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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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an Spielzeug in seiner Kindheit zu kompensieren. Ein Gast hätte kaum etwas anderes zum Lesen finden können als Fachzeitschriften, vorwiegend über Automobilsport. Aber Drake konnte anderes zur Unterhaltung anbieten.
    Im Nebenzimmer stapelten sich alle Arten von Sex-Material, von den raffiniertesten bis hin zu einfach lächerlichen Dingen. Man hatte ihm beigebracht, dass Sex eine Sünde war, als er noch ein kleiner Junge war. Und schon sehr früh hatte er Geld für solche Sachen ausgegeben, zuerst nur Pennies, dann auch schon mal ein Pfund. Er war der Meinung, dass ein paar entsprechende Bilder auf jeden Fall den Appetit vergrößerten.
    Obwohl er selber nur hier und da mit Drogen experimentierte, besaß er alle möglichen Pillen und Pülverchen, um eine Party damit in Schwung zu bringen, wenn keine rechte Stimmung aufkommen wollte. Drake hielt sich für einen gewissenhaften Gastgeber.
    Vor diesem Samstag hatte er über ein Dutzend Super Bowls einfach ignoriert. Für ihn war das nicht einfach ein Spiel, das über den Bildschirm flimmerte, das man mit Freunden genießen und diskutieren konnte. Für ihn bedeutete es Leben oder Tod. Er hatte fünfzigtausend Dollar gesetzt, und die durfte er nicht verlieren.
    Bevor die ersten fünfzehn Minuten Spielzeit vorüber waren, hatte er bereits zwei Becks-Bier heruntergestürzt und dazu ein halbes Päckchen Chips verschlungen. Als sein Team einen kleinen Feldvorteil errungen hatte, entspannte er sich etwas. Das Telefon läutete zweimal, aber er hatte den Anrufbeantworter angestellt und rührte sich nicht. Er war überzeugt davon, dass es ein schlechtes Omen wäre, wenn er während des Spiels aus irgendeinem Grunde seinen Platz verließe.
    Zwei Minuten nach Abbruch der zweiten Viertelstunde lächelte Drake selbstgefällig. Sein Team hielt die Kampflinie eisern. Er dachte an Delrickio. Er würde dem alten Bastard jeden Penny zurückerstatten. Er würde nicht mehr ins Schwitzen geraten, wenn er die kühle, höfliche Stimme am Telefon hörte.
    Vielleicht würde er einen kleinen Winterurlaub einlegen. Unten in Puerto Rico, in den Casinos spielen und ein paar Klasseweiber aufreißen. Das hatte er verdient, nachdem er sich mit eigener Kraft aus der Misere gezogen hatte.
    Ohne Hilfe von Eve, dachte er und griff nach einem frischen Bier. Die alte Hexe weigerte sich, ihm je wieder einen einzigen Dime zu leihen, nur weil er ein paar Mal Pech gehabt hatte. Wenn sie wüßte, dass er wieder mit Delrickio zu tun hatte ... Nun, da bestand keine Gefahr. Drake Morrison verstand sich auf Diskretion.
    Trotzdem hatte sie nicht das Recht, so kleinlich zu sein. Wo zur Hölle würde ihr Geld denn bleiben, wenn sie tot war? Sie hatte nur noch ihre Schwester, und die hatte keinen Bedarf dafür. Blieb also Drake. Er war ihr einziger Blutsverwandter, und seit er erwachsen war, tat er nichts anderes, als um sie herumzuspringen.
    Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Spiel, als die andere Mannschaft zum Gegenangriff ansetzte. Mit Erfolg.
    Seine kleine Seifenblase, mit der er sich getröstet hatte, zerplatzte. Er griff nach den Chips und nahm eine ganze Handvoll. Als er sie in den Mund stopfte, fielen Krümel auf sein Hemd und auf seinen Schoß. Macht nichts, sagte er sich. Die anderen hatten nur einen Vorteil von drei Punkten. Vier, verbesserte er sich.
    Das Blatt würde sich wieder wenden. Noch hatten sie viel Zeit.
    Paul saß in seinem Strandhaus in Malibu vor dem Schreibcomputer. Sein neues Buch machte ihm Schwierigkeiten, mehr, als er erwartet hatte. Er musste die letzten Seiten noch einmal nachlesen. Das kam in diesen Tagen oft vor, zu oft. Es machte ihm keinen Spaß, und doch war das Schreiben die größte Freude seines Lebens. Er haßte und liebte es, in der gleichen Art und Weise, wie manche Männer ihre Ehefrauen haßten und liebten. Er musste einfach schreiben, nicht um Geld zu verdienen, er hatte genügend, sondern wie er essen, schlafen und seine Blase entleeren musste.
    Er lehnte sich zurück, schaute auf den Bildschirm und las das letzte Wort, das er geschrieben hatte. Es hieß Mord.
    Es war eine große Befriedigung für ihn, Thriller zu schreiben und die Charaktere, die er sich ausgedacht hatte, auf komplizierte Weise zu entwickeln. Am meisten Vergnügen bereitete es ihm, wenn sie sorgfältig und ohne Eile über Leben und Tod entschieden. Im Augenblick allerdings fehlte ihm die nötige Konzentration.
    Zu viele Ablenkungen, dachte er und warf über die Schulter einen Blick auf

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