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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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heraus, öffnete die Flasche und nahm einen tiefen Schluck.
    »Ich kann nicht richtig denken«, sagte sie. »Vielleicht geht es besser, wenn ich beim Anfang beginne.«
    »Schön.« Er saß ihr gegenüber am Tisch und befahl sich, geduldig zu bleiben. »Warum tust du das nicht?«
    »Wir flogen von Sausalito zurück«, sagte sie langsam. »Ich habe daran gedacht, dass ich die schweren Recherchen fast beendet habe, und dass wir in ein paar Wochen wieder nach Hause fahren können. Dann habe ich an dich gedacht und daran, wie es sein würde, wenn ich wieder dort bin und du hier.«
    »Zum Teufel damit, Julia.«
    Sie hörte ihn gar nicht. »Ich muss eingeschlummert sein. Bei Kenneth gab es Wein zum Essen, der hat mich wohl schläfrig gemacht. Ich wachte auf, als das Flugzeug ... Ich habe dir vielleicht nicht erzählt, dass ich Angst vorm Fliegen habe. Eigentlich ist es nicht so sehr das Fliegen selbst als vielmehr das Gefühl, ausweglos eingesperrt zu sein. Und als jetzt das Flugzeug anfing zu bocken, habe ich mir Mühe gegeben, kein Feigling zu sein. Aber der Pilot sagte ...« Sie fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Er sagte, wir hätten ein Problem. Wir gingen zu schnell nach unten.«
    »Oh, mein Gott!« Er sprang auf, zu entsetzt, um sich darüber klar zu sein, wie rau er sie hochzog. Mit beiden Händen fuhr er über ihren Körper, um festzustellen, ob sie irgendwelche Verletzungen aufwies, sich zu versichern, dass sie heil und ganz war. »Bist du verletzt, Julia? Bist du verletzt?«
    »Nein, nein. Ich glaube, ich habe mir auf die Zunge gebissen«, sagte sie ungewiss. Sie glaubte, sich an den Geschmack von Blut und Angst zu erinnern. »Jack sagte, wir würden heruntergehen. Der Brennstoff - da war irgendwas nicht in Ordnung mit der Brennstoffzufuhr oder dem Meßgerät. Die Maschinen fielen aus. Ich konnte nur noch an Brandon denken. Er hat keinen Vater, und ich konnte nicht daran denken, dass er ganz allein zurückbleiben würde. Ich konnte hören, wie Jack fluchte, und dann waren da noch die krächzenden Stimmen aus dem Sprechfunk.«
    Sie zitterte jetzt, stark und schnell. Er tat das einzige, was ihm in dieser Situation einfiel, und nahm sie hoch, um sie in seinen Armen zu wiegen.
    »Ich hatte so große Angst. Ich wollte nicht in diesem verfluchten Ding sterben.« Ihre Stimme klang erstickt, weil ihr Gesicht an seinem Hals lag. »Jack schrie mir zu, ich sollte durchhalten. Dann schlugen wir auf. Es kam mir vor, als ob ich auf die Betonpiste geprallt wäre und nicht das Flugzeug. Dann sprangen wir umher, aber nicht wie ein Ball, sondern eher wie ein Felsbrocken, falls so etwas überhaupt herumspringen kann. Ich hörte das Kreischen von Metall und den Wind, der hineinblies. Dann Sirenen. Wir wurden herumgeschleudert wie ein Auto, das auf vereister Fahrbahn außer Kontrolle geraten ist, und dazu das Sirenengeheul. Dann standen wir plötzlich, einfach so. Ich muss mich schon abgeschnallt haben, denn als Jack nach hinten kam, stand ich auf meinen Füßen. Er küsste mich. Ich hoffe, es stört dich nicht.«
    »Nicht ein bisschen.«
    »Das ist gut, weil ich ihn auch küsste.«
    Er schaukelte sie noch immer und verbarg das Gesicht in ihrem Haar. »Wenn ich jemals Gelegenheit dazu bekomme, werde ich ihn auch küssen.«
    Darüber musste sie ein wenig lachen. »Dann stieg ich aus und kam nach Hause. Ich wollte mit niemandem sprechen.« Sie seufzte einmal, dann noch ein zweites Mal, bevor ihr klar wurde, dass er sie in seinen Armen hielt. »Du musst mich nicht tragen.«
    »Sag jetzt nicht, dass ich dich wieder absetzen soll.«
    »Nein.« Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sicher, geborgen. »In meinem ganzen Leben«, murmelte sie, »habe ich mich bei niemandem so wohl gefühlt wie bei dir.« Als plötzlich die Tränen flössen, sagte sie: »Es tut mir leid.«
    »Nicht nötig. Weine, solange du willst.«
    Er war selbst nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, als er sie ins Wohnzimmer trug, damit er auf dem Sofa sitzen und sie an sich drücken konnte. Ihre Seufzer wurden bereits seltener. Er hätte wissen können, dass Julia einen Schwächeanfall nicht ausweiten würde.
    Er hätte sie verlieren können. Dieser Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest und verursachte Furcht und Wut. So schnell, so schrecklich hätte sie von ihm gerissen werden können.
    »Ich bin in Ordnung.« Sie streckte sich, soweit er es zuließ, und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. »Es hat mir einen Ruck gegeben, einen richtigen

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