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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sie als Ihr Neffe oder als Ihr Presseagent?«
    Er kicherte und griff wieder nach den Mandeln. »Beides natürlich. Ich möchte ohne Zögern sagen, dass die Tatsache, dass Eve Benedict meine Tante ist, meinem Leben Würze verliehen hat. Und als meine Klientin hat sie mir die Butter zu den Brötchen verschafft.«
    Julia gab sich nicht die Mühe, darauf einzugehen. Irgendetwas oder irgendjemand hatte Drake einen tüchtigen Schreck eingejagt. Ob es der distinguiert wirkende Mann mit dem Silberhaar und den höflichen Manieren gewesen war? Nun, das war nicht ihre Angelegenheit, sofern es Eve nicht tangierte. Sie schob die Frage beiseite.
    »Warum fangen Sie nicht damit an, mir von Ihrer Tante zu erzählen? Zu der Klientin können wir dann später kommen.« Sie nahm ihren Recorder heraus und schaute ihn fragend an, bis er zustimmend nickte. Als sie den Notizblock auf die Knie gelegt hatte, musste sie lächeln. Drake hatte sich Mandeln auf die Handfläche gelegt und warf immer eine nach der anderen, wie Kugeln, in seinen Mund. Werfen, zerbeißen, herunterschlucken. Sie hoffte, dass er nicht mal einen Schritt auslassen und eine ganz verschlucken würde. »Ihre Mutter ist Eves ältere Schwester, stimmt's?«
    »Genau. Es hat drei Berenski-Schwestern gegeben, Ada, Betty und Lucille. Als ich geboren wurde, war Betty bereits Eve Benedict. Sie war ein Star, fast schon eine Legende. Hinten in Omaha war sie ganz bestimmt eine Legende.«
    »Ist sie manchmal zu Besuch gekommen?«
    »Nur zweimal, soweit ich mich erinnere. Einmal, als ich etwa fünf war.« Er leckte den Zucker von seinen Fingern ab und hoffte, dass er recht leidend aussah. Es war eine sichere Wette, dachte er, dass eine junge alleinstehende Mutter dem, was er zu berichten hatte, Sympathie entgegenbringen würde. »Mein Vater hatte uns verlassen. Das hat meine Mutter schwer getroffen, wie Sie sich vorstellen können. Ich war damals noch zu klein, um zu verstehen, was los war. Ich wunderte mich nur, warum mein Vater nicht nach Hause kam.«
    »Das tut mir leid.« Sie empfand tatsächlich Sympathie. »Das muss sehr schwierig gewesen sein.«
    »Es war unglaublich schmerzhaft. Etwas, was ich wahrscheinlich nie ganz verwinden werde.« Drake hatte in den letzten zwanzig Jahren keinen einzigen Gedanken an den alten Mann verschwendet. Er nahm ein mit Monogramm versehenes Taschentuch und wischte sich die Hände ab. »Er ging einfach aus der Tür und kam nie wieder zurück. Jahrelang gab ich mir selbst die Schuld daran. Vielleicht tue ich es sogar immer noch.« Er legte eine Pause ein, als müsse er erst seiner inneren Bewegung Herr werden, wendete den Kopf zur Seite und warf einen Blick aus dem großen Fenster, das ihn abschirmte vor dem Frühnebel. Mit nichts konnte man eine Frau mehr für sich einnehmen, dachte er, als mit einer traurigen Geschichte, die gut erzählt wurde. »Eve kam, obwohl sie und meine Mutter nicht die besten Freundinnen waren. Sie war sehr lieb in ihrer nüchternen Art und sorgte dafür, dass wir immer unser Auskommen hatten. Meine Mutter besorgte sich schließlich einen Teilzeitjob in einem Kaufhaus, aber es ist Eve zu verdanken, dass wir ein anständiges Dach über dem Kopf hatten. Sie kümmerte sich auch darum, dass ich eine gute Schule besuchen konnte.«
    Obwohl Julia sich von seiner kleinen Geschichte nicht zum Narren halten ließ, war sie doch echt interessiert an den Fakten. »Sie sagten, sie wären nicht die besten Freundinnen gewesen. Was meinen Sie damit?«
    »Nun, ich weiß natürlich nicht, was passiert sein mag, als die drei noch Kinder waren. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass alle drei Mädchen versuchten, die Aufmerksamkeit ihres Vaters auf sich zu lenken. Er war viel von zu Hause fort, eine Art Kaufmann. Von dem, was meine Mutter sagte, weiß ich, dass sie oft von der Hand in den Mund lebten, und dass Eve nie zufrieden war. Es mag auch noch anderen Zündstoff gegeben haben«, fügte er mit einem Lächeln hinzu. »Ich habe Fotos von ihnen gesehen, alle drei zusammen, als sie jung waren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für drei hübsche junge Mädchen leicht war, unter einem Dach zu leben.«
    Julia blinzelte und verlor fast den Faden. Ob der Mann eine Ahnung davon hatte, wie er glitzerte? Das Goldarmband seiner Rolex, der Glanz seiner Manschetten, das Zeug, das er sich ins Haar geschmiert hatte.
    »Ja.« Sie blickte schnell auf ihren Notizblock hinunter und merkte nicht, dass er sich spreizte, sicher, dass er so attraktiv auf sie

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