Erinnerung Des Herzens
nicht. »Ich kam einmal ins Zimmer, als er furchtbar wütend war und sie bedrohte. Ich befahl ihm, das Haus zu verlassen, versuchte sogar, ihn eigenhändig hinauszuwerfen, aber seine Leibwächter hingen an mir wie Kletten. Eve musste dazwischen gehen.«
Ein Alarmsignal klingelte in ihrem Kopf. Hatte Delrickio nicht irgendetwas darüber gesagt, dass es ein Jammer wäre, dass Eve ihm nicht erlaubt habe, Paul Respekt beizubringen? »Du musst damals so etwa zwanzig gewesen sein?«
»Ungefähr. Es war eine hässliche, demütigende und sehr aufschlussreiche Szene. Eve war wütend auf ihn, aber auf mich war sie genauso wütend. Sie dachte, ich wäre eifersüchtig, vielleicht war ich das tatsächlich. Ich zog mir eine blutige Nase, ein paar gebrochene Rippen -«
»Sie haben dich geschlagen?« Jetzt klang ihre Stimme scharf. Er musste grinsen.
»Baby, man trainiert solche Burschen nicht für Sandkastenspiele. Es hätte schlimmer ausgehen können, viel schlimmer, weil ich wirklich mein Bestes tat, um den Bastard zu erwürgen. Du wusstest vielleicht noch nicht, dass ich gelegentlich Anfälle von Gewalttätigkeit habe.«
»Nein, das wusste ich nicht«, sagte sie ziemlich ruhig, obwohl ihr Magen rebellierte. »War dieser - Zwischenfall der Grund dafür, dass Eve mit Delrickio brach?«
»Nein.« Er war es müde zu reden, zu denken. »Soweit es sie betraf, hatte ihre Beziehung mit ihm nichts mit mir zu tun. Und damit hatte sie völlig recht.« Langsam schlenderte er zu ihr hinüber. Und plötzlich spürte sie, dass ihr Herz anfing zu rasen. »Weißt du, wie du jetzt aussiehst, wie du da so aufrecht im Sessel sitzt, mit den brav gefalteten Händen im Schoß, und deinen so ernsten, so besorgten Augen?«
Weil er sie nervös machte, änderte sie ihre Haltung. »Ich möchte wissen ...«
»Das ist genau das Problem«, murmelte er und beugte sich vor, um ihr Gesicht in seine Hände zu nehmen. »Du möchtest wissen, wenn du nur noch fühlen solltest. Was fühlst du, wenn ich dir sage, dass ich an nichts anderes mehr denken kann als daran, dich aus diesem hübschen kleinen Kleid zu befreien, um festzustellen, ob das Parfüm, das du vor Stunden aufgetragen hast, immer noch an deiner Haut haftet - genau da - unter deiner Kinnlinie?«
Als er mit dem Finger diese Linie nachzog, bewegte sie sich wieder. Aber sie merkte schnell, dass der Versuch aufzustehen ein Fehler gewesen war, denn so kam sie ihm nur noch näher. »Du willst mich verführen.«
»Da hast du verdammt recht.« Er zog den Reißverschluß ihres Kleides auf und kicherte, als sie versuchte, sich wegzuschlängeln. »Alles an dir hat mich verführt vom ersten Augenblick an, an dem ich dir begegnet bin.«
Sie machte noch einen Versuch. »Ich möchte wissen«, dann brach sie mit einem Keuchen ab, als er ihr das Kleid bis zur Taille herunterriss. Sein Mund lag auf ihrem, und seine Hände zerrten an ihren Sachen, nicht mehr sanft und verführerisch, sondern besitzergreifend und fieberhaft.
»Paul, warte. Ich muss wissen, warum sie die Affäre beendet hat.«
»Dazu war nur ein Mord erforderlich.« Seine Augen glühten, als er ihren Kopf nach hinten zog. »Ein kaltblütiger, berechneter Mord für Geld. Delrickio hatte Geld in Damien Priest investiert, deshalb vernichtete er seinen Konkurrenten.«
Entsetzt riß sie die Augen auf. »Du meinst er ...«
»Komm nicht in seine Nähe, Julia.« Er riß sie an sich. Durch die dünne Seide konnte sie seine Wärme fühlen. »Was ich für dich fühle, was ich für dich tun könnte, läßt alles, was ich all die Jahre für Eve empfunden habe, als null und nichtig erscheinen.« Er griff ihr ins Haar. »Alles.«
Als sie vor Erregung zitterte, zog er sie auf den Boden und bewies es ihr.
20
Eingewickelt in ihr Hauskleid, nippte Julia an einem Brandy. Ihr Körper war schwer von Müdigkeit und Sex. Sie hatte das Gefühl, dass sie nach einem wilden Kampf mit den Wellen an ein ruhiges, trockenes Ufer gespült worden war. Ein Hochgefühl erfüllte sie, gleichzeitig war sie etwas benommen und ausgelaugt, weil sie die Wildheit und die ungekünstelte Schönheit eines so primitiven und uralten Kampfes überlebt hatte.
Als ihr Puls sich normalisiert und ihr Geist sich geklärt hatte, dröhnte wieder das eine Wort in ihrem Kopf, das Paul ausgesprochen hatte, bevor er sie in diesen turbulenten Kampf gerissen hatte.
Das Wort hieß Mord.
Selbst jetzt, wo sie eng nebeneinander und in stillschweigendem Einvernehmen auf dem Sofa saßen, war ihr klar,
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