Erinnerung Des Herzens
als wir erst ein paar Tage lang in Kalifornien waren. Sie war an den Gartenzaun vor dem Gästehaus gesteckt worden. Brandon brachte sie mit.«
»An dem ersten Nachmittag, als ich bei euch war?«
»Ja.« Das Haar flog ihr um die Schultern, als sie sich zu ihm umdrehte. »Woher weißt du das?«
»Weil du schon damals so verwirrt und entsetzt ausgesehen hast. Das hat mir ganz und gar nicht gefallen. Heute gefällt es mir noch weniger.« Er las den Satz noch einmal. »Hatte die erste Notiz genau den gleichen Inhalt?«
»Nein.- >Neugier tötet die Katze<, hieß es damals.« Ihre anfängliche Furcht wurde zu einer rasch anwachsenden Wut. Er merkte es an ihrer Stimme und daran, wie sie rascher durch das Zimmer ging, ihre Fäuste in den Hosentaschen ballte und größere Schritte machte. »Ich habe einen zweiten Zettel in der Nacht nach dem Wohltätigkeitsball gefunden und einen dritten zwischen den Notizen in meiner Schublade nach dem ersten Einbruch.«
Er hielt ihr ein Glas hin. Wenn es schon nicht zum Feiern dienen konnte, dann würde es doch vielleicht ihre Nerven beruhigen. »Jetzt muss ich dich fragen, warum du mir das nicht erzählt hast.«
Sie trank einen Schluck und ging weiter. »Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich es für vernünftiger hielt, es Eve zu sagen. Zuerst habe ich dir nichts gesagt, weil ich dich noch nicht gut genug gekannt habe, und dann ...«
»Du hast mir nicht getraut.«
»Du bist gegen das Buch gewesen.«
»Das bin ich immer noch.« Er nahm sich eine Zigarre. »Wie hat Eve reagiert?«
»Sie war sehr beunruhigt, glaube ich. Aber sie wollte es nicht zeigen.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Er nahm sein Glas in die Hand und beobachtete die aufsteigenden Perlen. Sie stiegen zum Rand auf, voller Energie und Schwung. Wie Eve, dachte er. Aber auch wie Julia. »Nach deiner Reaktion brauche ich nicht zu fragen. Was glaubst du, sollen diese Zettel bedeuten?«
»Es sind natürlich Warnungen, denke ich.« Ungeduld klang in ihrer Stimme mit, aber er schwieg und trank. »Diese vagen, törichten und abgedroschenen Phrasen wirken bedrohlich, wenn sie anonym aus irgendeiner unbekannten Ecke abgeschossen werden.« Als er immer noch nichts sagte, warf sie ihr Haar mit einer raschen, ungeduldigen Geste nach hinten. Auch das erinnerte ihn lebhaft an Eve. »Mir paßt es ganz und gar nicht, dass irgendjemand mich in Angst und Schrecken versetzen will. Lach nicht über mich.«
»Entschuldige, das war nicht meine Absicht.«
Sie riß im Vorbeigehen den Zettel vom Tisch. »Dass ich hier jetzt einen bekomme, sechstausend Meilen entfernt von den Plätzen, an denen ich die vorigen fand, bedeutet, dass mir irgendjemand nachgereist ist.«
Er trank wieder, beobachtete sie. »Noch jemand, außer mir?«
»Offensichtlich.« Sie warf die Antwort schnell hin, dann fing sie an, zu überlegen. Plötzlich lag das ganze Zimmer zwischen ihnen. Hatte sie dafür gesorgt oder er? »Paul, ich glaube nicht, dass du mir diese Zettel geschickt hast. Das habe ich nie geglaubt. Es paßt nicht zu dir, so passive Drohungen zu verstreuen.«
Er hob eine Braue, trank einen Schluck. »Sollte das ein Kompliment sein?«
»Nein, das ist meine ehrliche Meinung.« Sie ging auf ihn zu, hob ihre Hand und versuchte, die Linien auf seinem Gesicht zu glätten, die dort erst vor wenigen Augenblicken entstanden waren. »Ich habe das vorher nicht angenommen, und jetzt kann ich es erst recht nicht.«
»Weil wir ein Liebespaar sind?«
»Nein, weil ich dich liebe.«
Ein feines Lächeln glitt über seine Lippen, als er seine Hand hob und ihre damit bedeckte. »Du machst es einem Mann schwer, verärgert zu bleiben, Jules.«
»Bist du ärgerlich auf mich?«
»Ja.« Er drückte ihr einen Kuß in die Handfläche. »Aber ich denke, wir sollten der Reihe nach vorgehen. Zuerst sollten wir versuchen herauszubekommen, wer den Brief an der Rezeption hinterlassen hat.«
Sie ärgerte sich darüber, dass ihr das nicht vor ihm eingefallen war. Das war eine wichtige Frage, sie konnte nicht klar denken. Als er zum Telefon ging, setzte Julia sich hin und machte sich klar, dass sie nicht nur ruhig bleiben musste, wenn sie diese Angelegenheit aufklären wollte, sondern auch mitarbeiten musste. Beim nächsten Schluck Champagner fiel ihr ein, dass sie auf nüchternen Magen trank. Das war nicht unbedingt der richtige Weg, einen klaren Kopf zu bekommen.
»Die Eintrittskarten wurden von einem uniformierten Boten abgegeben«, sagte Paul. »Der zweite Umschlag lag
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