Erinnerung Des Herzens
hätte.
»Vor Jahren waren wir bei Sotheby's«, sagte sie mit gebrochener Stimme. Trauer und Schuldgefühle beherrschten sie. »Und sie hat mich damals überboten. Oh, Marcus.«
Er flüsterte ihr etwas zu, während Greenburg sich wieder räusperte und fortfuhr.
Nina hatte sie eine Sammlung von Limoges-Döschen hinterlassen und zehntausend Dollar im Jahr für jedes Jahr, das sie bei Eve gearbeitet hatte. Travers hatte sie ein Haus in Monterey und die gleiche finanzielle Absicherung hinterlassen, außerdem einen Treuhandfonds für ihren Sohn, der seine medizinische Betreuung und Pflege zeit seines Lebens absicherte.
Ihrer Schwester, die weder zur Beerdigung noch zur Testamentseröffnung erschienen war, hatte Eve ein kleines Päckchen von Rentenpapieren vermacht. Drake wurde nur beiläufig erwähnt, er habe schon zu ihren Lebzeiten sein gesamtes Erbteil bekommen.
Seine Reaktion war vorhersehbar, so sehr, dass manche im Raum grinsen mussten. Er verschüttete seinen Drink. Der Geruch von teurem Whisky erfüllte den Raum. Sein ungläubiges Japsen wurde begleitet von dem Geräusch der Eiswürfel, die aus seinem Glas auf die glänzend polierte Bar fielen.
Während die Anwesenden ihn mit verschiedenen Graden von Interesse und Abscheu beobachteten, fing er an, vor Wut zu fluchen, zu jammern, zu stammeln und wieder zu fluchen.
»Verfluchte Hexe.« Er verschluckte sich fast an der Luft, die in seine Lungen drang. Sein Gesicht sah grau und verfallen aus. »Jahre habe ich ihr gewidmet, fast zwanzig verfluchte
Jahre meines Lebens. Sie kann mich doch nicht einfach übergehen. Nicht nach allem, was ich für sie getan habe.«
»Für sie getan?« Maggies Lachen klang rau. »Sie haben nie irgendetwas für Eve getan. Sie haben nur ständig ihr Bankkonto erleichtert.«
Er trat einen Schritt vor, fast betrunken genug, um eine Frau vor Zeugen zu schlagen. »Und alles, was Sie je getan haben, war, dass Sie Ihre fünfzehn Prozent eingestrichen haben. Ich gehörte zur Familie. Wenn Sie sich einbilden, Sie könnten das Haus mit Smaragden oder was auch immer verlassen, während ich nichts bekomme ...«
»Mr. Morrison.« Der Anwalt unterbrach ihn. »Es steht Ihnen selbstverständlich zu, das Testament anzufechten.«
»Ich spucke darauf.«
Mit unverminderter Würde fuhr der Anwalt fort. »Ich muss Sie aber darauf aufmerksam machen, dass Miss Benedict ihre Verfügungen sehr genau mit mir besprochen hat. Ich besitze sogar ein Tonband von ihr, in dem sie diese letzten Wünsche etwas weniger förmlich ausspricht. Sie werden merken, dass es eine sehr kostspielige Angelegenheit sein wird, dieses Testament anzufechten, und sehr wenig aussichtsreich. Wenn Sie es trotzdem tun wollen, müssen Sie warten, bis ich hier fertig bin. Ich fahre also fort ...«
Das Vermächtnis für Victor schloß ihre Sammlung von Gedichtbänden ein und einen Briefbeschwerer, der als eine gläserne Kuppel beschrieben wurde, die einen roten Schlitten, der von acht Rentieren gezogen wurde, umgab.
»Brandon Summers, den ich ganz reizend finde, hinterlasse ich eine Million Dollar für seine Erziehung und den Unterhalt, die bis zu seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr treuhänderisch verwaltet werden. Danach kann er mit der Restsumme, wie hoch sie auch sein mag, tun, was ihm beliebt.«
»Haarsträubend ist das, verdammt noch mal«, schrie Drake.
»Sie hinterlässt eine Million, eine ganze verfluchte Million, irgendeinem Kind? Irgendeinem rotznäsigen Balg, der ebensogut von der Straße gekommen sein könnte?«
Bevor Julia irgend etwas sagen konnte, war Paul schon aufgestanden. Sein Gesichtsausdruck ließ ihr fast das Blut in den Adern gefrieren. Sie fragte sich, wie derjenige, dem dieser eiskalte Blick galt, ihn überleben konnte.
Man war auf Drohungen von beiden Seiten gefasst. Ein kleiner, hässlicher Faustkampf würde niemanden überrascht haben. Selbst Gloria hatte aufgehört zu wimmern, um zu sehen, was passieren würde. Aber Paul sagte nur einen einzigen Satz.
»Halt den Mund.«
Er sprach ganz ruhig, aber niemandem war die Drohung entgangen, die hinter seinen Worten lag. Als er sich wieder hinsetzte, nickte Greenburg, als hätte Paul die richtige Antwort auf eine besonders schwierige Frage gegeben.
»Den Rest«, las er vor, »einschließlich aller Immobilien und des gesamten persönlichen Vermögens, des gesamten persönlichen Besitzes, aller Wertpapiere, der zu erwartenden Einkünfte, hinterlasse ich Paul Winthrop und Julia Summers. Sie sollen sich alles
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