Erinnerung Des Herzens
stand auf, nahm ihre Hände und zog sie einfach hinter sich her. »Es ist ein verführerischer Gedanke, zu beobachten, wie du Pfunde zulegst, während ich berichte. Vielleicht hat Brandon noch etwas Erdnussbutter übrig gelassen.«
»Ich soll ein Sandwich mit Erdnussbutter essen?«
»Ja, und mit Marmelade.«
Sie brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass sie gar keinen Hunger hatte. »Ich mach sie zurecht.«
»Das ist meine Spezialität«, erwiderte er. »Setz dich hin. Wenn ich eines Mordes angeklagt werden soll, kannst du mich verwöhnen.«
Jetzt konnte sie wirklich lächeln. »Abgemacht.« Sie schaute zu, wie er Brot schnitt, und fragte sich, ob er sich an den Morgen erinnerte, an dem er Eve zum ersten Mal begegnet war.
Mit einem kleinen Seufzer blickte sie auf die Topfpflanze, die hinter ihm auf dem Fensterbrett stand. Ob er bemerkt hatte, dass sie fast vertrocknet gewesen war, als sie und Brandon herkamen? Ein wenig Wasser, ein wenig Düngemittel, und sie hatte sich wieder erholt. So wenig war erforderlich, um ein Leben zu retten.
Als er den Teller vor sie hinstellte, lächelte sie wieder. Wie herrlich das war, Erdnussbutter und Marmelade und jemanden, den man liebhaben konnte.
»Du hast es nicht in Dreiecke geschnitten.«
Er hob eine Braue. »Richtige Männer essen keine zurecht- geschnittene Sandwiches. Das ist albern.«
»Ich bin dir dankbar, dass du es mir sagst, sonst hätte ich weiterhin Brandons Sandwiches zerschnitten und ihn damit womöglich gedemütigt.« Als sie ein Sandwich in die Hand nahm, lief die Marmelade auf beiden Seiten herunter. »Und jetzt erzähl mir, wie du Detektiv gespielt hast.«
»Vorwiegend mit Beinarbeit, wie man es wohl nennt.« Er setzte sich hin und schob ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich habe mit Jack geredet, dem Piloten. Er schwört darauf, dass jemand die Benzinleitung manipuliert hat. Das mag nicht viel zu bedeuten haben, aber es beweist, dass irgendetwas gegen dich im Gange war, dass du eingeschüchtert werden solltest. Eve vielleicht ebenso.«
Sie zwang sich dazu, zu essen und neue Hoffnung zu schöpfen. »In Ordnung. Ich glaube, es könnte sogar sehr wichtig sein, die Polizei davon zu überzeugen, dass irgendjemand uns gedroht hat - wegen des Buches. Da sind die Tonbänder. Ich kann nicht begreifen, wieso sie, nachdem sie die Tonbänder abgehört haben, denken können, ich ...« Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Möglichkeit zu beweisen, dass nur ich und Eve wussten, was wir aufgenommen hatten.«
»Das Fachwort heißt begründeter Zweifel. Das ist alles, was wir brauchen. Ich habe dann Travers aufgesucht«, sagte er. Gerade weil er aufrichtig sein wollte, wählte er jetzt seine Worte besonders vorsichtig. »Sie ist nur noch ein Wrack, |u- les. Sie hat nur für Eve gelebt, weil Eve sie und ihren Sohn gerettet hat.«
»Und Travers glaubt, dass ich sie getötet habe.«
Er stand auf, um etwas zu trinken zu holen. Als erstes fiel ihm eine Flasche Chablis in die Hand. Das passt nicht schlecht zu unseren Sandwiches, dachte er. »In ihrer momentanen Verfassung muss sie einfach irgendjemandem die Schuld geben. Sie nimmt an, du wärest diejenige. Es ist so, dass sich im ganzen Haus sehr wenig abspielen konnte, ohne dass sie es merkte. Die Tatsache, dass es Eve gelungen ist, ihre Krankheit selbst vor Travers geheimzuhalten, ist nur ein Beweis für Eves Geschicklichkeit und Vorsicht. An jenem Tage muss irgendjemand auf dem Grundstück und im Gästehaus gewesen sein. Travers müsste herausfinden können, wer es war.«
»Ich wünsche mir nur ... Ich wünsche mir, dass sie verstehen könnte, dass ich das, was ich am Abend zuvor gesagt habe, nicht so gemeint habe.« Julia nahm ihr Glas in die Hand und setzte es wieder ab, ohne zu trinken. »Und dass ich bestimmt nicht gewollt habe, dass meine letzte Begegnung mit Eve so verlief. Ich werde das mein ganzes Leben lang bedauern, Paul.«
»Das wäre falsch.« Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie sanft. »Sie hat dich hierhergeholt, damit ihr euch gründlich kennenlernen konntet. Ein Zwischenfall, ein paar heftige Worte haben da nur wenig Bedeutung, Julia. Ich habe heute ihren Arzt aufgesucht.«
»Paul.« Sie verschränkte ihre Finger mit seinen. In dieser Situation war jede Berührung, jeder kleine Kontakt so wichtig. »Du hättest nicht allein hingehen sollen.«
»Ich wollte das gern allein erledigen. Sie ist dort im vorigen Jahr unmittelbar nach dem Erntedankfest gründlich untersucht
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