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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit dieser Art von Explosionen.«
    Seine Finger wollten sich um ihren Hals verkrampfen, bis er sich zwang, sich zu entspannen. »Das ist genau das, was mir Kummer bereitet.« Er lehnte sich zurück, um ihr Gesicht zu mustern. Das Grau ihrer Iris hatte sich verdunkelt, war zu einem warmen Grau geworden, dem Rauch von einem längst verglühten Feuer. Bildete er sich das nur ein, oder war ihr Duft tatsächlich intensiver geworden, weil ihr Blut schneller durch die Adern pulsierte? Es war wirklich jammerschade, dachte Paul, dass er Skrupel hatte. »Jetzt hast du wieder Farbe bekommen. Wenn du verstört bist, wird deine Haut durchscheinend wie Glas. Ein Mann fühlte sich dadurch aufgerufen, die Dinge für dich zu erledigen.«
    Ihr Rückgrat, das er so gut behandelt hatte, versteifte sich wieder. »Ich brauche niemanden, der etwas für mich erledigt.«
    »Was eine bestimmte Art von Männern nur noch mehr auf den Plan ruft. Verletzbarkeit und Unabhängigkeit. Ich habe bisher nicht gewusst, was für eine verheerende Mischung das ist.«
    Sie hob das Glas an ihre Lippen und bemühte sich, einen leichten Ton anzuschlagen. »Nun, diesmal bringt es mir immerhin ein Abendessen ein.«
    Er ließ sie nicht aus den Augen, nahm ihr das Glas ab und stellte es ab. »Wir könnten beide viel mehr haben.«
    »Vielleicht.« Sie starrte in seine leuchtend dunkelblauen Augen. Sie waren ihr sehr nahe. Es war viel zu leicht, sich darin zu spiegeln. »Ich bin nicht sicher, dass ich noch ein bisschen mehr verkraften kann.«
    Ob das nun stimmte oder nicht, er spürte, dass sie überzeugt davon war. »Es sieht so aus, als ob wir nur stufenweise Fortschritte machen können.«
    Weil ihr das sicherer zu sein schien als das Dahinschmelzen, das sie kürzlich erlebt hatte, stimmte sie vorsichtig zu. »Das glaube ich auch.«
    »Die nächste Stufe wird sein, dass du mich küsst.«
    »Das habe ich doch schon getan.«
    Er schüttelte den Kopf. Es lag eine gewisse Herausforderung darin, keine absolut freundliche. »Ich habe dich geküsst.«
    Julia dachte darüber nach und nahm sich vor, wie ein erwachsener Mensch darauf zu reagieren. Ein erwachsener Mensch musste nicht jede Herausforderung aufgreifen, die ihm begegnete. Sie ließ sich noch einen Augenblick Zeit, dann drückte sie ihre warmen Lippen auf seine.
    »Ich muss Brandon hereinrufen«, sagte sie, als er einen Schritt zurücktrat. Sie wünschte sich eine Menge Zeit, bevor der nächste Schritt an der Reihe war.

12

    Michael Delrickio züchtete Orchideen in einem riesigen Gewächshaus, das durch einen breiten Arkadengang mit seiner Festung oberhalb des großen Strandes verbunden war. Er nahm sein Hobby sehr ernst und gehörte, nicht nur als zahlendes Mitglied, dem örtlichen Gärtnerverein an. Oft hielt er dort interessante und amüsante Vorträge über die Familie der Orchideen. Zu seinen größten Erfolgen zählte er die gelungene Züchtung einer neuen Orchidee, welcher er den Namen Madonna gegeben hatte.
    Es war ein teures Hobby, aber er war ein sehr reicher Mann. Viele seiner Geschäfte waren völlig legal, und er zahlte vielleicht mehr Steuern, als die meisten Männer in seiner Lage. Es waren sehr verschiedenartige Geschäfte, die er betrieb, angefangen bei der Schiffahrt, dem Bühnen- und Restaurantbedarf, der Lieferung von Speisen und Getränken über Prostitution, Spielbanken, Elektro-Handel bis hin zu Erpressung. Er besaß verschiedene Spirituosengeschäfte oder war zumindest beteiligt daran. Clubs und Boutiquen, sogar ein Schwergewichtsboxer »gehörten« ihm - wenigstens teilweise. Zunächst hatte er sich vom Rauschgiftgeschäft ferngehalten, weil er es persönlich verabscheute. Aber in den siebziger Jahren war er dann doch vorsichtig eingestiegen. Er betrachtete es als ein unheilvolles Zeichen der Zeit, dass er gerade damit so große Profite machte.
    Er war ein liebevoller Ehemann, der seine kleinen Affären nebenbei taktvoll und diskret behandelte, ein hingebungsvoller Vater, der seine acht Kinder mit fester Hand, aber immer gerecht aufgezogen hatte, und ein nachgiebiger Großvater, dem es schwerfiel, seinen Enkelkindern irgend etwas abzuschlagen.
    Er war ein Mann, der nicht viele Fehler machte, und wenn es einmal passierte, dann gab er es auch zu. Einer seiner Fehler war Eve Benedict gewesen. Er hatte sie so wild und fieberhaft geliebt, dass er indiskret und töricht gehandelt hatte. Selbst heute noch, fünfzehn Jahre später, erinnerte er sich nur allzu lebhaft daran, wie es gewesen war,

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