Erinnerungen an die Wahrheit
folgt geschildert:
(…) Am dritten Tag stieg Moses auf den Berg Sinai. Die Natur erzitterte unter der Gewalt des Lichtes, das über der Erde lag. Der Berg aber schien in Flammen zu stehen. Nicht alle sahen es, nur Auserwählte. Sie waren begnadet es zu schauen und dem Volk zu verkünden. Als Moses den Gipfel erklommen hatte, war ihm, als sei er der Erde für immer entrückt. Unbeschreibliche Seligkeit erfüllte ihn, und ihm war so leicht, daß er die Erdenschwere vergaß. Und der Herr redete mit Moses und gab ihm die Gesetze, die das Volk Israel führen sollten bis zum Tage des Jüngsten Gerichtes, daß Gott auf ihm aufbauen könne sein Tausendjähriges Reich. – In steinerne Tafeln grub Moses die Worte und Gebote Gottes, und seine Hand wurde dabei vom Licht geführt. Zehn Gebote, die in sich das Heil der Welt bargen, die in ihrer Vollkommenheit der Menschheit das Dasein leicht machen konnten, gab Gott seinem Diener Moses. Und dazu gab er ihm die Kraft, aus ihnen alles abzuleiten, das den Menschen noch nicht eingehen konnte. Erläuterungen mit jedem Wort, in Liebe und Sorge für den Menschen, der nicht fähig war, die einfache Größe so zu erfassen, wie sie gegeben wurde. (…)
Bild am Kapitelanfang: „Fronarbeit Israels in Ägypten“, Kupferstich/Druckgrafik von Matthäus Merian d. Ä., 1630, später koloriert
Bild nach Einleitungstext: „Zug der Israeliten durch das Rote Meer“, Ölgemälde von Hans III.Jordaens, um 1624 (Berlin, SMPK Gemäldegalerie)
Kassandra und der Krieg um Troja
Ein dramatisches Kapitel der Menschheitsgeschichte
Die „Ilias“ und die „Odyssee“, die beiden Homer zugeschriebenen Dichtungen über den Krieg um Troja und die Heimkehr des Odysseus, sind weltberühmt. Die Dichtungen wurden im 8. Jahrhundert v. Chr. aufgeschrieben, und seit dieser Zeit waren die beiden Dichtungen für alle nachfolgenden Geschichts-Epochen von großer Bedeutung. Hat es aber jemals die Burg von Troja gegeben, und haben die Helden von Troja – wie Hektor und Paris, Achill und Odysseus – wirklich gelebt? Gab es tatsächlich die Seherin Kassandra, deren Prophezeiungen niemand glauben mochte, oder das sprichwörtlich berühmt gewordene Trojanische Pferd? Oder ist alles nur farbenprächtige, frei erfundene Dichtung?
Troja und der Trojanische Krieg
Als 1871 Heinrich Schliemann an dem unscheinbaren Hügel Hisarlik – an der kleinasiatischen Küste, unweit der Dardanellen gelegen – mit seinen Ausgrabungen auf der Suche nach Troja begann, war der Glaube an die Existenz des sagenumwobenen Troja schon weitgehend geschwunden. Die alten Sagen und Dichtungen über den Trojanischen Krieg, der hier stattgefunden haben sollte, wurden zwar immer noch hoch geschätzt, doch an den geschichtlichen Wahrheitsgehalt glaubten im „aufgeklärten“ Zeitalter die wenigsten. Bei den Ausgrabungen stieß Schliemann aber tatsächlich sehr bald auf die Überreste der Burganlage von Troja. Neuere Ausgrabungen seit 1988 unter dem Deutschen Manfred Korfmann zeigten deutlich, daß es auch eine ausgedehnte Unterstadt von Troja gegeben hat. Die Unterstadt hatte eigene Befestigungsanlagen und Sicherungsgräben. Sie war somit bestens vor Feinden geschützt.
Es gilt daher heute bei vielen Archäologen als sicher, daß es im 13. Jahrhundert v. Chr. ein stattliches Troja unter dem Hügel von Hisarlik tatsächlich gegeben hat. Fest steht auch, daß dieses Troja nach einem verlorenen Krieg um 1200 v. Chr. immer mehr in Bedeutungslosigkeit versank, aber später von Griechen und Römern noch lange in hohen Ehren gehalten wurde. Berühmtheiten wie Alexander der Große, Cäsar und Augustus „pilgerten“ nach Troja, opferten den Göttern und sonnten sich im Abglanz der viel besungenen einstigen Helden des Trojanischen Krieges, mit denen man sich gerne verglich.
Was die Geschichtlichkeit des Trojanischen Krieges anbetrifft, so gilt für viele Homerforscher der sogenannte „Schiffskatalog“ in der „Ilias“ als Beweismaterial. Hier werden bis ins einzelne die griechischen Kriegsteilnehmer aufgeführt. Einen ähnlichen „Katalog“ gibt es auch in der „Ilias“ für die verbündeten Kriegsteilnehmer auf trojanischer Seite. In dem „Schiffskatalog“ werden korrekt – soweit man das heute überprüfen kann – Fürstentümer bzw. Ortschaften in Griechenland genannt, die tatsächlich im 13. Jahrhundert v. Chr. existiert hatten, die es aber im 8. Jahrhundert v. Chr., als die „Ilias“
Weitere Kostenlose Bücher