Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
gefällt.«
    »Es tut mir leid«, sagte Julia, als sie in den mittleren Innenhof traten. »Ich weiß, das war nicht sehr höflich. Aber ich brauche diese Minute mit Ihnen noch.«
    »Nina ist nicht leicht beleidigt. Was wollten Sie mir denn noch unter vier Augen sagen?« Sie blieb einen Augenblick stehen, um die flammenfarbenen Pfingstrosen zu bewundern, die gerade aufblühten.
    »Zuviel für den kurzen Weg zum Wagen. Aber ich denke, ich sollte Ihnen dies zeigen. Es wurde in meinem Hotel in London an der Rezeption abgegeben.«
    Eve las das Blatt Papier, das lulia aus ihrer Tasche geholt hatte. »Du lieber Himmel!«
    »Es sieht so aus, als ob irgend jemand allerhand Mühe auf sich genommen hat, um es mir dort zuzustellen. Paul war bei mir, Eve.« Sie wartete, bis Eve sich umdrehte. »Er weiß jetzt auch über die anderen Zettel Bescheid.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Es tut mir leid, wenn Sie der Meinung sind, ich hätte darüber schweigen sollen, aber ...«
    »Nein, nein.« Sie unterbrach Julia mit einer Handbewegung, dann strich sie mit den Fingern unbewußt über ihre Schläfe. »Nein, vielleicht ist es besser so. Ich glaube immer noch nicht, dass sie mehr bedeuten als ein kleines Ärgernis.«
    Julia steckte den Zettel wieder ein. Wahrscheinlich war es nicht der richtige Augenblick, aber sie wollte Eve Gelegenheit geben zu überlegen, bevor sie zum nächsten Thema kam. »Ich weiß Bescheid über Delrickio und Damien Priest und Hank Freemont.«
    Eve ballte ihre Hand zur Faust, öffnete sie und schloß sie wieder. »Nun, das erspart es mir, die ganze traurige Geschichte zu wiederholen.«
    »Ich würde gern auch Ihre Version hören.«
    d
    »Gut, das sollen Sie. Aber vorher müssen wir noch über andere Dinge reden.« Sie ging weiter, vorbei an dem Springbrunnen, den ersten blühenden Rosen, den Inseln aus Azaleen. »Ich möchte Sie heute abend zum Essen bei mir einladen. Um acht Uhr.« Sie ging ins Hauptgebäude und durchquerte die Halle. »Ich hoffe, Sie werden mit offenem Herzen und ohne Vorbehalte kommen, Julia.«
    »Natürlich.«
    Sie zögerte einen Augenblick vor der Tür, öffnete sie dann und trat wieder hinaus in den Sonnenschein. »Ich habe Fehler gemacht und bedauere nur sehr wenige von ihnen. Ich habe mit meinen Lügen sehr angenehm gelebt.«
    Julia wartete kurz und wählte ihre Worte dann sehr sorgfältig. »In den vergangenen Wochen habe ich mir oft gewünscht, dass ich meine eigenen Fehler und meine eigenen Lügen ebenso ehrlich akzeptiert hätte wie Sie. Ich habe es nie als meine Aufgabe angesehen, über Sie zu urteilen, Eve. Jetzt, wo ich Sie kenne, könnte ich es gar nicht.«
    »Ich hoffe, Sie denken immer noch so nach dem heutigem Abend.« Sie legte eine Hand an Julias Wange. »Sie sind genau, ganz genau das, was ich gebraucht habe.«
    Sie wandte sich ab und ging rasch auf den Wagen zu. Sie nahm den Chauffeur kaum wahr, als er die Tür öffnete. Und dann kam die große Überraschung.
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus«, sagte Victor vom Rücksitz her. »Ich habe dich so furchtbar vermisst, Eve.«
    Sie schlüpfte in den Wagen und lag auch schon in seinen Armen.
    Julia hatte sich Kenneth Stokley als einen ziemlich sparsamen, ergrauten, steifen Herrn vorgestellt. Konservativ, dachte sie, von altem Schrot und Korn. Seine Stimme hatte sanft, kultiviert und unglaublich höflich geklungen.
    Als sie das Hausboot sah, dämmerte ihr, dass sie sich gründlich geirrt haben könnte.
    Es war reizend, romantisch, hellblau angestrichen, mit leuchtend weißen Fensterläden. Blutrote Geranien quollen aus weißen Blumenkästen. Oben auf dem Dach entdeckte sie eine große Fläche aus buntem Glas. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich diese als eine nackte, verführerisch lächelnde Nixe.
    Ihre Belustigung darüber legte sich etwas, als sie den schmalen schwankenden Steg in Augenschein nahm, der das
    Schiff mit dem Dock verband. Sie zog vorsichtshalber ihre Schuhe aus. Als sie die Mitte des Stegs erreicht hatte, hörte sie die leidenschaftlichen Klänge von Carmen durch die offenen Fenster. Sie summte leise mit und bemühte sich, die Balance zu halten, als die Tür sich öffnete.
    Er hätte Cary Grant doubeln können, wie er in den siebziger Jahren aussah. Gut in Form, mit silbernem Haar, bronzebraun und außerordentlich sexy, in weitgeschnittenen weißen Hosen und einem himmelblauen Pullover. Kenneth Stokley gehörte zu den Männern, die das Herz jeder Frau im Handumdrehen höher schlagen ließen.
    Julia verlor fast das

Weitere Kostenlose Bücher