Erinnerung Des Herzens
Gleichgewicht und ihre Schuhe, als er ihr zu Hilfe kam.
»Ich hätte Sie vor dem Steg warnen sollen.« Er nahm ihr die Aktentasche ab und führte sie an der Hand weiter. »Sehr unbequem, ich weiß, aber er entmutigt die allermeisten Vertreter.«
»Es ist reizend.« Sie atmete auf, als sie das feste Holz des Schiffsdecks unter ihren Füßen spürte. »Ich bin noch nie auf einem Hausboot gewesen.«
»Es ist recht stabil«, versicherte er ihr, während er sie taxierte. »Und man hat immer die Möglichkeit, in den Sonnenuntergang hineinzusegeln, wenn man Lust dazu verspürt. Kommen Sie herein, meine Liebe.«
Zu ihrer Überraschung fand sie nicht das nautische Dekor mit Ankern und Fischnetzen vor, das sie erwartet hatte, sondern trat in einen eleganten Wohnraum mit niedrigen, geschwungenen Sofas in lebhaften Mint- und Pfirsichtönen ein. Warmes Teak- und Kirschbaumholz herrschten vor, und dann entdeckte sie einen ehrwürdigen, verblaßten Aubusson-Teppich. Eine Wand war ganz bedeckt von überquellenden Bücherregalen. Eine kleine Wendeltreppe führte nach oben und teilte einen weit vorragenden Balkon in zwei Hälften. Die Sonne schien durch das Nixenfenster und tanzte in allen Regenbogenfarben auf den Wänden.
»Es ist wunderhübsch«, sagte Julia. Ihre Überraschung und ihre ehrliche Begeisterung waren in ihrer Stimme so deutlich zu erkennen, dass Kenneth lächelte.
»Danke. Man hat es halt gern bequem. Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Summers. Ich bin gerade dabei, Eistee zuzubereiten.«
»Das wäre sehr schön, danke.« Sie hatte nicht erwartet, sich so leicht entspannen zu können, aber auf dem bequemen Sofa, umgeben von Büchern und Carmen, konnte es gar nicht anders sein. Erst als Kenneth in der angrenzenden Küche verschwand, merkte sie, dass sie ihre Schuhe wieder anziehen musste.
»Es hat mir leid getan, dass ich Eves kleine Einladung neulich nicht wahrnehmen konnte«, sagte er mit erhobener Stimme, damit er die Musik übertönte. »Ich habe eine kleine Fahrt zum Tauchen nach Cozumel gemacht.« Er kam mit einem emaillierten Tablett, auf dem zwei grüngetönte Gläser und ein großer Henkelkrug standen, zurück. Auf dem goldenen Tee schwammen Zitronenscheiben und Eisstücke. »Eves Partys sind immer etwas besonderes.«
Nicht Miss Benedict oder Miss B., dachte Julia. »Stehen Sie noch in Verbindung mit Eve?«
Er stellte das Tablett ab, reichte ihr ein Glas und nahm ihr gegenüber Platz. »Diese sehr höfliche Frage bedeutet, ob Eve und ich noch miteinander sprechen. Schließlich hat sie mich im wahrsten Sinne des Wortes gefeuert.«
»Ich hatte den Eindruck, dass es sich um eine Meinungsverschiedenheit handelte.«
Sein Lächeln verriet viel Humor. »Mit Eve gab es ständig Meinungsverschiedenheiten. Tatsächlich ist die Beziehung zu ihr jetzt, wo ich nicht mehr ihr Angestellter bin, sehr viel einfacher geworden.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich den Recorder einschalte?«
»Nein, ganz und gar nicht.« Er beobachtete sie, als sie den Recorder hervorholte und auf den Tisch zwischen ihnen stellte. »Ich war überrascht, als ich hörte, dass Eve dieses Buch in Angriff genommen hat. Sie hat sich im Laufe der Jahre oft über die nicht autorisierten Biographien geärgert.«
»Das könnte schon die Antwort sein. Eine Frau wie Eve will ihre eigene Geschichte selbst erzählen.«
Kenneth hob eine Braue. »Und sie will die Kontrolle behalten über das, was veröffentlicht wird.«
»Ja«, sagte Julia. »Erzählen Sie mir, wie es dazu kam, dass Sie für sie gearbeitet haben.«
»Eves Angebot kam zu einem Zeitpunkt, an dem ich mir überlegte, die Stellung zu wechseln. Sie hat mich von Miss Miller abgeworben, und die Konkurrenz zwischen den beiden zwang sie, mir mehr Geld anzubieten, ein kleines bisschen mehr. Ein zusätzlicher Anreiz war, eine eigene Wohnung für mich zu haben. Ich muss sagen, dass ich zögerte, weil ich Eves Ruf in bezug auf Männer kannte. Es war ziemlich geschmacklos von mir, diese Frage zur Sprache zu bringen, aber ich stellte von Anfang an klar, dass mir an einer rein geschäftlichen, nicht körperlichen Beziehung gelegen war.« Er lächelte wieder - ein Mann, der sich gern zurückerinnerte. »Sie lachte, ihr typisches, helles Lachen. Sie hatte ein Glas in der Hand, eine Champagnerflöte. Wir standen in der Küche von Miss Miller, wo Eve mich während einer Party aufgestöbert hatte. Sie nahm ein zweites Glas vom Tisch, gab es mir, und dann stießen wir miteinander an.
>Ich sage Ihnen was,
Weitere Kostenlose Bücher