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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihre Abneigung gegen das Fliegen und ihre Vorliebe für italienisches Essen einzugestehen. Es tat ihr gut sich darüber lustig zu machen, welch eine panische Angst sie ausgestanden hatte, als sie umringt von einer Menschenmenge ihr erstes Buch signieren musste. Und was hatte Eve gesagt, als sie zugegeben hatte, vor Auftritten in der Öffentlichkeit immer noch Angst zu haben? »Zeig ihnen nie deine Gefühle, Mädchen.«
    Julia musste lächeln, als sie daran dachte. Der Satz gefiel ihr.
    Vorsichtig wechselte sie die Lage. Als alle Muskeln sich gleichzeitig meldeten, konnte sie kaum ein Wimmern unterdrücken. Die beiden Männer, die ihr gegenübersaßen, warfen einen Blick über die Ränder ihrer Illustrierten hinweg, wichen ihrem Blick aber aus und lasen sofort weiter. Um sich von den furchtbaren Schmerzen abzulenken, fing sie an, sich Gedanken über die beiden zu machen.
    Zwei Schauspieler, die sich vorstellen wollten? Nein, dachte sie, Schauspieler würden nie zu zweit einen Manager aufsuchen. Nicht einmal dann, wenn sie ein Liebespaar waren.
    Es war nicht fair, sie als Schwule abzustempeln, nur weil sie der zweiten Dolly Bacall keine Aufmerksamkeit zollten. Vielleicht waren sie treue Ehemännern, die nur ihre eigenen Frauen anschauten.
    Vielleicht saß sie auch zwei Killern gegenüber.
    Oder zwei Steuerprüfern, die Drakes Bücher durchsehen wollten. Tatsächlich sahen die beiden so kühl, unsympathisch und brutal aus, wie sie sich Steuerprüfer vorstellte - oder auch Mafia-Leute. Ob sie wohl Taschenrechner oder Pistolen unter den Jacketts ihrer schwarzen, maßgeschneiderten Anzüge versteckten?
    Bei diesem Gedanken musste sie grinsen, bis einer von den beiden zu ihr schaute und bemerkte, dass sie ihn beobachtete.
    fetzt wartete sie schon zehn Minuten. Die weiße Doppeltür, auf der Drakes Name stand, war fest geschlossen. Sie fragte sich, was ihn aufhalten mochte.
    In seinem übertrieben modernen, ganz in Eierschale und Smaragd gehaltenen Büro stützte sich Drake mit zitternden Händen auf seinen glänzend polierten Schreibtisch. Er sah aus, als wäre sein Körper auf die Größe eines Kindes geschrumpft, geradezu zwergenhaft in seinem gewaltigen Ledersessel.
    Hinter ihm befand sich ein Fenster mit dem berühmten Ausblick auf Los Angeles von hoch oben. Es gefiel ihm, dass er diesen prachtvollen Blick in jeder Stimmungslage genießen konnte. Jetzt drehte er mit niedergeschlagenen Augen dem Fenster den Rücken zu. Er hatte in der vergangenen Nacht nicht schlafen können, bevor er ein paar Valium genommen und eine Flasche Brandy hinterhergeschüttet hatte.
    »Ich bin persönlich zu dir gekommen«, sagte Delrickio gerade, »weil ich das Gefühl habe, dass wir irgendwie verwandte Seelen sind.« Als Drake daraufhin nur nickte, preßte Delrickio nur ganz kurz die Lippen zusammen. »Es ist dir doch klar, was jetzt passieren würde, wenn ich nicht diese ganz persönliche Zuneigung zu dir gefasst hätte?«
    Weil Drake spürte, dass eine Antwort von ihm erwartet wurde, feuchtete er seine Lippen an und krächzte: »Ja.«
    »Geschäfte können aber nur bis zu einem gewissen Punkt mit Freundschaft zusammengehen. Diesen Punkt haben wir jetzt erreicht. Gestern abend hast du kein Glück gehabt. Ich kann durchaus Sympathie für dich aufbringen, von Freund zu Freund. Aber als Geschäftsmann muss ich vor allem an meine eigenen Gewinne und Verluste denken. Du, Drake, kostest mich Geld.«
    »Es hätte nicht passieren dürfen.« Drakes Erregung brach wieder hervor. »Bis zu den letzten fünf Minuten ...«
    »Das ist ohne jede Bedeutung. Deine Entscheidung war falsch, und die Zeit ist um.« Nur selten erhob Delrickio seine
    Stimme, auch jetzt tat er es nicht. Trotzdem gellte sie Drake in den Ohren wie Schüsse. »Was beabsichtigst du zu tun?«
    »Ich ... Ich kann Ihnen wieder zehntausend zurückgeben in zwei, höchstens drei Wochen.«
    Delrickio holte eine Rolle Pfefferminzdrops heraus und steckte eine davon in den Mund. »Das ist ganz und gar keine befriedigende Lösung. Ich erwarte den Rest des Geldes in einer Woche.« Er legte eine kleine Pause ein und erhob den Finger. »Nein, in zehn Tagen, weil wir Freunde sind.«
    »Neunzigtausend in zehn Tagen?« Drake griff nach der Wasserkaraffe auf seinem Schreibtisch, aber seine Hände zitterten so, dass er nicht einschenken konnte. »Das ist unmöglich.«
    Delrickios Gesicht blieb völlig ausdruckslos. »Wenn ein Mann Schulden hat, bezahlt er sie. Oder er trägt die Konsequenzen. Ein Mann,

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