Erinnerung Des Herzens
aus und legte sich auf den Bauch. Fritz legte ihr ein Tuch über die Hüften und fing mit der Arbeit an.
»Nach der Hölle der Himmel.« Eve seufzte. Sie bettete das Kinn auf ihre Fäuste und schaute Julia an. »Es interessiert Sie vielleicht, dass ich dreimal wöchentlich diese Horrorstunden absolviere. Und obwohl ich jede Minute davon hasse, weiß ich, dass mein Körper dadurch schön genug bleibt, dass Nina Angebote von Playboy ablehnen muss, und dass meine Belastungsfähigkeit so groß ist, dass ich zehn- bis zwölfstündige Dreharbeiten durchstehe, ohne zusammenzubrechen. Ich werde Fritz sogar den anderen Klienten ausspannen, wenn ich für die Lokalaufnahmen nach Georgia gehe. Der Mann hat goldene Hände, die besten auf fünf Kontinenten.«
Er errötete wie ein kleiner Junge.
Während Fritz mit diesen Händen Eves Muskeln knetete und lockerte, drehte sich das Gespräch um Gesundheit, Training und ähnliche Fragen. Julia wartete geduldig, bis Eve wieder in ihr Kleid schlüpfte und sich von ihrem Trainer mit einem sehr innigen, sehr intimen Kuß verabschiedete. Sie dachte an die Szene, die sie im Garten beobachtet hatte, und fragte sich, wie eine Frau, die so offensichtlich den einen Mann liebte, so unverfroren mit einem anderen flirten konnte.
»Montag«, sagte er und nickte Julia zu. »Ich bereite ein Programm für Sie vor.«
»Sie wird hier sein«, versprach Eve, bevor Julia höflich ablehnen konnte. Sie grinste, als Fritz seine Tasche nahm und ging. »Betrachten Sie es als einen Teil Ihrer Nachforschungen«, meinte sie. »Nun, was halten Sie von ihm?«
»Bin ich in Verzückung geraten?«
»Nur ein bisschen.« Sie ließ ihre Muskeln spielen, dann zog sie eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche ihres Kleides. »Himmel, ich brauch sofort eine. Ich habe nicht das Herz - oder den Nerv - zu rauchen, wenn Fritz da ist. Machen Sie uns noch einen Drink, ja? Meinen mit viel Champagner.«
Als Julia aufstand, nahm Eve einen tiefen, hungrigen Zug. »Ich kann mir keinen anderen Mann auf der Welt vorstellen, für den ich auch nur für ein paar Stunden aufs Rauchen verzichten würde.« Sie blies den Rauch aus, als Julia ihr das Glas anbot. Dann lachte sie herzlich. »Je länger ich Sie kenne, desto leichter kann ich Ihre Gedanken lesen, Julia. Im Augenblick versuchen Sie gerade, ein Urteil über mich zu fällen, und fragen sich, wie ich eine Affäre mit einem Mann, der mein Sohn sein könnte, vor mir selber rechtfertige.«
»Es ist nicht meine Aufgabe, ein Urteil zu fällen.«
»Nein, und Sie denken immer nur an ihre Aufgabe. Der Vollständigkeit halber, ich versuche gar nicht, es zu rechtfertigen, ich genieße es einfach. Aber zufällig habe ich nichts mit diesem prachtvollen Stück Fleisch, weil der Junge unheilbar schwul ist.« Sie lachte und nahm einen Schluck. »Jetzt sind Sie schockiert und versuchen, es nicht zu sein.«
Unruhig rückte Julia auf ihrem Stuhl hin und her und nippte an ihrem Glas. »Der Zweck unserer Gespräche besteht darin, dass ich Ihre Gefühle ergründe, nicht darin, dass Sie meine Gefühle ergründen.«
»Es funktioniert in beiden Richtungen.« Eve rollte sich wie eine Katze in einem mit Kissen belegten Rattansessel zusammen. Jede Bewegung war geschmeidig, weiblich, verführerisch. Die junge Betty Berenski hatte sich den richtigen Namen ausgesucht. Sie war ganz Frau, ebenso alterslos und geheimnisvoll wie die erste Eva. »Bevor dieses Buch fertig ist, werden Sie und ich uns so gut kennen, wie es für Menschen nur möglich ist. Besser als ein Liebespaar, besser als Eltern und Kind. Wenn wir einander erst vertrauen, werden Sie das verstehen.«
Julia zog es vor, auf sicheren Grund und Boden zurückzukehren. Sie holte den Recorder und ihren Block hervor. »Was für einen Grund sollte ich haben, Ihnen nicht zu vertrauen?«
Eves Lächeln kam durch eine Rauchwolke. »Ja, wirklich. Fangen Sie an, Julia, stellen Sie mir die Fragen, die Ihnen im Kopf herumschwirren. Ich bin in der richtigen Stimmung, sie zu beantworten.«
»Anthony Kincade. Warum haben Sie mir nicht erzählt, weshalb Sie ihn geheiratet haben und wie es gekommen ist, dass seine zweite Frau aufgehört hat, zweitrangige Filme zu spielen und bei Ihnen als Haushälterin arbeitet?«
Anstatt zu antworten, rauchte Eve und überlegte. »Sie haben CeeCee ausgefragt.«
Eine Andeutung von Ärger schwang in ihrer Stimme mit, genug, um Julia Genugtuung zu verschaffen. Vielleicht würden sie tatsächlich eine gemeinsame Ebene finden, auf
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