Erinnerung Des Herzens
Julia. »Aber zu den wenigen ist sie loyal und großzügig gewesen.«
»Ja, auf ihre Weise. Aber ob als Angehöriger oder als Angestellter, man darf nicht aus der Reihe tanzen.« Er stellte das Glas beiseite und erinnerte sich daran, dass es am besten war, jede Unstimmigkeit zu überspielen. »Eve Benedict ist die großzügigste Frau, die ich kenne. Ihr Leben war nicht immer leicht, aber sie hat etwas daraus gemacht. Sie macht denen, die ihr nahestehen, Mut, dasselbe zu tun. Kurz, ich bewundere sie.«
»Betrachten Sie sich als eine Art Sohnersatz für sie?«
»Absolut.«
»Und Paul Winthrop. Wie würden Sie seine Beziehung zu Eve bezeichnen?«
»Paul?« Drake zog die Brauen zusammen. »Zwischen ihnen besteht keine Blutsverwandtschaft, obwohl sie sehr angetan von ihm ist. Man könnte ihn als einen aus ihrem Gefolge ansehen, einen der jungen Männer, mit denen Eve sich so gern umgibt.«
Nicht nur keine Dankbarkeit, dachte Julia, sondern sogar ein bisschen Gehässigkeit. »Seltsam, ich hätte gedacht, dass Paul Winthrop ein sehr selbständiger Mann ist.«
»Er führt gewiß sein eigenes Leben, hat als Autor seine eigenen Erfolge. Aber wenn Eve mit den Fingern schnippt, springt Paul, darauf können Sie Ihren letzten Penny verwetten. Ich habe mich oft gefragt ... Läuft das Band noch?«
»Ja, natürlich.« Sie drückte auf die Stoptaste.
»Also, ich habe mich gefragt, ob es jemals eine intimere Beziehung zwischen ihnen gegeben hat.«
Julia erstarrte. Mehr als nur ein bisschen Gehässigkeit, dachte sie. »Sie ist über dreißig Jahre älter als er.«
»Der Altersunterschied würde Eve nicht zurückhalten. Das ist ein Teil ihres Geheimnisses und ihres dauerhaften Charmes. Und Paul hat dieselbe Schwäche für schöne Frauen wie sein Vater, wenn er sie auch nicht gleich alle heiratet.«
Angeekelt von diesem Thema, klappte Julia ihr Notizbuch zu. Im Augenblick hatte sie alles, was sie von Drake Morrison hatte wissen wollen. »Ich bin sicher, dass Eve es mir erzählen wird, wenn sie möchte, dass diese Beziehung in dem Buch veröffentlicht werden soll.«
»So persönliche Sachen erzählt sie Ihnen? Die Eve, die ich kenne, behält so etwas für sich.«
»Es ist ihr Buch«, sagte Julia und stand auf. »Es würde kaum Wert haben, wenn es nicht persönlich wäre. Ich hoffe, Sie werden mir zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr erzählen.« Sie reichte ihm die Hand und gab sich Mühe, nicht zusammenzuzucken, als er sie an die Lippen führte.
»Sie brauchen nur über mich zu verfügen. Warum wollen wir nicht zusammen zu Abend essen?« Er hielt ihre Hand fest und strich leicht mit dem Daumen über ihre Knöchel. »Ich bin sicher, wir werden noch anderen Gesprächsstoff finden als Eve, wie faszinierend sie auch ist.«
»Es tut mir leid. Das Buch nimmt fast meine ganze Zeit in Anspruch.«
»Sie können doch nicht jeden Abend arbeiten.« Er ließ seine Hand an ihrem Oberarm hochgleiten und spielte mit der Perle, die sie im Ohr trug. »Wir könnten uns doch ganz inoffiziell bei mir zu Hause treffen. Ich habe eine Menge alter Zeitungsausschnitte und Fotos, die Sie vielleicht verwenden könnten.«
»Ich möchte an meiner Gewohnheit festhalten und die Abende bei meinem Sohn verbringen, aber das Material würde ich gern durchsehen. Vielleicht könnten Sie es mir zuschicken.«
Er lachte verhalten. »Offensichtlich bin ich zu feinfühlig vorgegangen. Ich möchte Sie gern wiedersehen, Julia. Aus ganz persönlichen Gründen.«
»Sie sind nicht zu feinfühlig vorgegangen.« Sie packte den Recorder in ihre Aktentasche. »Ich bin einfach nicht interessiert.«
Er legte ihr leicht die Hand auf die Schulter, zog eine halb spöttische, halb wehleidige Grimasse und preßte die andere Hand auf sein Herz. »Autsch.«
Sie musste lachen und kam sich taktlos vor. »Das war nicht sehr höflich, Drake, tut mir leid. Ich sollte lieber sagen, dass ich mich geschmeichelt fühle durch das Interesse, das Sie mir entgegenbringen, aber leider keine Zeit habe. Ich bin viel zu beschäftigt mit dem Buch und mit Brandon, um an etwas anderes auch nur zu denken.«
»Das klingt ein bisschen besser.« Er behielt die Hand auf ihrer Schulter, als er mit ihr zur Tür ging. »Noch etwas. Ich bin wahrscheinlich derjenige, der Ihnen bei diesem Projekt am besten behilflich sein kann. Wollen Sie mir nicht Ihre Notizen oder Entwürfe zu dem Buch zeigen? Ich könnte durchaus in der Lage sein, ein paar Lücken zu füllen, ein paar Namen einzufügen, vielleicht
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