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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gekommen und hätte das säuberlich geordnete Leben, das sie sich aufgebaut hatte, zur Explosion gebracht. Ihr unter der Oberfläche siedendes Temperament wäre außer Kontrolle geraten, und in einem Augenblick blinder Wut und Verzweiflung hätte sie zugeschlagen.
    So würde es die Anklage wahrscheinlich darstellen, dachte er. Wobei die millionenschwere Erbschaft ein zusätzlicher Anreiz gewesen sein könnte. Natürlich würde es für sie schwierig sein zu beweisen, dass Julia von der Änderung des Testamentes gewusst hatte. Andererseits war es auch wieder nicht so schwierig, die Geschworenen - falls es soweit kommen sollte - davon zu überzeugen, dass Julia auch in diesem Punkt Eves Vertraute gewesen war.
    Die alternde, kranke Filmkönigin, auf der Suche nach einer verlorenen Vergangenheit, nach der Liebe eines Kindes, das sie fortgegeben hatte. Sie konnten Eve als das verletzliche Opfer darstellen, die sich tapfer ihrer Krankheit stellte und verzweifelt versuchte, das Herz ihrer Tochter zu gewinnen.
    Eve würde höhnisch grinsen und Bockmist dazu sagen.
    Muttermord, dachte er. Ein besonders hässliches Verbrechen. Er zündete sich eine Zigarre an, schloss die Augen und führte die einzelnen Punkte auf, die dagegen sprachen.
    Julia war nicht fähig zu einem Mord. Das war natürlich nur seine eigene Meinung und kaum ein gewichtiges Gegenargument. Er sollte sich mehr auf echte Fakten konzentrieren als auf seine Emotionen.
    Die Drohbriefe. Das war ein Fakt. Er war bei Julia gewesen, als sie einen davon erhalten hatte. Ihr Schock und ihre Angst waren nicht gespielt gewesen. Die Anklage könnte dagegen halten, dass sie die Tochter einer Schauspielerin war und ursprünglich selber die Bühnenlaufbahn hatte einschlagen wollen. Aber er zweifelte daran, dass selbst Eve in der Lage gewesen wäre, eine solche Szene derart überzeugend zu spielen.
    Das Flugzeug war manipuliert worden. Konnte irgendjemand ernstlich annehmen, dass sie ihr Leben freiwillig aufs Spiel gesetzt hätte, das Risiko eingegangen wäre, dass ihr Kind zur Waise würde?
    Dann die Tonbänder. Er hatte sie abgehört. Sie waren brisant. Welches dieser Geheimnisse war Eves Leben wert?
    Paul hatte keinen Zweifel daran, dass sie sterben musste, um eine Lüge aufrechtzuerhalten.
    Glorias Abtreibung? Kincades Perversionen? Torrents Ehrgeiz? Priests Gier?
    Delrickio. Paul wünschte sich von ganzem Herzen, dass Delrickio für den Mord verantwortlich wäre. Aber konnte ein Mann, der so kühl über Tod und Leben entschied, die Beherrschung verlieren und so unbesonnen töten?
    Die Tat war mit großer Sicherheit im Affekt verübt worden. Wer immer sie begangen haben mochte, konnte nicht wissen, wann Julia nach Hause kommen oder der Gärtner am Fenster vorbeikommen würde.
    Außer den Angestellten hatte sich zur Tatzeit niemand auf dem Grundstück befunden. Trotzdem musste jemand von außen eingedrungen sein.
    Paul fragte sich, was er gemacht hätte, wenn er Eve hätte allein begegnen wollen, ohne dass irgendjemand davon wusste. Es wäre nicht besonders schwierig gewesen, nach einem offiziellen Besuch einen Abstecher zu machen, um das Sicherheitssystem abzuschalten. Dann zurück. Ihr gegenübertreten. Die Beherrschung verlieren.
    Die Vorstellung gefiel ihm. Sie gefiel ihm sehr, abgesehen von der unbedeutenden Tatsache, dass das Sicherheitssystem eingeschaltet gewesen war, als die Polizei es überprüft hatte.
    Er musste also noch einmal Travers anrufen und Nina und Lyle. Und alle anderen, die auf Eves Anwesen beschäftigt waren, bis zu der einfachsten Putzfrau.
    Er musste den Beweis erbringen, dass irgendjemand die Möglichkeit gehabt hatte, in das Haus einzudringen. Irgendjemand, der so viel Angst hatte, diese Zettel zu verfassen und zu verteilen. Irgendjemand, der so verzweifelt war, dass er nicht einmal davor zurückschreckte zu töten.
    Jede Minute war kostbar. Er nahm den Telefonapparat hoch und wählte. »Nina. Paul ist hier.«
    »Oh, Paul. Travers hat mir gesagt, dass Sie hier waren. Es tut mir leid, dass ich Sie verfehlt habe.« Sie warf einen Blick auf die Karteikästen, die sie gerade sorgfältig verpackte. »Ich bin gerade dabei, Ordnung zu schaffen und alles, was mir gehört, auszusortieren. Ich werde mir ein Haus in den Bergen mieten, bis ... Nun, bis ich in der Lage bin, in Ruhe darüber nachzudenken, was ich anfangen könnte.«
    »Sie wissen, dass Sie so lange bleiben können, wie Sie wollen.«
    »Ich weiß das zu schätzen.« Sie suchte in ihrer Tasche

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