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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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worden. Uns hat sie erzählt, dass sie für zwei Wochen nach Golden Door gehen wollte, um sich verwöhnen und aufbauen zu lassen.« Er schwieg einen Augenblick, um gegen seine Gefühle anzukämpfen. »Sie hat in der Klinik verschiedene Tests machen lassen. Offensichtlich litt sie unter Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und sah die Dinge in ihrer Umgebung oft nur noch verschwommen. Der Tumor war ... Nun, um es abzukürzen, es war zu spät. Sie konnten ihr Medikamente geben, um die Schmerzen zu lindern. Sie konnte normal weiterleben. Aber sie konnten sie nicht heilen.«
    Er schaute sie an, und sie erkannte den tiefen Schmerz, der ihn erfüllte, in seinem Blick.
    »Sie konnten die Krankheit nicht aufhalten. Man sagte ihr, dass sie bestenfalls noch ein fahr zu leben hätte. Sie reiste anschließend direkt zu einem Spezialisten nach Hamburg. Weitere Tests, das gleiche Ergebnis. Dann muss sie sich überlegt haben, was sie vor ihrem Tode noch tun wollte. Es war Anfang Dezember, als sie Maggie und mir von dem Buch erzählte - und von dir. Sie wollte nicht, dass diejenigen, die sie liebte, erfuhren, wie wenig Zeit ihr noch blieb.«
    Julia blickte auf die Topfpflanze, die von der Sonne beschienen wurde. »Sie hat es nicht verdient, dass man ihr von der Zeit, die sie noch zu leben hatte, einen Teil wegnahm.«
    »Nein.« Er trank. Es war wie ein letzter, schweigender Abschiedsgruß. »Und derjenige, der das getan hat, darf nicht straflos davonkommen. Ich werde das nicht zulassen.« Er berührte Julias Glas mit seinem. »Trink deinen Wein«, sagte er. »Das ist gut für die Seele, und du wirst entspannter davon. Dann ist es leichter für mich, dich zu verführen.«
    Sie zwinkerte ein paar Tränen fort. »Erdnussbutter, Marmelade und Sex - alles an einem Nachmittag. Ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen bin.«
    »Probieren wir's aus«, erwiderte er und zog sie zu sich.
    Er hoffte, sie würde eine oder zwei Stunden schlafen können, als er sie im Schlafzimmer zurückließ. Die Jalousien waren wegen der Sonneneinstrahlung heruntergelassen worden, und an der Decke drehte sich ein Ventilator.
    Wie die meisten Schriftsteller konnte Paul überall an einer Geschichte arbeiten, im Auto, im Wartezimmer des Zahnarztes, bei einer Cocktailparty. Aber er hatte im Laufe der Jahre herausgefunden, dass er in seinem Büro doch am besten arbeiten konnte.
    Er hatte den Raum und das ganze Haus ganz nach seinen Bedürfnissen eingerichtet. Die meiste Zeit verbrachte er in dem luftigen, großen Zimmer im zweiten Stock. Dessen eine Wand bestand vollständig aus Glas, und er schaute auf den Himmel und das Meer. Diejenigen, die seine Arbeitsweise nicht begriffen, konnten nicht glauben, dass er tatsächlich arbeitete, wenn er einfach dasaß und hinausschaute, den Wechsel von Licht und Schatten beobachtete und den Flug der lachenden Möwen verfolgte.
    Um ein Gegengewicht zu den Schwierigkeiten zu schaffen, die damit verbunden sind, sich eine Geschichte auszudenken, hatte er seinen Arbeitsraum so komfortabel wie nur möglich eingerichtet. An den Seitenwänden standen seine Bücher, darunter viele Nachschlagewerke und Bücher, die er einfach nur gern las. In schweren Steintrögen wuchsen zwei Feigenbäume. Einmal war Eve in sein Heiligtum eingedrungen und hatte winzige rote und grüne Kugeln an ihre Zweige gehängt. Sie sollten ihn daran erinnern, dass Weihnachten vor der Tür stand, auch wenn sein Abgabetermin ihn drängte.
    Er hatte das Computerzeitalter freudig begrüßt und arbeitete an einem praktischen kleinen Personalcomputer. Oft kritzelte er jedoch noch Notizen auf alle möglichen Zettel, die er ebenso oft verlor. Er hatte sich eine erstklassige Stereo-Anlage geleistet, denn manchmal arbeitete er gern mit Musik von Mozart oder Gershwin im Hintergrund. Und da er jede Störung verabscheute, hatte er einen kleinen Kühlschrank einbauen lassen, in dem es immer genügend alkoholfreie Getränke und Bier gab. Wenn er richtig bei der Sache war, konnte es vorkommen, dass er erst nach achtzehn Stunden die Tür wieder öffnete und todmüde in die Wirklichkeit zurückkehrte.
    Hierhin zog er sich zurück, um an Julia zu denken und daran, wie man ihre Unschuld beweisen könnte.
    Er setzte sich in seinen Arbeitssessel, lehnte sich zurück und starrte in die Luft.
    Wenn er nach einem neuen Romanthema Ausschau gehalten hätte, wäre sie die perfekte Mörderin gewesen. Ruhig, gesammelt und viel zu angespannt. Reserviert. Die Gefühle verdrängt. Dann wäre Eve

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