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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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konnte mitanzusehen, was sie miteinander trieben, schloß ich die Augen. Dann führte Tony den Jungen zu mir und forderte ihn auf, alles mit mir zu machen, was er wollte, während er zuschaute. Ich merkte schnell, dass der Junge längst nicht so unerfahren war wie ich. Er benutzte mich in jeder nur denkbaren Weise, in der eine Frau benutzt werden kann. Während der Junge noch voll mit mir beschäftigt war, kniete sich Tony hinter ihn und ...« Ihre Hand zitterte leicht, als sie sich eine Zigarette anzündete, aber ihre Stimme blieb ganz sachlich. »Und jetzt kam es zum Sex zu dritt. Es ging stundenlang so weiter, mit endlos wechselnden Positionen. Ich hörte auf zu fluchen, zu bitten, zu weinen und fing an, Pläne zu schmieden. Als der Junge gegangen war und Tony mich losgebunden hatte, wartete ich, bis er eingeschlafen war. Dann ging ich nach unten und holte mir das größte scharfgeschliffene Messer, das ich finden konnte. Als Tony aufwachte, hielt ich seinen Schwanz in der einen Hand, das Messer in der anderen. Ich sagte ihm, dass ich ihn kastrieren würde, wenn er jemals wieder versuchen sollte, mich anzurühren, dass ich eine schnelle, saubere Scheidung verlangte und das Haus, mit allem, was sich darin befand, den Rolls, den Jaguar und die Hütte in den Bergen, die wir uns gebaut hatten. Wenn er nicht einwilligte, würde ich ihn auf der Stelle so fertigmachen, wie er es noch nie erlebt hatte.« Als sie sich daran erinnerte, wie verdattert er ausgesehen hatte und wie hilflos er herumgestottert hatte, musste sie lächeln. Aber dann fiel ihr Blick auf Julia, der die Tränen über die Wangen liefen.
    »Kein Grund zum Weinen«, sagte sie ruhig. »Er hat bezahlen müssen.«
    »Für so etwas gibt es keine Bezahlung.« Julias Stimme war heiser vor Zorn. »Kann es keine geben.«
    »Vielleicht nicht. Aber diese Geschichte gedruckt zu sehen, das wird meine Rache sein. Ich habe lang genug darauf gewartet.«
    »Warum?« Julia wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. »Warum haben Sie so lange gewartet?«
    »Sie wollen die Wahrheit hören?« Eve seufzte und trank ihr Glas leer. In ihrem Kopf fing es an zu pochen, und sie ärgerte sich fürchterlich darüber. »Scham. Ich schämte mich, weil ich so benutzt, so erniedrigt worden war.«
    »Sie sind mißbraucht worden. Sie haben nichts getan, wofür Sie sich hätten schämen müssen.«
    Eve senkte die langen schwarzen Wimpern. Es war das erste Mal, dass sie mit jemandem über diese Nacht gesprochen hatte, aber nicht das erste Mal, dass sie alles wieder und wieder erlebt hatte in Gedanken. Es tat immer noch weh, was sie nicht vorhergesehen hatte. Aber sie hatte auch nicht gewußt, wie tröstlich und heilsam vorbehaltloses Mitgefühl sein konnte.
    »Julia.« Sie hob die Lider, und ihre Augen waren trocken geblieben. »Glauben Sie wirklich, dass man sich nicht schämt, wenn man mißbraucht wird?«
    Auf diese direkte Frage konnte Julia nur den Kopf schütteln. Sie selber war auch benutzt worden, wenn auch nicht auf eine so grauenhafte Weise, und sie verstand es, dass die Scham darüber einen jahrelang verfolgen konnte. »Ich weiß nicht, wie Sie es fertiggebracht haben, das Messer nicht anzuwenden und die Geschichte nicht zu verwenden.«
    »Es war der Wille zum Überleben«, erwiderte Eve. »Zu diesem Zeitpunkt war ich genauso wenig wie Tony daran interessiert, dass die Geschichte bekannt wurde. Außerdem ging es mir auch um Travers. Ich suchte sie einige Wochen nach der Scheidung auf, nachdem ich einige Filme entdeckt hatte, die Tony versteckt hatte. Es waren nicht nur Filme von ihm und mir beim Sex, in halsbrecherischen Verrenkungen, sondern auch Filme von ihm und anderen Männern, von ihm und zwei sehr jungen Mädchen. Dadurch war mir klargeworden, dass meine ganze Ehe ein entsetzlicher Irrtum gewesen war. Ich glaube, ich ging zu ihr, um mich davon zu überzeugen, dass auch sie getäuscht, hineingerissen und verführt worden war. Sie lebte allein in einem kleinen Apartment in der Stadtmitte. Das Geld, das Tony ihr monatlich zahlen musste, reichte gerade für die Miete, wenn sie ihre anderen Fixausgaben beglichen hatte. Diese Fixausgaben waren die Pflegekosten für ihren Sohn.«
    »Ihren Sohn?«
    »Das Kind, das Tony der Welt gegenüber für tot erklärt hatte. Sein Name ist Tommy. Er ist vollkommen zurückgeblieben, und Tony war nicht bereit, das zu akzeptieren. Er betrachtet das Kind lieber als tot.«
    »Die ganzen Jahre über?« Wieder stieg Wut in Julia auf. Sie konnte

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