Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)
schluckst, was sie dir vorsetzt! Und schreib mir deine Adresse auf. Ich will dir das Jahrbuch des Clubs schicken, dann kannst du dir das Mitgliederverzeichnis ansehen und Namen von Leuten heraussuchen, die du kennst und die ich um Empfehlungsbriefe bitten kann. Du erinnerst dich an meine Frau Priscilla, mein Ein und Alles? In den Tagen unserer verschwendeten Jugend hast du mit ihr getanzt. Was rede ich denn, natürlich erinnerst du dich! Sie wird entzückt sein, wenn sie hört, dass du wiederaufgetaucht bist. Da wir gerade von Lucy sprechen: Diese beiden können sich nicht ausstehen. Seit sie im Internat waren. Du und Priscilla, ihr werdet euch viel über Lucy zu erzählen haben. Mittlerweile haben die Damen an Donnerstagabenden Zutritt zum Gäste-Speisesaal, da wollen wir zusammen zu Abend essen. Und an Josiah gerichtet fügte er hinzu: Du und Molly, ihr müsst auch kommen. Priscilla kümmert sich immer um alles. Sie wird es organisieren.
Ich hatte das sichere Gefühl, dass ich noch mehr über Lucy hören würde, ohne auf das Dinner mit Priscilla warten zu müssen, und war sehr gespannt, aber genau in diesem Augenblick betraten drei erstaunlich dünne Herren, typische Clubmänner, den Raum, in den Händen Highballgläser mit etwas, das nach Bullshots aussah, und suchten einen freien Platz am Tisch. Sie entdeckten Alex und steuerten zielsicher auf ihn zu. Zwei setzten sich links und rechts von ihm, der dritte neben Josiah. Vorstellungen folgten. Perfektes Timing, perfektes Timing, intonierte Alex, sprach den Mann zu seiner Rechten an und sagte: Kannst du dir diesen Skandal vorstellen, Junius? Unser Philip hier, ein ausgezeichneter Romancier und mein Schützling beim Lampoon , ist kein Mitglied! Ich habe die Absicht, das in Ordnung zu bringen. Dann, an meine Adresse, erklärte er: Junius ist unser Präsident.
Für Josiah und mich war der Kaffee gebracht worden, und kurz danach standen wir vom Tisch auf.
Denk dran, lass dir keine Gehirnwäsche von ihr verpassen, rief Alex. Und nichts verraten! Er hielt den Finger an die Lippen.
Nicht lange nachdem ich Bella geheiratet hatte und in einer Flaute zwischen zwei Büchern Geld verdienen musste, verfasste ich für LIFE , die damals bemerkenswert gut zahlten, eine Artikelserie über kulturelle Themen, unter anderem Porträts von Vladimir Horowitz, Pablo Casals, Yehudi Menuhin, Eugene Ionesco und Kingsley Amis, auf der Grundlage ausführlicher Interviews. Später wurde aus diesen Artikeln ein Buch, von dessen Erlös ich im Haus in Sharon neue Leitungen legen, das undichte Dach neu decken und moderne Annehmlichkeiten wie Zentralheizung, einen Heißwasserboiler und eine leistungsfähige Pumpe installieren lassen konnte. Die Nashörner hätten das Haus gebaut, in dem wir wohnten, scherzte Bella. Ich wäre vielleicht beimJournalismus geblieben, wenn sich LIFE nicht geändert hätte oder wenn mir nicht schon Ideen für die Handlung eines neuen Romans, der in der Folgezeit wichtige Preise gewann, durch den Kopf gegangen wären. Jetzt regten sich in mir wieder die Instinkte des Interviewers, die ich damals entwickelt und verfeinert hatte, die aber seitdem eingeschlafen waren. Als ich am nächsten Tag durch den Park zum Treffen mit Lucy ging, war ich schon fast entschlossen, die Technik der Überrumpelung anzuwenden und sie direkt zu fragen, ob es stimme, dass sie zwar schon lange mit Thomas unzufrieden gewesen sei, dass am Ende aber, wie sie angedeutet hatte, er die Initiative ergriffen und sie verlassen habe. Und falls ja, was hatte die Entscheidung ausgelöst? Doch als ich im Restaurant auf Lucy wartete, kamen mir Zweifel. Sie war mit Sicherheit einsam und hatte offenbar ein überwältigendes Verlangen oder Bedürfnis, sich zu rechtfertigen und vielleicht auch Rache an dem Toten zu nehmen. Aber anders als eine Berühmtheit, die sich vielleicht zunächst zierte, jedoch dabei nie das angestrebte Endprodukt aus dem Auge verlor, die mehrseitige Story mit schmeichelhaften Fotos in einem Hochglanzmagazin, konnte Lucy nicht mit einem Lohn rechnen, wenn sie sich auf meine Fragen einließ. Es wäre dumm, sie kopfscheu zu machen. Außerdem sprach einiges dafür, sie so erzählen zu lassen, wie sie es wollte und konnte. Wenn ich ihren Bewusstseinsstrom nicht unterbrach, offenbarte sie vielleicht mehr, als sie sich vorgenommen hatte.
Sie kam fünfzehn Minuten zu spät. Ich sagte ihr ganz ehrlich, das Warten habe mich nicht gestört. Es macht Spaß, an einem Martini zu nippen und den
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