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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie zu besitzen. Allein die Erinnerung daran erregte ihn schon.
    Jetzt, als er seine Orchideen wie empfindliche Säuglinge bemutterte, wartete er auf Eves Neffen. Trotz all seiner Fehler war der Junge in Ordnung. Delrickio hatte sogar einer seiner Töchter erlaubt, sich mit Drake zu treffen. Natürlich würde er dafür sorgen, dass nichts Ernsthaftes daraus wurde. In der Gartenkultur war ein Hybride eine schöne Sache, bewundernswert sogar, aber er wollte keine Hybriden als Enkel.
    Michael Delrickio glaubte daran, dass gleiches zu gleichem gehörte. Deshalb hatte er es sich nie verziehen, dass er bezaubert von Eve gewesen war, und ihr nicht, dass sie ihn so verzaubert hatte.
    Und weil er den Fehler bei sich selber suchte, war er mit Eves nutzlosem Neffen geduldiger, als das Geschäft es eigentlich verlangte.
    »Pate.«
    Delrickio richtete sich von seiner Arbeit an drei seltenen Spinnen-Orchideen auf. Der junge Joseph stand in der Tür. Er war ein hübscher, stabil gebauter Kerl, der gern Gewichte hob und den Sparringspartner abgab bei den Übungen, die Delrickio bevorzugte. Er war der Sohn einer Kusine seiner Frau. Joseph arbeitete seit fünf Jahren für ihn. Delrickio hatte ihn von seinem eigenen ersten Lieutenant einarbeiten lassen. Er wusste, dass der Junge nicht allzu hell war, aber loyal und bereit, sein Bestes zu tun.
    »Ja, Joseph.«
    »Morrison ist da.«
    »Gut, gut.«
    Delrickio wischte sich die Hände an der weißen Gärtnerschürze ab, die er trug, wenn er an seinen Blumen arbeitete. Seine jüngste Tochter hatte sie für ihn gemacht. Sie hatte auf den schneeweißen Grund eine Karikatur ihres lächelnden Papas gemalt und eine sehr sexy wirkende Orchidee mit langen Beinen, die sich an ihn schmiegte.
    »Bring ihn her. Deine Erkältung ist besser, ja?« Er war ein guter, besorgter Arbeitgeber.
    Joseph zuckte mit den Schultern. Er war sehr verlegen wegen dieses Zeichens von körperlicher Schwäche. »Mir geht's gut.«
    »Immer noch angegriffen. Du musst viel von Teresas Suppen essen, Joseph, um das Gift auszuschwemmen. Deine Gesundheit ist alles.«
    »Ja, Pate.«
    »Und bleib in der Nähe, Joseph. Drake braucht vielleicht eine kleine Anregung.«
    Joseph grinste, nickte und trottete davon.
    Drake saß in dem großen Wohnzimmer auf einem bequemen Drehsessel und trommelte mit den Fingern auf seine Knie. Da der Rhythmus ihn nicht beruhigen konnte, fing er an, seine Knöchel knacken zu lassen. Er schwitzte nicht, wenigstens nicht sehr. Neben ihm stand seine Aktentasche mit siebentausend Dollar darin. Es war zu wenig, und Drake verfluchte sich deswegen. Er hatte von einem Hehler für Eves Nippes fünfzehntausend bekommen. Obwohl ihm klar war, dass er dabei betrogen worden war, hätte die Summe doch immerhin zunächst ausgereicht. Bis er zu dem Rennen gegangen war.
    Er war so sicher gewesen, so verdammt sicher, dass er aus den fünfzehntausend dreißig-, sogar vierzigtausend machen konnte. Dann wäre er den Druck eine Zeitlang los gewesen. Er hatte seine Wettbeträge sehr sorgfältig eingesetzt. Er hatte sogar zu Hause schon eine Flasche Dom Perignon gekühlt, und eine süße kleine Brünette wartete auf ihn.
    Anstatt im Triumph heimzukehren, hatte er die Hälfte seines Geldes verloren.
    Aber alles würde in Ordnung kommen. Er ließ wieder seine Knöchel knacken. Alles würde gut werden. Außer den siebentausend hatte er drei Tonbandkopien in der Tasche.
    Es war so einfach gewesen, dachte er, ein paar ausgewählte Stücke einzustecken, Sachen, die Eve nicht einmal vermissen würde. Das alte Mädchen ging höchstens ein- oder zweimal im Jahr ins Gästehaus hinunter. Außerdem hatte sie so viele solcher Dinge, niemand konnte genau sagen, wo jedes einzelne gerade steckte. Es war sehr schlau von ihm gewesen, leere Tonbänder mitzubringen. Er hätte mehr als nur drei kopieren können, aber er war gestört worden, als irgend jemand zur Hintertür hereinkam.
    Drake lächelte zufrieden.
    »Er ist bereit, Sie zu empfangen«, sagte Joseph und führte ihn zum Gewächshaus.
    Du lieber Himmel, es ging zum Gewächshaus. Drake verdrehte die Augen hinter Josephs Rücken. Er haßte diesen Raum, die feuchte Hitze, das gefilterte Licht, die Dschungelblumen, an denen er Interesse bekunden musste. Mit Mühe zwang er sich zu einem Lächeln, als er eintrat.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
    »Keineswegs.« Delrickio entfernte ein wenig Erde von seinem Daumen. »Ich habe mich gerade um meine Damen gekümmert. Ich freue mich, dich zu

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