Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)
tatsächlich geschafft, dass ich kam. Hat er sich gefreut! Ich hatte weiß Gott von Anfang an versucht, ihm zu erklären, wie es funktioniert, aber er konnte es einfach nicht begreifen. Später erzählte er mir, dass das Mädchen aus Brooklyn seine Lehrerin gewesen war. Als wir schließlich im Bett landeten, kam ich zum ersten Mal mit ihm in mir, und ich weiß noch, dass ich ihm sagte: Ja, so ist es richtig. Mach’s immer so. Reit mich zu, reit mich zu wie eine Stute.
Was sie erzählte, hatte sie erregt. Ich war mir sicher. Zum ersten Mal an diesem Abend hatten ihre Wangen Farbe, und ich muss mit Beschämung zugeben, dass ich ebenfalls ein gewisses Maß wenig heilsamer Erregung spürte. Bevor ich erfuhr, ob dieser Vorfall die Wiederaufnahme ihrer Beziehung markiert und den Weg zur Heirat gebahnt hatte, brachte der Kellner den ersten Gang.
Ich sollte dir dieses Zeug nicht erzählen, fuhr sie nach einer Weile fort und legte die Gabel beiseite. Es ist so peinlich. Aber anders würdest du nicht verstehen, wie es passierte. An der Business School arbeiteten alle hart. Thomas war immer ein guter Student gewesen. Vielleicht musste er nicht ganz so hart arbeiten wie die anderen. Jedenfalls hat er mir ständig aufgelauert. Meistens wollte er vögeln. Sehr bald nach dem ersten Mal sagte er sehr stolz, er habe der Frau aus Brooklyn von mir erzählt und das sei das Ende seiner Geschichte mit ihr gewesen. Vielleicht hätte er sie behalten sollen; im Bett wurde er nicht mehr besser. Es war die alte Geschichte. In einer Nacht wurde ich so wütend, dass ich aufstand und mich in denQueen-Anne-Sessel setzte; ich zog mir eine Strickdecke über die Schultern und zitterte vor Kälte. Ich weinte. Er kam auch aus dem Bett und sagte: Hör auf, bitte. Ich mache es wieder gut. Und das tat er. Die Frau aus Brooklyn hatte ihn noch einen nützlichen Trick gelehrt. Ein paar Männer in Frankreich hatten ihn mir gezeigt, und Hubert wendete ihn auch an, bevor es ihm zu anstrengend wurde, aber dass Thomas eine Ahnung von solchen Dingen hatte, hätte ich nicht gedacht. Der Trick machte mich ganz hemmungslos. Später probierten wir Variationen zu diesem Thema aus, die ihm gefielen, mir aber nicht. Ich wusste nur: Er war kein Hubert. Er war kein richtiger Mann. Es wurde auch nicht gerade besser dadurch, dass er abends ankam – und zwar fast jeden Tag, weil er seine Arbeit am späten Nachmittag schon erledigt hatte – und dann über Nacht bleiben wollte, um morgens rechtzeitig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Business School zu fahren. Das konnte ich nicht zulassen. Das Haus gehörte den Mathers. Peter Mathers lehrte am College Griechisch und Alte Geschichte; er wie seine Frau waren sittenstreng und nur deshalb bereit, mir das Apartment zu vermieten, weil sie meine Familie kannten. Wenn sie sahen, dass Thomas morgens aus der Tür kam und an den Wochenenden bei mir war, würde die Hölle los sein. Sie würden verlangen, dass ich auszog. Der Streit darüber ging immer weiter. Thomas blieb beharrlich, und außer ihm und Dr. Reiner und meiner Arbeit für Emily hatte ich nichts und niemanden. Ich fragte Dr. Reiner, was ich tun solle, und er sagte: Sie sollten genau das tun, was Sie möchten. Ich dachte über diesen Rat nach und erklärte Thomas, ich fände es nicht richtig, mit einer Affäre weiterzumachen, die mich einenge und zu nichts führe. Wenn wirnicht gerade im Bett sind, unternehmen wir doch nichts zusammen, gehen nur an Football-Wochenenden zu den Partys deines Jahrgangs, und da trinken alle bis zum Umfallen Martinis – langweilig.
Ich wusste, dass seine Freunde nicht wussten, was sie von mir halten sollten. Ich war älter und anders als die Mädchen, die sie einluden. Irgendwann fragte ich Dr. Reiner, ob er meine, ich könnte heiraten und Kinder haben. Er sagte: Sicherlich können Sie heiraten, wenn Sie es wirklich wollen, obwohl es normalerweise am besten ist, während einer Therapie Langzeitbindungen zu vermeiden, und er fragte, ob ich Thomas erzählt hätte, dass ich eine Analyse mache. Denn wenn Sie es nicht getan haben, sollten Sie es jetzt in Betracht ziehen. Thomas war zum Schnüffeln wie geboren, und es war schwierig, von meinem Zusammenbruch in Genf und von Dr. Reiner zu sprechen und Hubert ganz auszusparen, aber ich schaffte es, indem ich vage blieb. Ohnehin bin ich sicher, dass Verstehen das Letzte war, was Thomas wollte. Als ich Dr. Reiner berichtete, dass ich getan hätte, was er mir dringend geraten habe, erwartete ich,
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