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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit dir zusammen bin. Obwohl du klein und hässlich bist und mich beim Basketball schlägst.«
    Er war ein ruhiges, aufmerksames Kind. Die einfachen Worte Pauls überzeugten ihn. Und als er dem Mann in die Augen schaute, fasste er erneut Vertrauen zu ihm.
    Er wurde ruhiger und lächelte. »Ich werde nicht immer klein bleiben.«
    »Nein.« Pauls Stimme klang rau, aber er erwiderte das Lächeln. »Aber du wirst immer hässlich bleiben.«
    »Und ich werde dich immer beim Basketspiel schlagen.«
    »Da irrst du dich, das zeige ich dir später noch. Ich glaube, dass deine Mutter irgendetwas beunruhigt. Ich möchte gern mit ihr reden.«
    »Allein.«
    »Yeah. Vielleicht könntest du zum Hauptgebäude gehen und Travers ein paar Kekse entlocken.«
    Brandon wurde verlegen, feine Röte stieg in seine Wangen. »Sie sollte nicht darüber reden.«
    »Sie sollte nicht mit deiner Mutter darüber reden«, sagte Paul. »Mir erzählen die Leute alles. Travers hat mir früher auch heimlich Plätzchen gegeben.« »Yeah?«
    »Yeah.« Er erhob sich. »Gib mir etwa eine halbe Stunde Zeit, okay?«
    »Okay.« Er lief los, blieb aber an der Wegbiegung noch einmal stehen und drehte sich um. Ein kleiner Junge mit schmutzigem Gesicht, zerkratzten Knien und irritierend klugen Augen. »Paul? Ich bin froh, dass sie früher nicht mit Männern herumgehangen hat und all das.«
    »Ich auch.«
    Er hörte Brandons schnelles, zustimmendes Lachen, dann wandte er sich dem Gästehaus zu.
    Julia war in der Küche und presste langsam und mechanisch Limonen aus. Sie hatte ihre Jacke ausgezogen und die Schuhe abgestreift. Die saphirblaue Bluse, die sie trug, ließ ihre Schultern sehr weiß, sehr glatt und sehr zerbrechlich wirken.
    »Ich bin gleich fertig«, sagte sie.
    Ihre Stimme klang ruhig, aber er spürte die unterschwellige Nervosität. Ohne ein Wort zog er sie zur Spüle und hielt ihre Hände unter den kalten Wasserstrahl.
    »Was machst du?«
    Er trocknete ihr die Hände mit einem Küchenhandtuch ab, bevor er das Radiogerät abschaltete. »Ich mach' den Rest. Setz dich hin, atme ein paarmal ruhig durch, und dann erzähl mir, was passiert ist.«
    »Ich muss nicht unbedingt sitzen.« Aber sie lehnte sich an das Küchenbüfett. »Brandon? Wo ist Brandon?«
    »Wie ich dich kenne, würdest du in seiner Anwesenheit bestimmt nicht sprechen. Er ist für eine Weile drüben im Hauptgebäude.«
    Offenbar kannte Paul Winthrop sie schon viel zu gut. »Da kann Travers ihn wieder mit Keksen vollstopfen.«
    Paul schaute hoch, als er Zucker zugab. »Hast du eine versteckte Kamera eingebaut?«
    »Nein, aber ich kann an seinem Atem auf zwanzig Schritt Entfernung riechen, wenn er Plätzchen gegessen hat.« Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande und setzte sich dann doch noch hin.
    Er nahm einen Holzlöffel aus dem Ständer und rührte die Limonade gründlich um. Als er fertig war, füllte er ein Glas mit Eiswürfeln und goß den Saft darüber, dass das Eis klirrte. »War es das Interview mit Kenneth, das dich so verstört hat?«
    »Nein.« Sie nahm einen ersten Schluck. »Woher weißt du, dass ich heute Nachmittag Kenneth besucht habe?«
    »CeeCee - als ich herkam, um sie abzulösen.«
    »Oh.« Sie schaute verdutzt umher und stellte fest, dass CeeCee tatsächlich nicht mehr da war. »Du hast sie nach Hause geschickt.«
    »Ich wollte ein bisschen Zeit mit Brandon zusammen verbringen, okay?«
    Sie kämpfte darum, ruhig zu werden und trank noch einen Schluck. Sie hatte ihn nicht so scharf ausfragen wollen. »Es tut mir leid. Ich kann noch nicht wieder klar denken. Natürlich ist es okay. Brandon sah glücklich aus. Ich bin nicht sehr gut in Basketball und ...«
    »Julia, erzähl mir, was passiert ist.«
    Mit einem ruckartigen Nicken stellte sie das Glas beiseite und verschränkte die Hände im Schoß. »Das Interview war es nicht, das verlief im Gegenteil sehr gut.« Hatte sie das Band schon in den Safe gelegt? Unbewusst hob sie die Hände und rieb sich die Augen. Alles war so verschwommen von dem Zeitpunkt an, an dem sie die Hände über den Kopf gelegt hatte. Sie versuchte aufzustehen, zu ihm hinüberzugehen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Verrückt, dass ihr jetzt die Knie schwach wurden, jetzt, wo doch alles vorüber war. Die Küche roch nach Limonen, ihr Sohn futterte Plätzchen, und eine ganz zarte Brise war aufgekommen.
    Alles war wieder in Ordnung.
    Sie fing an zu sprechen, als Paul seinen Stuhl zurückschob und zum Kühlschrank ging. Er holte sich ein Bier

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