. Aber selbst großartiger Sex würde mich von einem sehr schwierigen Abschnitt in meinem Buch nicht
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